Chapter 2

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Müde begab ich mich auf meinen Platz und ließ dort meine Kopf auf meine Arme sinken. Sobald ich jedoch meine Augen schloss, sah ich Chat Noir vor mir und öffnete daraufhin meine Augen sofort wieder und fuhr hoch. ,,Alles gut bei dir?", fragte Alya lachend. Ich nickte verschlafen. ,,Hab nur heute Nacht kaum geschlafen, weil... ich die ganze Zeit gelernt habe." ,,Natürlich erst eine Nacht vor der Mathe Klausur." Perplex blinzelte ich ein par Mal. ,,Mathe? Genau ja, das wird super einfach heute sag ich dir." «Oh Gott, war das echt heute?»

Unsere Lehrerin betrat den Raum und sofort schweiften meine Gedanken wieder ab.

«Ich sollte mich auf jeden Fall bei ihm entschuldigen! Es kam mir nicht so vor, als hätte er nur einen Spaß gemacht, auch, wenn ich mir das wünsche. Es war zwar nicht meine Absicht, ihn zu verletzen, aber so, wie ich reagiert habe, hasst er mich jetzt wahrscheinlich! Ich war total geschockt und... mein Herz raste, wie wild. Möglicherweise.. hatte ich Angst, dass-» Meine Gedanken wurden von wiederholten Versuchen, mich anzusprechen, unterbrochen. Ich räusperte mich und meine Lehrerin schaute mich genervt an. „Ja, bitte?", fragte ich etwas überfordert. „Ob du deine Lösung vorlesen kannst, hab ich gefragt." Ich schaute runter auf meinen Zettel. Dort stand nur die Überschrift. „Die Aufgabe habe ich nicht..", murmelte ich und lächelte verlegen. Meine Lehrerin verdrehte daraufhin nur ihre Augen und schenkte jemand anderem ihre Aufmerksamkeit. Peinlich berührt wurde ich immer kleiner und versteckte mich hinter meinem Buch. «Chat Noir ist überall in meinem Kopf. Ich kann mich nicht konzentrieren. Hoffentlich wird er mir verzeihen, sodass wieder alles normal zwischen uns wird.»

Alya schaute fragend zu mir runter. „Was ist mit dir los? Sei ehrlich, du bist nicht nur müde, oder?" Seufzend richtete ich mich wieder auf und fasste mir an die Stirn. „Gestern hat mir jemand seine Liebe gestanden..", gab ich zu. Sofort hatte ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. „Was? Wer?" „Du.. kennst ihn nicht.", log ich. «Ich konnte ihr schlecht sagen, dass es Chat Noir war.»
Misstrauisch musterte sie mich, doch ging nicht weiter darauf ein. „Und wie hast du reagiert?" Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Total schrecklich! Ich war zu perplex, um irgendwas zu sagen und bin einfach gegangen." Ungläubig starrte sie mich an. „Bist du des Wahnsinns? Du hast sein Herz gebrochen! Wieso tust du sowas?!" Erschrocken hob ich meinen Kopf. „Meinst du? Hasst er mich jetzt?", fragte ich nervös. Sie überlegte einige Sekunden. „Kommt auf den Typen an und wie stark seine Gefühle waren. Aber du magst doch eh jemanden anderen..", antwortete sie und schielte dabei runter auf Adrien. „J-ja, aber.. er ist mir trotzdem wichtig, wenn auch nicht auf diese Art und Weise." «...glaube ich.»

-

Nach dem Unterricht kam Nino auf uns zu. Er hatte seinen Arm um Adrien gelegt, dessen Augen heute so viel leerer schienen, als sonst. „Yo, können wir was zusammen machen?", fragte Nino, „Er ist seit gestern schlecht drauf und braucht ein wenig Aufmunterung." Adrien schob Ninos Arm von seinen Schultern und drehte sich genervt weg. „Mir geht's gut. Du übertreibst."
,,Wow!", staunte Alya und flüsterte mir dann in mein Ohr, ,,Man könnte fast meinen, du hättest ihn abgewiesen" Ich kicherte leicht, wobei die Vorstellung Adrien abzuweisen völlig unmöglich ist.
„Sie hier hat auch nicht gerade ihren besten Tag.", antwortete Alya und schubste mich zu Adrien rüber. Dabei stolperte ich über meinen eigenen Fuß und fiel ihm direkt in die Arme. „Alles gut?" fragte er und klang dabei endlich wieder so, wie immer. Ich spürte die Hitze in meinem Gesicht aufsteigen und nickte bloß. „Aah!", rief Alya, als hätte sie eine Erleuchtung und schnipste dabei mit dem Finger, „Wieso verbringt ihr zwei nicht ein bisschen Zeit zusammen? Richtig allein wart ihr doch noch nie, oder? Zeit, sich mal richtig kennen zu lernen!" Noch bevor einer von uns etwas dagegen sagen konnte, hatte sie uns schon nach draußen geschoben und ist zusammen mit Nino abgehauen. In diesem Moment hasste und liebte ich sie zugleich. Natürlich freute ich mich, ich hatte ewig auf diesen Moment gewartet. Allerdings war ich nicht darauf vorbereitet. Es würde zu 100% ein Desaster werden, das wusste ich.

„Warum nicht?", fragte Adrien dann plötzlich. Verwirrt schaute ich zu ihm auf. „Du kannst mit zu mir kommen, wenn du willst, aber ich kann nicht versprechen, dass es spannend wird.", sagte er und schmunzelte dabei ein wenig. „O-okay.", murmelte ich und folgte ihm in das Auto seines Fahrers. Ich war noch nie in so einem teuren Auto gewesen. Alles sah hochwertig aus. Allein der Teppich auf dem Boden kostete wahrscheinlich mehr, als meine Eltern im Jahr verdienten. Nervös schielte ich zu Adrien rüber. Dieser starrte bloß aus dem Fenster. Auf der gesamten Fahrt wechselten wir kein einziges Wort und mich beschlich die Angst, dass es in seinem Haus genauso sein würde.

Wie ein Küken, watschelte ich hinter ihm her in sein Zimmer. Richtig hier gewesen war ich noch nie. Höchstens mal zufällig die Chance gehabt für ein paar Sekunden rein zu linsen. Also nahm ich erst jetzt wahr, wie groß dieser Raum eigentlich war. Mein Zimmer passte hier bestimmt vier Mal rein, wenn nicht sogar noch öfter.
Staunend sah ich mir jedes Detail an und achtete dabei nicht auf am Boden liegende Hindernisse, wie immer. Ich stolperte über eine Sporttasche und stellte mich innerlich bereits auf die Bekanntschaft mit dem Boden ein, doch sie kam nicht. Adrien hatte mich schon wieder aufgefangen. „Ich wusste ja, dass du tollpatschig bist, aber wow." Adrien lachte, wodurch mir sofort warm um's Herz wurde. Augenblicklich war die ganze Anspannung, die vorher noch herrschte wie weggefegt. Ich richtete mich wieder auf und schaute mich weiter in seinem Zimmer um. Dabei fiel mein Blick auf den riesigen Flügel, der mitten im Raum stand. Begeistert lief ich darauf zu und fragte: „Du spielst, oder?" Daraufhin nickte er nur bescheiden. „Ich würd das auch so gerne können.", schwärmte ich vor mir hin und betrachtete dabei die Tasten des Klaviers. „Ich kann es dir beibringen, wenn du willst." Überrascht drehte ich mich zu ihm und bemerkte, dass er kaum einen Meter von mir entfernt stand. „D-das kann ich nicht annehmen. Ich weiß doch, wie beschäftigt du bist." ,,Hm, das stimmt natürlich, aber ich kann dir doch jetzt schonmal ein paar Basics zeigen. Und es werden immer Tage wie heute kommen, an denen ich dich unterrichten kann. Es sei denn natürlich, das ist dir zu unregelmäßig. Dann kann ich dir auch ein paar klasse Lehrer vorschlagen. Du wirst im Nu besser sein, als ich, da bin ich mir sicher!" Ich glaube, wir haben noch nie so lange miteinander geredet. 

Noch immer überwältigt von der Menge seiner Worten, merkte ich nicht, wie er mich zum Hocker führte und runterdrückte, sodass ich nun direkt vor dem Flügel saß. Erst, als er von hinten meine rechte Hand griff und auf den Tasten platzierte, kam ich wieder zu Sinnen, nur um noch aufgeregter zu sein. Ich konnte sein Parfüm riechen. Es war das, seiner eigenen Marke. Diesen Geruch hatte ich schon tausende Male gerochen, doch noch nie an ihm. 

Er legte seinen Daumen auf meinen und drückte diese runter, woraufhin ein Ton vom Flügel erklang. ,,Das ist ein C", sagte er. Das gleiche tat er anschließend mit meinem Zeigefinger. ,,D" Dann der Mittelfinger. ,,E", sagte ich nun. ,,Ja, richtig!", erwiderte er lachend. Das ging so weiter, bis wir einmal die Tonleiter durch hatten. ,,Du bist echt gut!" ,,Oh ja", antwortete ich grinsend, während mein Blick noch immer auf die Tasten gerichtet war, ,,Ich glaube, ich bin bereit für Wettbewerbe." Jetzt musste auch er grinsen. ,,Aber ich mein's ernst. Ich glaube du hast dieses nötige Fingerspitzengefühl. Du kommst ganz groß raus!" Mir war klar, dass er übertrieb, aber ich hatte auch nichts dagegen, wenn er mir Komplimente machte. 

,,Okay, das reicht für heute.", sagte ich und drehte mich ohne nachzudenken auf dem Hocker. Adrien hatte sich noch immer über mich gebeugt und war plötzlich viel näher, als ich es in Erinnerung hatte. «Ich will ihn küssen.»

Unrequited Love || MiraculousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt