Oneshot- Liebe

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Die rotgoldenen Blätter der umstehenden Ahornbäume segelten langsam auf uns herab. Immer mehr und mehr, bis sich vor unseren Füßen eine dünne Schicht, fast wie ein Teppich aus toten Blättern, gebildet hatte. War es nicht faszinierend, wie schön das Vergehen mancher Dinge sein konnte? Obwohl die Blätter längst abgefallen, tot waren, konnten sie die Welt um so viel gemütlicher machen, wie als wollten die Blätter uns ihre letzte Ehre erweisen. Der Gedanke gefiel mir.

Ich schmiegte mich noch näher an seine Schulter und spürte, wie sich die Wärme seines starken Körpers auf mich übertrug. Ein schüchternes Lächeln sprang über sein Gesicht und wir schlossen die Augen, ließen uns von der Stille um uns herum entführen in eine andere Welt, in der es nur uns zwei und niemanden anders gab.

Früher, als wir noch Kinder waren, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, da waren wir oft in der alten Alle gewesen. Damals waren wir immer auf die massiven Ahornbäume geklettert und von da aus gemeinsam auf die Stadt geschaut, auch wenn es eigentlich verboten war, auf so hohe Bäume zu klettern. Ich war immer etwas höher hinaufgestiegen als er und hatte mich sogar getraut, von Baum zu Baum zu laufen. Er jedoch, war immer vorsichtig geblieben, hatte immer Angst gehabt. Und trotzdem hatte ich mich, nun mit achtzehn, Hals über Kopf in diesen Angsthasen, mit diesen bernsteinfarbenen Augen, die immer zu strahlen schienen verliebt. Schmunzelnd öffnete ich die Augen und drehte mich etwas, damit ich ihn ansehen konnte. Seine Augen waren noch geschlossen- er hatte meine Bewegung wohl nicht bemerkt. Glücklich sah er aus, die sonst sehr scharfen Gesichtszügen wirkten weich, sein kastanienbraunes, gelocktes Haar war perfekt verwuschelt und seine Lippen formten sich zu einem wissenden Grinsen, was ihm diese unwiderstehlichen Grübchen verlieh. Wahrscheinlich war ihm aufgefallen, dass er angestarrt wurde.

Kurzer Hand drehte auch er sich zu mir und ehe ich auch nur ein Wort sagen konnte, drückte er seine Lippen auf meine, nahm mir alle Worte. Der Kuss war weder stürmisch, noch aufdringlich, aber nicht ohne Leidenschaft. In meinem Bauch explodierten hunderte Schmetterlinge und ich zog ihn noch näher an mich. In diesem Moment blendete ich alles um mich herum aus. Nur ein paar Sekunden lang, aber diese fühlten sich wie Stunden an. Als wir uns schließlich wieder lösten, war das erste, was ich sah, seine Augen. Tiefe lag in seinem Blick, Liebe und Vertrauen.

„Ich liebe dich.", flüsterte ich in sein Ohr.

„Für immer." 

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