Kapitel 2
Die Sonne war inzwischen vollständig aufgegangen. Rileys schwere Stiefel knirschten auf den schmutzigen Straßen. Fast alle Häuser an denen sie vorbei ging hatten keine Fenster mehr und die Glassplitter lagen verteilt auf der Straße. Atlanta war schon seid einer geraumen Zeit in dieser katastrophalen Situation. Man hatte sich gewöhnt. Die meisten Häuser waren zwar heruntergekommen, aber immer noch bewohnt. Diese Zone, durch die sich Riley wegen den vielen Pflanzen erst einmal hindurchkämpfen musste, war die schlimmste. Zone 4. Hier lebten keine Menschen mehr. Nur noch irgendwelche belanglosen Streuner, die nichts mehr zu verlieren hatten und versuchten in Zone 4 etwas Essbares zu finden. Strom gab es ab Zone 3 nicht mehr und die Wasserversorgung wurde in Zone 4 schon lange abgestellt. Diese Zone gehörte bereits den Zombies. Sie bewegten sich nur nachts auf den Straßen, sonst hielten sie sich meistens im dunklen der Kanalisation auf. Wenn sie am Tag auf reise gehen würden, hätte Atlanta keine Chance. Und nicht nur Atlanta. Alle großen Städte im ganzen Land waren verseucht. Wahrscheinlich waren sogar andere Länder mit betroffen. Vom Thema Zombies hörte man nur noch selten etwas. Jeder wusste sie waren da und jede Nacht forderten sie aufs Neue Menschen heraus. Gierig von Blut angetrieben. Nach Sonnenuntergang verriegelten die Menschen ihre Häuser und wagten nicht einmal den Blick auf die Straße. Nur die Reichen der Stadt konnten das Land verlassen und auf dem Land? Nun ja, dort hatte sich die Seuche als erstes bedient. Die Städte waren der einzige noch sichere Zufluchtsort. Und hier wurde es mit allem ebenfalls enger. Die Benzinpreise waren ins unermessliche gestiegen und die Lebensmittelpreise ebenfalls.
Sicher bewegte sich Riley durch die verlassenen Straßen. Zone 4 ist die beste Zombiejägerzone. Hier jagte Riley jede Nacht Zombies. Jeder tote Zombie brachte ihr Geld ein. Und nicht nur ihr. Zone 4 und Zone 3 gingen fast nahtlos in einander über. Die ersten bewohnten Häuser tauchten auf. Hier wohnten fast nur Menschen, die sich mit dieser Situation abgegeben hatten. Ihnen war es egal ob sie lebten oder starben. Außerdem gab es überall in der Stadt Zombies. Bald setzte auch die richtige Zivilisation wieder ein und die ersten Straßenlaternen tauchten auf. Die ersten Mehrfamilienhäuser ragten vor Riley auf und es regten sich die Straßen. Immer mehr Menschen machten sich auf den Weg zur Arbeit. Alle die an Riley vorbei liefen sahen sie mit einem abfälligen Blick an. Ihr Job wurde nicht geachtet. Es hieße immer, wenn die Jäger alles richtig machen würden gäbe es auch keine Zombies. Die reinste Lüge. Es waren einfach viel zu viele Zombies und immer wieder vermehrten sie sich weiter. Aber sag das mal der Regierung. Die ersten Autos rauschen an Riley vorbei und die Häuser wurden immer höher und größer und schließlich stand sehr unscheinbar am Rand ein Schild Zone 2. Dort hinter lagen alle Krankenhäuser und der Großteil der Menschen lebten in dieser Zone. Riley eingeschlossen. Das große, graue Hochhaus ragte unübersehbar vor Riley auf. Hier hatte sie den Großteil ihres Lebens verbracht, davor hatten ihr Bruder und ihr Vater mit ihr in einem alten Bauernhaus am Stadtrand gewohnt. Bis sie eines Nachts das ganze Dorf evakuieren mussten. Da war Riley grade mal fünf. Als sie gerade den Schlüssel in das schäbige Türschloss stecken wollte hörte sie hinter sich ein leises Lachen. Riley drehte sich hastig um, dabei fielen ihr die Schlüssel aus der Hand. Kevins Lachen wurde noch lauter. „Ach Riley, was würde ich nur ohne dich machen?" Grimmig musterte sie ihn von Kopf bis Fuß. Er trug einen makellosen Anzug, nur die robusten Stiefel, die unter den Anzugbeinen hervorstachen wirkten falsch im Gesamtbild. „Was willst du hier Kevin? Und wo her hast du so einen Anzug? Wehe du bist wieder auf ‚Beutezug' gegangen!" „Was denkst du denn von mir?" Böse starrte er zurück. „Nein, den hat mir unser Mentor zugeteilt. Falls du es noch nicht vergessen hast. In einer Stunde müssen wir bei diesem komischen Ball in Zone 1 sein! Ich hoffe du hast das nicht vergessen?" Verdammt! Ich hätte mir doch noch die Untersuchung reinziehen müssen. Oder mich gleich tot stellen. Ich hasse Veranstaltungen in Zone 1. Wir müssen an ihnen teilnehmen als Teil unserer Ausbildung. Nur um zu demonstrieren, dass wir Jäger nicht nur mit toten rumhängen und die Leute kennen, die wir ‚beschützen' müssen. Schnaubend hob Riley das Schlüsselbund auf und schloss die erste Haustür zum Flur auf. „Ich geh nicht hin! Ich muss mir nicht ständig ansehen, wie gut es den Menschen in Zone 1 geht!" „Verdammt Riley! Du hast zu gesagt und wenn du dort nicht aufkreuzt fällst du vielleicht durch!" Augenrollend drehte sich Riley wieder um. „Ich werde mich dort nicht zum Affen machen! Ich meine sieh dich an wie lächerlich du aussiehst. Und außerdem werde ich niemals ein Kleid tragen!" „Bitte Riley! Du kannst dich nicht immer hinter deinen schwarzen Klamotten verstecken. Auf geh dich umziehen!" Innerlich verfluchte Riley sich, warum sie der Bitte nachkam. Schleppend trug sie sich die sechs Stockwerke bis zu ihrer Wohnung hoch. Der Aufzug war schon vor Jahren deaktiviert worden, um Strom zu sparen. Hinter sich konnte sie Kevin schnaufen hören. Kaum hatte sie die kleine Wohnung betreten knallte sie wütend den Schlüssel in die Schlüsselschale und lief durch das kleine Wohnzimmer in ihr eigenes Zimmer. „Na Schwesterlein? Auch wieder unter den Lebenden?" Oh nein wieso sind sie schon wieder da? Seufzend drehte sie sich zu ihrem Bruder um, der gelassen auf dem Sofa lag, ein Buch aufgeschlagen auf dem Bauch, die Arme lässig hinter dem Kopf verschränkt. Seine braunen, lockigen Haare waren nass und in der ganzen Wohnung roch es nach Duschgel. Also sind Michal und Dad noch nicht lange zu Hause. „Hey Bruderherz, schläft Dad schon?" Auf Grund der übertriebenen Begrüßung zog Michal nur eine Augenbraue nach oben. „Ja, ich habe ihm nicht gesagt, dass du schon wieder im Krankenhaus bist, sondern, dass du schon auf der Veranstaltung bist. Kann es sein, das du zu spät bist?" „Ja bin ich! Dankeschön fürs erinnern!" Genervt verdrehte Riley die Augen und machte sich auf den Weg sich in das einzige Kleid aus ihrem Schrank zu zwängen. Das schwarze Kleid war rückenfrei, dafür aber langärmlig. Eine Grimasse schneidend kam sie wieder in das Wohnzimmer und streifte sich schwarze Sneakers über. „Du willst doch nicht wirklich diese hässlichen Schuhe anziehen?" Gespielt geschockt war Michal aufgesprungen und hatte sich die Hand vor den Mund gepresst. „Oh mein Gott, und ich habe gedacht, dass meine Schwester vielleicht doch ein Mädchen ist!" Grinsend schubste er Riley, die gerade versuchte in den zweiten schon verknoteten Schuh zu schlüpfen. Grimmig versuchte sie nach Michal zu schlagen, doch er war schneller und rette sich mit einem fetten Grinsen in die Küche. „Viel Spaß Schwesterherz! Hey Kev, wenn sie versucht auf den Bürgermeister loszugehen solltest du sie vielleicht aufhalten, ja?" Kevin fing an zu grinsen und nickte. „Okay dann lasst uns mal los", murmelte Riley, die Sticheleien nicht beachtend.
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Damned
HorrorRiley ist die Tochter eines berühmten Zombiejägers. Keine schlechte Branche in einer Apokalypse. Doch was passiert wenn sie gebissen wird und zu dem Monster werden soll, die sie früher immer gejagt hat? *** Die Geschichte eines Mädchens, das versuc...