Meine Krankheit war der Weg zu IHM

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Weg. Unauffindbar. Verschwunden. Sie waren einfach wie vom Erdboden verschluckt. Harry setzte sich auf das Sofa und raufte sich frustriert die Haare. Er verfluchte die Tatsache, dass eine Lieferung mindestens eine Woche auf sich warten ließ und seine Mutter auf Geschäftsreise war. Warum hatte er gestern nicht bemerkt, dass sie fehlten?! Er wusste die Antwort...Er nahm sie immer nur einmal am Tag und zwar wenn er aufstand, was völlig reichte. An sich war es nicht so schlimm ein paar Tage ohne sie auszukommen, doch Harry hatte morgen Schule, wodurch ein Unfall durchaus möglich war. Besonders, wenn er irgendwie wieder vor der Klasse bloßgestellt werden würde.

Harry Styles, 15 Jahre, war extrem schüchtern und bekam regelrechte Angstzustände bei zu hoher Aufmerksamkeit oder etwas Anderem dergleichen. Zusätzlich kam jetzt das Problem hinzu, dass er sie einfach nicht finden konnte. Seine Lebensretter, seine f-cking Tabletten! Ohne jegliche Freunde, als ein Nerd und mit einer gigantischen Schüchternheit hatte man es auf der Highschool sowieso alles andere als leicht, ganz zu schweige von seiner bisher unbekannten Sexualität. Harry war gay und sich sicher, dass eine Offenbarung dessen sein Leben nur noch schwieriger machen würde. Er bemitleidete sich zwar nicht, allerdings wäre es eine gewaltige Lüge zu sagen, es ginge ihm gut. Niemand durfte je von seinem Problem erfahren, denn sollte er einen Anfall vor seinen Klassenkameraden bekommen, war er für immer ein Ausgeschiedener, da war er sich zu 100% sicher.

Harry's Magen knurrte vernehmlich und riss ihn so aus seinen Gedanken. Er atmete tief durch und zwang sich Ruhe zu bewahren. Seine Mutter Anne kam Dienstag von ihrer Geschäftsreise zurück, er musste also nur 2 Schultage durchhalten, dann könnte sie die Medikamente bestellen und er würde sich von ihr für den Rest der Woche krank schreiben lassen.

Er lief in die Küche, machte sich ein Toast und trank ein Glas Wasser. Nach einem Blick auf die Uhr erschrak er: Es war 16 Uhr und er hatte noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Das kam davon, wenn man einmal in seinem Leben in einen Club geht. Nerd bedeutete nicht Langweiler oder Spaßbremse, auch wenn Harry kein großer Fan von Alkohol und lauter Musik vermischt mit Stöhnen aus den Toiletten war. Er lief in sein Zimmer, nachdem er schnell das Geschirr abgewaschen hatte und fing mit den Aufgaben in Mathe an. Als er schließlich auch mit Kunst und Geschichte fertig war, schaute er in sein Hausaufgabenheft und erstarrte förmlich. „Verdammt!", entfuhr es Harry's Mund laut. Es war bereits 21 Uhr und er hatte völlig vergessen, dass er morgen sein Chemiereferat vortragen musste, was er jetzt erst anfangen würde. Seufzend machte sich der 15-jährige Lockenkopf sich an die Arbeit und war nach 2 Stunden harter Arbeit einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis. Nachdem er schnell zu Abend gegessen hatte, packte er seinen Rucksack für morgen, stellte sich den Wecker auf 7 Uhr und ging dann nach einer Katzenwäsche ins Bett.

„Ringding, Ringding!" Harry saß sofort kerzengerade in seinem Bett und grummelte, als ihm klar wurde, was ihn aus dem Schlaf schießen gelassen hatte. Er schmierte sich sein Frühstück für die Schule, zog sich schnell an und stolperte dann müde ins Bad. Er schaute in den Spiegel; ein großer, relativ schmaler Junge mit braunen, verwuschelten Locken starrte aus riesigen, grünen Augen verschlafen zurück. Die Augenringe waren nicht zu übersehen, wie Harry frustriert bemerkte. Egal, das war jetzt seine geringste Sorge. Er zog sich seine Schuhe an, nahm den Rucksack und fuhr mit dem Bus zur Schule. Es waren nur noch 3 Minuten bis Schulbeginn, also machte er sich schon auf den Weg ins Klassenzimmer. Dort fiel sein Blick auf IHN, Zayn Malik. Harry war seit 2 Jahren unwiderstehlich in diesen Jungen verliebt. Doch er schätzte die Wahrscheinlichkeit äußerst gering, dass Zayn auf Jungen stand. Vor allem nicht auf solche, die kaum den Mund vor Verlegenheit auf bekamen und eventuell bald allen eine bisher versteckte Seite offenbaren würde. Schweigend bahnte Harry sich eine Gasse durch die Schüler, setzte sich in die letzte Reihe und beobachtete seinen Schwarm von hinten. Er hatte ein wunderschönes, ebenes Gesicht, welches von schwarzem Haar eingerahmt wurde und auf dem deutlich die ausgeprägten Wangenknochen zu erkennen waren, was ihm das Aussehen eines Prinzen verlieh. Doch das Beste waren die haselnussbraunen Augen wie Harry fand. Wie sich das Licht in ihnen spiegelte entlockte ihm jedes Mal ein Lächeln.

Als er die Stimme seines Lehrers Mr. Bayer vernahm, lenkte Harry seine Aufmerksamkeit nach vorne. „Guten Morgen.", hallte es im ganzen Raum wider. „Hallo Leute, da wir nur eine knappe Stunde Zeit haben, würde ich gerne direkt mit den Referaten anfangen. Die Reihenfolge lautet: Harry, Ellie und zuletzt James." Harry verdrehte die Augen. Natürlich musste auch noch ausgerechnet er starten. Seufzend holte er seine Unterlagen heraus, lief nach vorne und atmete tief ein und aus. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass er Allen ausgeliefert war. Seine Lunge zog sich eng zusammen und er schnappte nervös nach Luft. Gelächter erklang, woraufhin er bis in die Haarwurzeln errötete und sich einen Ruck gab. Er hoffte einfach nur Glück zu haben. Langsam und stotternd fing er seinen Vortrag an und wurde mit der Zeit immer entspannter. Doch dann sah er aus den Augenwinkeln einen kleinen Lichtblitz und innerhalb einer Sekunde lag er auf dem Boden.

Seine Muskeln verkrampften sich und weißer Schaum quoll aus seinem Mund. Er würgte verzweifelt, krümmte sich und verfiel in wilde Zuckungen. Danach verschwamm Alles... Nach einer gefühlten Ewigkeit verebbte der Anfall langsam und sein Körper lockerte sich. Harry war sich aller Blicke nur zu deutlich bewusst. Stille füllte den Raum. Mühsam rappelte er sich auf, sammelte jegliche noch vorhandene Kraft und rannte, beziehungsweise stolperte, auf wackligen Beinen aus der Klasse, den Flur entlang.

Bei den Schließfächern machte er Halt und ließ sich nach Luft ringend in eine Nische sinken, wo er den Kopf in den Händen vergrub und anfing zu weinen. „H...Harry?", hörte er eine unsichere Stimme. Er hob sein tränennasses Gesicht und erkannte aus seinen verquollenen Augen die Person nach einiger Zeit. „Zayn, was machst du hier?", würgte Harry hervor und schämte sich noch mehr. Erst sah er ihn Schaum spuckend auf dem Boden liegen und nun auch noch weinend in einer Ecke. „ Ich hab mir Sorgen gemacht...Was ist denn los? Und geht es dir jetzt gut? Kann ich dir irgendwas bringen?" Harry sah ihn verwirrt an. „Warum interessiert dich mein Wohlergehen bitte? Ich bin der Nerd, der vor Schüchternheit kaum ein Wort von sich gibt und jetzt hast du mich noch in meinem schlimmsten Moment gesehen." Zayn biss sich auf die Lippe und ging dann vor dem grünäugigen Jungen in die Hocke. „Weil...Weil ich mich in dich verliebt habe.", brach es aus ihm hervor. „Es ist mir egal was du nun von mir denkst, na ja eigentlich nicht, aber ich bin schwul und finde dich total süß und einfach toll. Ich verstehe, wenn -" Weiter kam Zayn nicht, denn Harry hatte ihn nur sanft an sich gezogen und ihre Lippen miteinander verbunden. Er fing an sie erst leicht und dann immer stärker gegen den Mund des Anderen zu bewegen. Schwer atmend lösten sie sich nach einigen Augenblicken von einander. „Verdammt Z, ich stehe seit 2 Jahren auf dich!" „Wirklich? Dann frage ich dich jetzt... Willst du mein fester Freund sein Hazza?", fragte Zayn nervös. „Natürlich, Z!", stieß Harry laut aus. Beide lachten, dann sah Zayn Harry schelmisch an: "Z?" „Ja, ich finde es passt zu dir, außerdem nennst du mich ja scheinbar auch Hazza." Die Jungen versanken grinsend in den Augen des jeweils Anderen. Harry hätte nie gedacht, dass das passieren würde, schon gar nicht so. Seine Epilepsie hatte sie Beide zusammen gebracht. Womöglich gab es doch so etwas wie Schicksal. Wer weiß.

Zarry - German OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt