Kapitel 3

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Rileys Schuhe knirschten im knöchelhohen Schnee. Vielleicht wären Winterstiefel doch besser gewesen? Als eine Schneeflocken auf ihrer Nasenspitze landete wischte Riley sie mit einem aggressiven Schnauben weg. Es begann immer stärker zu schneien und das Ende November? Am liebsten hätte sie jetzt einen Schneeball nach ihrem eigenen Leben geworfen. In den kalten Jahreszeiten war es immer unbeschreiblich kalt in der kleinen Wohnung und die Zombies froren auch. Sie suchten sich immer häufiger warme Menschen mit dem heißen Blut in den Adern. Und nein, diese Zombies waren nicht auf Gehirne aus, sondern auf die gesamte Wärme jedes Menschen.

Gedankenverloren starrte sie auf den gefrorenen Boden. Er war jetzt schon genau so glatt wie in dem einen Winter Jahre früher, als Riley noch mit ihrer Familie in dem kleinen Dorf am Rande der Stadt lebte. Ihre Erinnerungen waren verschwommen und die Gesichter ihrer Familie Jahre zuvor waren wie ausradiert. Trotzdem, der Geruch von Rauch aus den Schornsteinen der wenigen Häuser, der knirschende Schnee unter ihren Schuhen und die toten Stille. Immer war es still gewesen.

„Riley! Hey Riley, alles klar? So still bist du doch sonst auch nicht!“ Erschrocken hob sie den Kopf und brauchte eine Weile um zu realisieren, wer mit ihr redete. „Jaja alles okay.“ „Sicher?“ Besorgt musterte Kevin sie von der Seite. Nickend begann Riley schneller zu laufen. Das war ihr lange nicht mehr passiert. Sie hatte mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen. Das schnelle Umgewöhnen und mit neuen Situationen klar kommen war eine ihrer großen Stärken. Wie konnte dann so ein Aussetzer passieren? Irgendwas brummte in ihrem Kopf und Riley biss die Zähne zusammen um nicht zu stöhnen. Vielleicht war sie wirklich noch viel zu müde, um sich solchen Gedanken zu stellen. „Was glaubst du wie weit ist es noch?“ Kevins erschöpfte Stimme ließ Riley seufzen. Er war sicher auch müde. „Keine Ahnung, ich habe das Zone 1 Schild noch nicht gesehen.“ Die Straßen waren belebt und überall wuselten Menschen durch die Gassen. Die vielen, billigen Autos qualmten die ganze Luft voll und machten das Atmen schwer. Von weiter vorne hörte Riley den Lärm des Wintermarktes. Weihnachten war noch zu weit entfernt als dass man diese Märkte „Weihnachtsmärkte“ hätte nennen können. Trotzdem waren die Menschen total scharf darauf ihren alten Kram loszuwerden. Auch Riley und ihr Bruder mussten jedes Wochenende bei dem kleinen Stand ihres Vaters mithelfen. Viel zu helfen gab es da nicht. Sie alten, ausrangierten Möbel, die ihre kleine Wohnung verstopften, waren größtenteils noch intakt. Trotz des abgesplitterten Lacks und den verrosteten Schrauben. Es waren die letzten Überbleibsel aus einer Zeit ohne Zombies. Die billigen Bauernmöbel brachten vielleicht nicht viel ein, aber mehr verkaufte Möbel würde auch mehr Platz bedeuten. Morgen mussten Michal und sie wieder ran. Vielleicht konnte sie Michal ja mit irgendetwas aus dem Haus des Bürgermeisters bestechen? Sicher, klauen war wirklich nicht ihre Art, aber so oft wie sie Michal schon angebettelt hatte, würde er nicht noch einmal kostenlos im Schnee stehen.

Der Geruch von gebrannten Mandeln zog Riley in die Nase. Nur wenige Menschen kauften diese besten Mandeln der Geschichte. Ihr Dad nannte diese Mandeln die reinste abzocke, Riley nannte sie das Beste auf der Welt. Klar, der Besitzer des Standes wollte gut verdienen und kurbelte deswegen die Preise hoch, aber ab und zu war es so eine Tüte einfach wert.

„Hey Riley! Wo willst du hin?“ Kevins verwunderte Stimme schallte ihr nach, als sie die Abkürzung über einige flache Sträucher nahm. „Nur schnell Mandeln holen!“

Vier Minuten, zwei Anrempler, einen beinahe Sturz wegen der vereisten Straße und einen blöden Kommentar von Kevin später waren beide wieder auf dem Weg in Richtung Rathaus, wo die Feier stattfinden sollte. „Musste das jetzt sein? Wir sind deinetwegen eh schon zu spät. Ich will nicht noch mehr Ärger von Daniels kriegen!“ Du bekommst doch so oder so ärger von Daniels, weil du so gut wie nie an einer Patrouille teilnimmst. Verärgert biss Riley auf eine Nuss um den Gedanken nicht laut auszusprechen. Wahrscheinlich würde sogar sie mehr Ärger für die krankenhausreife Aktion von gestern Nacht bekommen, als er für sein feiges Verhalten und die Verweigerung. Das war nicht fair.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 14, 2015 ⏰

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