Kapitel 31

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Als ich am nächsten Morgen unter der Dusche stand, hatte ich ziemlich viel Zeit über alles nach zu denken, wenn auch nicht ganz freiwillig. Ich dachte schon fast krampfhaft darüber nach, was mit Liam nur los war. Seine Stimmungsschwankungen brachten mich wirklich an meine Grenzen. In einem Moment ist er so ein Riesen Arschloch und ignoriert mich, im nächsten schlägt er fast alles kurz und klein, weil er mich nicht zu anderen Jungs lassen will und dann ist er wieder so Sentimental, dass man denken würde, er wäre ein kleiner Junge. Es erwärmte mir das Herz, wie er gestern sagte, dass ich ihn nicht verlassen solle und ich stützte mich viel zu sehr auf die Worte, dass er mir alles erklären würde, denn ich würde bestimmt enttäuscht werden, da ich mir ziemlich sicher war, dass er mir seine "Geheimnisse" in nächster Zeit bestimmt nicht erzählen würde. Den besten Beweis dafür hatte er mir heute morgen geliefert. Nachdem ich in seinen Armen aufwachte und mich von ihm lösen wollte, zog er mich zurück und verstärkte seinen Griff um meinen Bauch. Nach einigen Minuten ließ er mich los, drehte sich auf den Rücken und sagte, dass er es gestern vielleicht ein wenig übertrieben habe, als er sagte, wie viel ich ihm doch bedeuten würde. In dem Moment wurde mir klar, dass er wieder seine kalte Maske aufgesetzt hatte und die gefiel mir ganz und gar nicht. Ich fand den süßen, frechen Liam um einiges besser, als dieses Ding, dass er manchmal war. Ich war auf 180 und Liam rechnete wohl damit, dass ich ihm die Hölle heiß machen würde, doch ich stand einfach auf und ging Duschen. Und jetzt stand ich hier und dachte darüber nach, was mit diesem Typen bloß schief gelaufen war. Ich hatte mir in dieser glorreichen Stunde in der Dusche fest vorgenommen mich nicht mehr so aufzuregen, wenn Liam mich wieder zur Weißglut brachte. Genauso wie ich entschied, so viel Abstand wie nur möglich zu ihm zu halten. Mir war zwar bewusst, dass das ziemlich problematisch war, da wir unter einem Dach wohnten, doch trotzdem konnte mich nichts davon abhalten. Als meine Haut allmählich schrumpelig wurde, drehte ich das Wasser der Dusche ab, trocknete mich ab, ging in mein Zimmer und machte mich für die Schule fertig. Da sie heute erst später anfing, brauchte ich mich nicht wie üblich so zu hetzen. Ich entschied mich heute für eine schwarze Röhrenjeans und ein Rot-Schwarz karriertes Hemd. Meine Haare ließ ich offen über meine Schulter fallen. Zum Schminken hatte ich heute keine Lust, deshalb schlüpfte ich nur noch in meine weißen Converse und zog mir meine Lederjacke an. Danach ging ich in die Küche und da wir mittlerweile schon spät dran waren, schnappte ich mir nur eine Banane und zusammen mit Liam machte ich mich auf den Weg zu seinem Auto. Die Fahrt verlief schweigend, da ich nicht vorhatte das Thema von heute morgen neu an zuschneiden und er anscheinend auch nicht. Mich überkam das Gefühl, dass es ihm eigentlich egal wäre, was ich machen würde und er nur nicht will, dass ich mich mit irgendwelchen Typen abgebe, die er nicht mag. Ich hatte jedoch keine Zeit mehr, weiter darüber nach zu denken, da wir mittlerweile schon an der Schule ankamen und Liam sein Auto parkte. Sobald er den Motor abstellte, riss ich die Beifahrertür auf und ging ohne mich zu verabschieden. Als ich gerade auf dem Weg in meinen Englisch Unterricht war, kam mir Matt entgegen, der mich sofort in seine muskulösen Arme zog. Wir hatten nicht mehr viel Zeit, bis der Unterricht anfing, deswegen sagte mir Matt nur noch schnell:"Komm in der Mittagspause zur Aula, ich muss mit dir reden." Ich stimmte nur mit einem nicken zu und verschwand dann auch schon in der Menge. Als ich die ersten Stunde Gott sei Dank hinter mich gebracht hatte, machte ich mich auf den Weg in die wohlverdiente Pause. Als ich in der Aula ankam, ließ ich meinen Blick über die Menge gleiten und entdeckte Matt auch schon nach kurzer Zeit. Er saß an seinem üblichen Tisch und logischerweise war Liam auch anwesend. Langsam machte ich mich auf den Weg zu dem Tisch und redete mir auf dem Weg noch ein, dass ich Liam fern bleiben müsse und ihn einfach ignorieren würde. Ich konnte nicht weiter auf mich einreden, da ich mich mittlerweile schon genau vor dem Tisch befand. Ich grüßte alle mit einem "Hey" und setzte ein freundliches Lächeln auf. Die meisten nickten mir ebenfalls zu oder der ein oder andere sagte "Hey" oder "Hallo". Ich setzte mich neben Matt, der mich sofort freundlich angrinste. Ich fragte mich echt, wie man nur immer so gut drauf sein konnte. Wir redeten eine Weile, wo ich wohlgemerkt die Blicke, die Liam mir schenkte, schlicht und einfach ignorierte, bis mir einfiel, dass Matt mich doch eigentlich etwas fragen wollte. Ich drehte mein Gesicht noch ein Stück mehr zu ihm und fragte ihn grinsend:"Wolltest du mich nicht noch irgendwas fragen?" Er lächelte nur kurz und antwortete dann:"Ach ja, stimmt. Hab ich bei deinem schönen Anblick ganz vergessen." Dabei zwinkerte er mir zu und wieder ignorierte ich die Blicke von Liam. Schließlich fuhr Matt fort:"Also ich wollte dich eigentlich fragen, ob du Lust hast nach der Schule mit mir Einkaufen zu gehen. Sag jetzt nichts, ich weiß es hört sich schwul an, aber WIR brauchen noch was für die Party morgen Abend. Und danach kannst du, wenn du willst noch bei mir schlafen." Das WIR betonte er extra, damit ich auch wusste, dass ich wohl oder übel Morgen mit ihm auf eine Party musste. Ich fing nur an zu Lachen, weil ich es echt lustig fand, wie dominierend er doch manchmal sein konnte. Fast so schlimm wie Liam. Apropos Liam, der beobachtete mich schon wieder, und nein, ich sah ihn nicht an, doch dieses mal drohten seine Blicke mich zu verbrennen. Ich merkte, dass Liam sich ziemlich anspannte, nach dem Matt sagte, dass ich bei ihm schlafen könnte. Ich selber hatte nicht noch einmal Lust auf unnötigen Streit mit Liam, deshalb entschied ich nicht bei Matt zu Schlafen, es aber Liam dennoch nicht zu sagen. Ich würde einfach mal gerne wissen, was er macht, wenn ich nach Hause komme und er denkt ich wäre bei Matt. Mir fiel auf, dass sowohl Matt als auch Liam gespannt auf meine Antwort warteten, deswegen wendete ich mich wieder Matt zu und sagte freundlich:"Ja klar, können wir machen. Ich warte nach der Schule bei deinem Auto auf dich." Matt grinste nur vor sich hin, während Liam scharf die Luft einzog. So schnell konnte ich gar nicht schauen, erhob sich Liam mit so einer Geschwindigkeit aus seinem Sessel, dass dieser laut zu Boden fiel. Nun wendete ich meinen Blick von meinem besten Freund ab und zum ersten Mal an diesem Tag sah ich Liam richtig an, zumindest das, was man noch von ihm sah, denn nach dem er seinen Sessel umwarf, bahnte er sich wütend einen Weg nach draußen. Ich starrte ihm nur perplex hinterher und merkte, wie er seine Hände, die immer noch einige Krusten hatten, zu Fäusten ballte. Was hatte er denn jetzt schon wieder für ein scheiß Problem? Ich wollte Matt gerade fragen, ob Liam seine Tage hätte, doch da läutete es schon zur nächsten Stunde. Widerwillig verabschiedete ich mich von Matt und versicherte ihm noch einmal, dass ich nach der Schule auf ihn warten würde. Ich wollte gerade um die nächste Ecke in meine Klasse biegen, als mir ein ziemlich Wutentbrannter Liam zu Gesicht kam. Er konnte mich nicht sehen, dafür ich ihn um so mehr. Ich sah wie er zuerst gegen die Mauer schlug und sich dann fluchend dem Mistkübel vor ihm zu wand, dem er einen gewaltigen Tritt gab, so dass er ein bis zwei Meter flog. Als die Mülltonne am Boden ankam, gab sie ein ziemlich lautes Geräusch von sich und da ich ziemlich leicht zu erschrecken war, zuckte ich zusammen und konnte mir einen kurzen Aufschrei nicht unterdrücken. Der wiederum sofort die Aufmerksamkeit von Liam auf sich zog. Scheiße. Ich drehte mich schnell wieder um, da ich befürchtete, dass er mich schon längst entdeckt hatte und widmete mich wieder meinem eigentlichen Weg in die Klasse. Als ich merkte, dass Liam hinter der Ecke hervor kam und sich anscheinend nach mir um suchte, verschnellerte ich meinen Schritt in die Klasse. Dort kam ich dann ein wenig aus der Puste auch an. Ich sag euch doch, dass ich jede Art von Sport verabscheue. Die letzten Unterrichtsstunden konnte ich mich kaum noch konzentrieren, da es mich zunehmend interessierte, warum Liam in der Pause nur so aggressiv war. Als es endlich klingelte und ich mich auf den Weg zum Parkplatz machte, redete ich mir wieder ein, mich nicht um Liam zu kümmern. Doch das fiel mir leider nicht gerade leicht. Als nach wenigen Minuten auch Matt zu mir stieß, setzten wir uns in den Wagen und ich erklärte ihm alles, was gestern alles passiert war, dass ich mich von Liam so weit es geht fern halten möchte und dass ich nicht bei Matt schlafen würde, da ich wissen wollte, was Liam machen würde und ich keine Lust auf einen weiteren Streit mit Liam hatte. Ich erklärte ihm, dass ich die Nase voll davon hätte, wie er mich immer behandelt und Matt hörte mir nur Aufmerksam zu, während ich erzählte und das tat ziemlich gut, da ich jetzt wirklich jemanden brauchte, der genau das tat.

Be my Badboy *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt