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Ich betrat genau beim Läuten der Schulglocke, welche den Stundenbeginn signalisieren sollte, den Klassenraum und ließ mich in der hintersten Reihe auf meinen Platz fallen, wo ich dann alleine saß. Normalerweise sitzt mein bester Freund Armin neben mir, doch der tendiert dazu oft zu fehlen, da er ein schwaches Immunsystem hat und sich schon bei jeder kleinen Temperaturänderung eine Erkältung einfängt.

Mikasa, die wie Armin seit meiner Kindheit als einer meiner besten Freunde zählt, kam zu meinem Platz um mich zu begrüßen. „Hey, Eren! Schön dich wiederzusehen. Wieso hast du dich über die Semesterferien nicht gemeldet?", fragte sie mich, während sie ihre Unterlippe vorzog, um ein Schmollmund zu bilden. Um ehrlich zu sein hatte ich einfach keine Lust auf sie. Sie bemuttert mich ständig als wäre ich ihr kleiner Bruder und das geht mir auf die Nerven.

„Ähm, mein Handy war bei der Reparatur...", murmelte ich. Mikasa wollte schon wieder zum Reden ansetzen und wahrscheinlich eine Predigt darüber halten, wie gefährlich es wäre ohne Handy rumzulaufen oder was auch immer sie sich einfallen lässt, jedoch wurde sie von unserem neuen Lehrer unterbrochen, der gerade das Klassenzimmer betrat.

Die Tür fiel laut hinter ihm zu und ließ alle verstummen. Mikasa ging schnell zu ihrem Platz nach vorne und setzte sich hin. Einen Moment lang ist das Ticken des Sekundenzeigers der Uhr über der Tafel das einzige Geräusch im Raum. 

Der auffällig kleine Mann ließ seinen genervten Blick durch den Raum schweifen und setzte zum Reden an: „Mein Name ist Herr Ackermann. Ich werde euch ab sofort in Mathematik und Sport unterrichten." Er hatte eine sehr tiefe Stimme und alles was er sagte klang sehr monoton. Doch das war leider nicht alles denn, der grimmige Mann fuhr fort: „Ich erwarte von euch keine Widerrede, ihr tut das was ich sage wann ich es sage. Kein Zuspätkommen. Kein Fehlen bei meinen Schularbeiten, denn ich lasse es euch sonst nicht nachschreiben, außer ihr könnt ein ärztliches Attest vorweisen. Kein Dreck in meinem Klassenzimmer. Ich will, dass der Klassenraum genau so sauber bleibt, wie bevor ihr wandelnden Bakterienschleuder ihn betreten habt."

Ach du heilige Scheiße. Die nächsten Jahre mit dem können nur heiter werden.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Herr Ackermann ging zur Tür ums sie zu öffnen und meine Mitschülerin Historia betrat das Klassenzimmer. „Guten Morgen! Entschuldigen Sie die Verspätung, mein Wecker hat nicht geklingelt-".

Die Entschuldigung der Blondine wurde vom Brüllen des Lehrers gestoppt. „Was fällt dir ein direkt am ersten Tag des Semesterbeginns dich zu verspäten?! Noch dazu in meinem Unterricht?!". Das zierliche Mädchen blickte ihn wie erstarrt an und konnte kein weiteres Wort rausbekommen. „I-i-ch... e-es tut-", stotterte sie, während sich ihre großen blauen Augen mit Tränen füllten.

„Was fällt Ihnen ein mit meiner Freundin so zu reden?!", kam es plötzlich von hinten, und zwar von Ymir, die seit mehreren Jahren mit Historia zusammen war. Das Mädchen stand abrupt auf, sodass der Sessel hinter ihr zu Boden fiel und sah mit einem bedrohlichen Blick zum Lehrer, der sie unbeeindruckt betrachtete. Oh nein, das kann nicht gut enden.

Herr Ackermann ging zu ihrem Platz, knallte seine Hände auf ihrem Pult und schrie ihr ins Gesicht: „Wenn du es noch einmal wagst mit mir so zu reden, dann werde ich dafür sorgen, dass du von dieser Schule fliegst und dich keine andere Schule mehr aufnimmt. Hast du mich verstanden, Balg?"

Dies verschlug Ymir die Sprache, denn das sonst so taffe Mädchen, sagte nichts mehr und schenkte ihm nur einen boshaften Blick. Sie richtete ihren Stuhl wieder auf und setzte sich wieder hin, während Historia verängstigt an dem Lehrer vorbeiging, um sich neben ihr hinzusetzen. Historia stützte die Ellbogen auf den Tisch und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände. Ymir strich mit ihrer Hand über den Rücken ihrer Freundin, um sie zu beruhigen, während von der Blondine nur leises Schluchzen kam.

Immer noch geschockt vor dem was sich vor meinen Augen abgespielt hatte, blickte ich den Mann an, dessen Blick  leider Gottes mich nun traf.

„Du!", rief plötzlich der furchteinflößende Lehrer und zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich. Dies ließ mich schreckhaft auf meinem Platz zusammenzucken. „Ja?", antwortete ich zaghaft. „Sag mir welche Schüler heute nicht anwesend sind. Ich muss das eintragen.", sagte er, wobei er das Wort Schüler so aussprach, als ob es was Ekelhaftes wäre.

„Ähm, ... Armin Alert und...", mein Blick wanderte durch den Raum, um sehen zu können wer nicht da war. „...Annie Leonhardt." Annie war eine Draufgängerin, die das ganze Jahr über vielleicht fünf Mal zur Schule gekommen war, wenn überhaupt. Gerüchten zufolge sitzt sie in der Zwischenzeit immer im Jugendgefängnis. Obwohl sie kaum zur Schule erscheint, und wenn dann bekifft, schafft sie das Schuljahr immer ohne jegliche Probleme.

Herr Ackermann nickte mir zu und ging wieder nach vorne zu seinem Pult. 

Teach Me How To Love - ErenxLeviWo Geschichten leben. Entdecke jetzt