2. Der Vorschlag

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Sie sah ihn lange forschend an. Zu lange für seinen Geschmack. Er hielt ihrem Blick zwar stand, begann aber zu zweifeln.

Ahnt sie etwas? dachte Thomas erschrocken und riss die Augen ein wenig auf. Das stellte sich aber als ein Fehler heraus, da sie ihn jetzt noch misstrauischer als ohnehin schon ansah.

Nein, das kann nicht sein! Woher auch? Er verkniff sich ein nervöses Lachen.

Schließlich wurden seine Gedankengänge von einem Vorschlag von Kate unterbrochen.

Amys Mutter Mary wand den Blick nun endlich von ihm ab und hörte sich den Vorschlag an.

"Und damit kommst du jetzt an?! Nach diesen vielen Jahren?" rief Amys Mutter Mary aufgebracht.

"Ja, besser spät als nie! Ich möchte dich endlich besser kennenlernen. Etwas mit dir Unternehmen, Schwesterchen." erwiderte Kate erstaunlich gelassen.

"Aber wieso denn ausgerechnet jetzt? Ich habe einen Job und Kinder!" sagte Mary, noch immer unüberzeugt.

Wird wohl doch schwerer als gedacht, dachte Thomas enttäuscht.

"Ach Mary" stöhnte Kate. "Das mit dem Job bekommen wir schon irgendwie hin. Du könntest dich ja krank melden, wenn du deine Urlaubstage nicht mit mir verschwenden willst." sagte Kate etwas gekränkt, fuhr aber sogleich fort. "Im Prinzip kann dir das mit dem Job aber auch egal sein. Schließlich hast du einen reichen Mann und hast es gar nicht mehr nötig zu arbeiten." Kate fing an frech zu grinsen.

Mary sah sie nur warnend an und gab ihr mit einem Blick zu verstehen, dass Kate jetzt schnell weiterreden oder verschwinden sollte.

"Ist ja gut!" sagte Kate etwas belustigt und hob ergeben die Hände.

"Nun gut. Dein Job dürfte kein Problem darstellen und deine wundervollen Kinder, sollten dabei auch kein Problem sein. Hast du deinen Mann Richard vergessen, oder was? Der kann doch auf die Kinder aufpassen. Wenn Sie das überhaupt noch nötig haben... Alt genug sind die drei ja." endete Kate nun. Mary überlegte.

"Stimmt. So könnte es gehen. Ganz wohl ist mir dabei aber nicht." grübelte Mary. Sie dachte wieder an das, was Kate getan hatte. Doch irgendwie brauchte sie wirklich mal Urlaub...

Mary brauchte echt mal etwas Abstand von ihren Kindern und vor allem von Amy... Es war momentan wirklich sehr stressig für Amys Mutter. Außerdem wollte sie ihrer Schwester Kate eine zweite Chance geben. Sie wollte wieder ein besseres Verhältnis zu ihrer Schwester hinbekommen. Mary vermisste nämlich das Gefühl, verstanden zu werden. Sie vermisste es, wirklich sie selbst zu sein und einfach mal abschalten zu können.

Das alles konnte sie immer nur bei ihrer Schwester Kate... Sollte sie ja sagen? Mary überlegte.

Sie wollte insgeheim mal die Vergangenheit für einen Moment ruhen lassen und ihrer Schwester eine neue Chance geben. Das hatte Kate eigentlich wirklich verdient und das wusste Mary auch...

"Komm schon Schatz. Du kannst den Urlaub wirklich gut gebrauchen, bei so viel Stress den du immer hast! Ich passe solange auf die Kinder auf. Was soll denn da schon schief gehen?" unterstützte Richard die ganze Sache etwas panisch.

"Ihr habt ja recht... Okay. Lasst uns dann den Kindern Bescheid geben." entschied Mary und alle waren erleichtert.

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Nachdem sie die Hunde ins Nachbarhaus gebracht hatten, gingen sie wieder nach Hause. Als die drei Geschwister die Küche betraten, saßen ihre Mutter, Kate und ihr Vater am Küchentisch und unterhielten sich über irgendetwas. Von Thomas fehlte allerdings jede Spur.

Sie standen noch eine Weile unschlüssig im Raum herum, bis ihre Mutter sie endlich bemerkte.

"Ach da seid ihr ja wieder" stellte sie fest.

"Hört mal" lenkte Mary die ganze Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Kate hatte mir vorhin einen ganz guten Vorschlag gemacht..."

"Und der wäre?" unterbrach Liam sie ungeduldig. Amy und Bella verdrehten daraufhin die Augen.

"Das wollte sie uns doch gerade sagen." meinte Amy genervt. Mary nickte.

"Ja genau. Also Kate hatte den Vorschlag gemacht, einen Monat lang mit mir in den Urlaub zu fahren. Montag geht es dann los. Kate und... Äh... Wie heißt dein Freund doch gleich?" fragte Mary an Kate gewand.

"Ich heiße Thomas." gab dieser mit seiner etwas kratzen Stimme Auskunft.

Amy, Bella und Liam fuhren erschrocken zusammen. Sie hatten ihn gar nicht kommen gehört.

Thomas aber, setzte sich unberührt auf den freien Platz neben Kate. Mary fuhr fort.

"Ah, ja. Genau. Tut mir leid. Ich bin nunmal nicht sonderlich gut darin, mir Namen zu merken..." Thomas gab ihr ein aufgesetztes Lächeln. "Schon okay." antwortete er.

"Äh... Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Kate und Thomas" dabei betonte sie seinen Namen "bleiben diese Woche, also heute und morgen, noch hier. Danach wird Thomas abreisen und ich und Kate werden uns einen schönen Monat machen. Euer Vater bleibt solange mit euch hier. Wenn irgendetwas ist, könnt ihr mich jeder Zeit anrufen. Im Notfall komme ich dann nach Hause. Aber was soll auch schon passieren?" endete Mary, ohne zu ahnen das sehr wohl etwas passieren kann.

Thomas grinste, was Amy aber nicht entging. Sie mochte diesen Typ nicht. Sie hatte auch kein gutes Gefühl dabei, dass ihre Mutter diesen Ausflug mit Kate machte. Das sagte sie aber niemanden.

Es reichte schließlich, wenn sich nur einer - wahrscheinlich total grundlos - Sorgen machte.

Der Rest des Tages verlief für Amy eher langweilig. Sie ging in ihr Zimmer und las. Naja... Sie versuchte zu lesen, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder zum Gespräch in der Küche und dem teuflischen Grinsen von Thomas.

Schließlich legte Amy ihr Buch weg und dachte gründlich über Thomas, Kate und den Urlaub nach. Sie wurde das Gefühl einfach nicht los, dass da irgendetwas faul war!

Liam dagegen, spielte auf dem Hof lautstark mit seinen Kumpels Fußball und Bella war mit ihrer Clique, die insgesamt aus vier Mädchen und drei Jungs bestand, irgendwo unterwegs.

Thomas und Kate waren im Gästezimmer und unterhielten sich sehr leise über etwas.

Richard mähte den großflächigen Rasen bei der Nachbarin Ursula und bewässerte die Blumen und Grace war einkaufen und säuberte das Haus.

Es war also ein ganz normaler Samstag. Dachte sie jedenfalls...

Das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt