Kapitel 1
In ihrem Kopf begann es zu piepen. Erst unregelmäßig, dann leiser und gleichmäßiger. Der Geruch war so klinisch. Ihre Hände strichen über die kalte Bettwäsche. Allgemein war es zu kalt hier. Ihre Augen öffneten sich langsam. Die Wände waren kalt und weiß. Einfach nur kahl. Die Deckenleuchten über ihr waren ausgeschaltet und durch das kleine Fenster viel nur wenig Licht von der Morgendämmerung. Schon wieder. Schon wieder war sie hier aufgewacht. Was war dieses Mal geschehen? Sie wusste genau was zu tun war. Als sie ihre Beine unter der Decke hervorschob, fühlte sie ein Ziehen an ihrem Arm. Sie war festgekettet. In einem Krankenhaus. Das war neu, doch kein Problem für die angehende Jägerin. Sie wusste ganz genau, dass wenn sie gebissen wurde, sie das ganze Krankenhaus bedrohen könnte. Mit dem Fuß zog sie ein bewegliches Tischchen heran. Dort drauf lagen mehrere klinische Instrumente. Unter anderem ein kleines Messer. Schnell war das Schloss geknackt und sie zog sich den Klips vom Finger. Die nervige Maschine neben ihr stieß ein langes, durchdringendes Piepsen aus. Keine fünf Sekunden später stand eine Schwester in ihrem Zimmer.
„Ah Miss Locklear! Ich dachte mir schon, dass Sie nicht gestorben sind!“ Sie lächelte das Mädchen vor sich falsch an. Du fändest es besser, wenn ich komplett verschwinden würde, nicht war? Auf ihrem Mund zeigte sich ein feines Lächeln.
„Ich will gar nicht wissen, an was Sie gedacht haben Miss Locklear! Aber ich muss sie nun wirklich bitten im Bett zu bleiben! Eine Nachuntersuchung ist dringendst nötig. Sie sind schwerer verletzt worden, zwar sind keine Bisspuren zu sehen, aber man kann ja nie wissen nicht wahr?“ Auf Rileys Gesicht bildete sich ein falsches Lächeln. „Glauben sie mir… Susan… ich bin nicht infiziert! So schnell bekommt mich niemand in die Hände.“ Mit diesen Worten sah sie von dem Namenschild der Schwester wieder in ihr Gesicht. „Das haben Sie die letzten vier Male auch gesagt Miss Locklear! Keine Diskussion.“ Und schon verschwand sie wieder auf den Gang hinaus. Sie machte sich nicht mal die Mühe den Lichtschalter zu betätigen. Rileys knochige Finger strichen über ihr Gesicht. Sie war müde. Trotz des Schläfchens im harten Krankenhausbett, die letzte Nacht war einfach viel zu lang gewesen. Sie ließ sich auf das Bett sinken und dachte an vergangene Nacht. Ein Schauer lief über ihren Rücken. Noch nie war es so knapp gewesen.
Überall waren sie. Sie krochen aus jeder dunklen Ecke der verschmutzten Gasse. Riley war alleine, wie immer eigentlich. Wenn Kevin sich auch wieder vor seinem Dienst drückte, was sollte sie dann bitte tun? Kevin war eh keine große Hilfe gegen die Zombies. Wie sollte er nur jemals seine Ausbildung schaffen, wenn er sich nicht einmal traute auf Patrouille zu gehen? Egal. Riley war nicht sein Babysitter. Trotzdem war Kevins Gesellschaft nicht immer anstrengend und nervig. Es gab sogar einige aus dem Clan, die Kevin Rileys „bessere Seite“ nannten. Sie beobachtete mit zusammengekniffenen Augen die Meute von Zombies, die sich schlurfend langsam und mit unmenschlichem Geheule auf sie zu bewegten. Alles nur nicht gebissen werden. Das war die Devise. Eigentlich schon Rileys Motto. Das lange und gebogene Messer in ihrer Hand war schwer und stank fürchterlich nach dem Gift, dass die Jäger verwendeten um die Zombies zu lähmen. In der anderen Hand hielt sie eine Eisenkugel. Sie war federleicht und stank genau so fürchterlich wie das Schwert. Der Grund? Geschützt durch eine hauchdünne Eisenschicht verborgen sich ca. 100 Milliliter pures Gift in der Kugel. In Rileys Tasche an ihrer Seite waren noch etwa 20 weitere Kugeln gelagert. Die Standartausrückung eines Jägers. Inzwischen waren die Kreaturen bis auf wenige Meter herangekommen. Riley zählte sieben Stück. So viel? Sie musste schlucken. Das war nie Teil ihrer Ausbildung gewesen. Egal sie wäre nicht Riley wenn sie es nicht mit mindestens hunderten von ihnen aufnehmen könnte. Sie straffte die Schultern und warf die erste Giftkugel mitten dem ersten Zombie ins Gesicht, dieser brüllte vor Schmerz auf und taumelte zurück. Diese volle Ladung von Gift sollte jedes Lebewesen, mehr oder weniger lebendig, innerhalb von 20 Sekunden auslöschen. Nach dieser ersten Kugel stürzten sich die restlichen sechs nur so auf sie. Ab da waren die Erinnerungen nur noch verschwommen. Wie nach jedem Kampf. All diese Schritte waren Routine. Riley kämpfte tapfer bis zum letzten Zombie, doch als alle endgültig tot und verstümmelt vor ihr auf dem aufgerissenen Pflasterstein lagen wurde ihr schwindelig, wie nach fast jedem Kampf in letzter Zeit. Sie hörte nur noch dumpfe Stimmen, die ihren Namen riefen, dann wurde alles schwarz.
Mit einem seufzen drückte sie sich vom Bett hoch. Die Untersuchung konnte sie sich auch wirklich sparen. Es kam wahrscheinlich nur das Übliche. Blutuntersuchung. Wenn diese positiv war, dann sah es… schlecht aus. Egal, wenn ich gebissen wurde, hätten sie doch schon längst eine Biss spur finden müssen. Sie musste dringend ins Bett und sich ausruhen. Bald würde die Sonne aufgehen und dann musste Riley die übrigen Reste der Zombies entsorgen. Das hätte sie eigentlich schon gestern machen müssen. Wer sie wohl ins Krankenhaus gebracht hatte? Und eine Mütze voll Schlaf wäre auch nicht schlecht. Die nächste Nacht muss sie sicherlich wieder auf die Jagt gehen. Das Jäger Geschäft war eine harte Branche. Mit zusammengekniffenen Augen, teils wegen dem spärlichen Licht, teils wegen Müdigkeit, suchte sie sich ihre Klamotten zusammen, die über einer Stuhllehne hingen. Erst die Handschuhe aus Leder ohne Finger, dann die dicke Lederjacke und zum Schluss die schwarzen Springerstiefel. Schnell band sie ihre braunen, lockigen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und schnappte sich ihre Tasche. Dabei viel etwas auf den Boden. Ihre Kankenakte hatte auf der Umhängetasche gelegen. Gelangweilt öffnete Riley das Dokument.
Atlanta 28.11.
Riley Locklear geboren am 12.12.1996 in Atlanta
Beruf: Schülerin, Nebenausbildung Jägerin
Einweisungsgrund: Verdacht auf Zombieinfizierung
Daneben prangte ein drei Jahre altes Foto von Riley. Mit Zahnspange. Kopfschüttelnd blätterte sie die verschiedenen Blätter durch. Sie waren fast identisch. Nur das heutige Datum unterschied die vier Blätter. Vier mal war Riley aus dem gleichen Grund hier gewesen. Resigniert schmiss sie die Akte auf das Krankenbett und drückte die schwere Tür auf. Der Krankenhausflur lag dunkel und verlassen da. Das ganze Krankenhaus wirkte wie ausgestorben. Kevin hätte sich jetzt vor Angst hinter Riley versteckt und sie hätte ihn mit schlechten Witzen von der gruseligen Atmosphäre ablenken müssen. Traurig lächelte sie. Sie war gerne bei Kevin. Er brachte sie zum lachen und er war ein sprechendes Klatschmagazin. Er wusste immer alles von jedem. Wenn er sich nur mehr bemühen würde. Bald stieg Riley in Level 3 auf. Und er? Er schaffte gerade den Sprung zu Level 2. Rileys schwere Stiefel klackerten dumpf über den glatt polierten Boden. Einmal kam ihr eine Schwester entgegen, die ihr aber wenig Beachtung schenkte. In so einer Zeit wie gerade waren die Krankenhäuser überfüllt und jeder hatte genügend mit verwundeten, halb verwandelten und hoffnungslosen Patienten zu tun. Die berühmt berüchtigten „kalten Keller“ waren voll mit verwandelten Menschen, die dort unten in Zellen auf den großen Lastwagen warteten, der sie auf den Sonnenhügel bringen würde. Dort oben in der grellen Mittagssonne verbrannten schon so manche Bekannte von Riley. Die meisten Jäger. Sie waren am meisten betroffen, schließlich arbeiteten sie Tag aus Tag ein mit Zombies zusammen. Schaudernd erinnerte sich Riley an Alex. Alex war immer recht still zu Riley gewesen, doch wenn sie einmal sprach kam nur hochgestochenes Geschwafel heraus. Alex versteckte sich immer lieber hinter ihren Büchern. Es war fast vorherbestimmt, dass Alex in jener Nacht gebissen wurde. Sie hatte keine Übung und trotzdem musste sie in die dunkle Nacht heraus. Und jetzt lag sie in einem der 1000 Gräber zu Asche verbrannt auf dem Sonnenhügel.
Die Empfangsdame schenkte Riley einen wissenden Blick. „Ms Locklear, ich denke nicht, dass sie schon gehen dürfen. Wer ist ihr Pfleger?“ Lächelnd schob sich Riley an ihrem Tresen vorbei. „Keine Ahnung! Mir wurde sie nicht vorgestellt und ich sehe es nicht ein in einer dunklen Zelle eingesperrt zu sein. Also, schönen Tag noch!“ Entschlossen verließ Riley durch die Drehtüren das Krankenhaus. Hinter ihr blieben die Türen geschlossen. Jeder musste selbst wissen was das Beste für ihn war. Sie würden Riley nicht zurückholen, dafür gab es zu viel zu tun und wenn sie Riley wirklich für infiziert gehalten hätten, hätte die Schwester sie wieder angekettet. Mit aufrechten Schultern machte sich Riley auf den Weg nach Hause.
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Ich fange an meine eigenen Ideen zu feiern! Nein echt ich hab so das Gefühl die Story wird gut! ^^
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Damned
HorrorRiley ist die Tochter eines berühmten Zombiejägers. Keine schlechte Branche in einer Apokalypse. Doch was passiert wenn sie gebissen wird und zu dem Monster werden soll, die sie früher immer gejagt hat? *** Die Geschichte eines Mädchens, das versuc...