Kapitel 1 (Lessien)

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Ich ging ruhig durch die Straßen von Thal. Hier war schon reges Treiben, auch wenn es noch etwas früher am Morgen war, aber ich genoss die Zeit in der es noch einigermaßen kühl und ruhig war. Einige Menschen waren schon unterwegs und von hier und da war Quatschen zu hören. Ich hatte kein bestimmtes Ziel, aber es war schön einfach mal die Stille zu genießen und an nichts zu denken. Während ich so langging, merkte ich nicht, wo ich auskam. Als ich aufschaute, sah ich den Erebor vor mir aufragen. Die Sonne kam gerade dahinter hervor und tauchte die Landschaft um mich herum in ein rötliches Licht. Ich lächelte und genoss die ersten Sonnenstrahlen, die den neuen Tag begrüssten. Dann sah ich wieder zum Erebor. Noch nie war ich dort drin gewesen. Dort lebten nur Zwerge und laut alten Legenden gab es dort Reichtümer, die man sich nicht vorstellen konnte. Ich glaubte die einzige Elbin hier in Thal und der Umgebung des Erebors zu sein, weil die Zwerge Elben für gewöhnlich mieden, da sie nicht sehr erfreuliche Bekanntschaften gemacht hatten. Mich jedoch hatten die Menschen hier freundlichst aufgenommen. Darüber war ich sehr froh. Ich drehte mich um, weil ich glaubte ein kreischen und zwitschern zu hören. Als ich in den Himmel blickte, konnte ich Raben erkennen. Diese Flogen weg und entfernten sich somit vom Erebor. Verwundert schaute ich ihnen hinterher. Normalerweise flogen die Raben doch zum Berg hin und entfernten sich nicht von ihm. Ich dachte mir jedoch nichts dabei und wandte meinen Blick wieder ab. Die Sonne stand nun schon höher am Himmel und mehr Menschen waren unterwegs. Dann drehte ich mich wieder um und ging durch die Straßen von Thal. Ab und zu wurde ich freundlichst begrüßt. Ich grüßte immer freundlich zurück. Die Menschen störte es nicht, dass ich eine Elbin war. Sie waren anders als die zerge im Erebor. Diese hassten Elben, wie es mir schien, da schon das ein oder andere mal ein Elbenkönig aus dem Düsterwald hier angekommen war, um mit den Zwergen zu verhandeln. Was passiert war, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass er immer mit Leeren Händen und verärgerten Blick zurückgekehrt war. Daraus hatte ich geschlossen, dass Elben im Erebor nicht sonderlich willkommen waren. Außerdem fühlte ich mich hier in Thal wohler. Damals hatten meine Eltern mich hier abgesetzt um in den Krieg gegen Sauron zu ziehen. Ich war da noch ein Elbling gewesen und meine Eltern starben in der Schlacht. Deswegen wuchs ich hier in Thal auf und meine Eltern hatten einige Menschen von hier gekannt, doch Menschen waren sterblich. Anders als wir Elben. Lange schon waren diese Menschen tot. Ich war unsterblich und somit gefühlt schon mein ganzes Leben hier, was auch so ungefähr stimmte, denn an mein vorheriges Leben hatte ich keinerlei Erinnerung mehr.
Als ich in den ruhigeren Teil der Stadt, dort wo auch mein kleines Haus mit dem kleinen Vorgarten zu finden war, kam, beruhigte ich mich langsam. Mein Haus lag am Rande der Stadt und von hier aus hatte ich einen perfekten Blick auf alles. Auf den See, Esgaroth und den Weg hier hinauf.
Schließlich, nachdem ich einige Minuten draußen verharrt hatte und die Aussicht genossen hatte, ging ich wieder in mein Haus hinein. Drinnen hingen Kräuter von den Wänden und es war zwar eng, aber sehr gemütlich. Mein Haus hatte eine Etage. In dieser war alles mögliche zu finden. Ein Bett stand in einem abgegrenzten Raum. Ebenso wie ein Badezimmer. In diesem Raum war eine kleine Küche, in der alles mögliche herumstand. Manchmal verlor ich den Überblick über mein ganzes Chaos. Doch es war mein Zuhause. Ich ging durch die Küche, um mir ein angenehmes Frühstück zuzubereiten, das ich gleich verspeisen würde. Während ich alles vorbereitete, merkte ich nicht, wie sich draußen bereits die Straßen füllten und Kinder spielten, Erwachsene einkauften und Leute sich unterhielten.
Nachdem ich fertig gegessen hatte, ging ich wieder hinaus. Mittlerweile war es bereits Mittag geworden. Ich wusste nicht wieso, aber ich spürte, dass diese Tag nicht so friedlich bleiben würde, wie er bis jetzt schien. Doch ich konnte mich genauso gut auch getäuscht haben. Mit meinem Bogen, nur zur Sicherheit, auf dem Rücken und Pfeilen im Köcher ging ich durch die Mengen.
Ich liebte diesen Ort hier und nichts deutete darauf hin, was damals geschehen war. Hätte ich früher Bescheid gewusst, hätte ich mehr Menschen retten wollen, doch sich wäre vieles anders gekommen.

Das ist das erste Kapitel von der Story...

Tagebuch- wie ich zur Königin von Düsterwald wurde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt