In einem Jugendclub sollte die Feier stattfinden. Zahlreiche Gäste waren bereits da, weitere sollten aber später noch folgen. Ich saß auf einem der Stühle, die längs an den Wänden zur Fensterfront aufgereiht waren. Vor mir befand sich ein großer Tisch aus Holz mit einer massiven Tischplatte. Zu meiner Rechten, hinten im Raum stand die Musikanlage. Sie spielte nun schon seit geraumer Zeit die gerade angesagte Musik. Gegenüber der Musikanlage, auf der anderen Seite des Raumes war das reichhaltige Buffet sowie der Vorrat an Getränken aufgebaut. In den Raum führten zwei Türen, eine befand sich in der nähe des Buffets, die zweite nicht weit von der Musikanlage. Im Gegensatz zur ersten, blieb die zweite geschlossen. Es gab also nur einen Ausgang, der in einen Gang führte, welcher schließlich an der Eingangstür des Gebäudes endete. An der Wand hinter mir befanden sich die Fenster, welche hinaus zur Straße gerichtet waren. Das orangefarbene Licht der Straßenlaternen war allgegenwärtig, obwohl der Raum selbst hell genug erleuchtet war, sodass ihr Licht nicht weiter auffiel. Die Fenster waren nicht sonderlich gut isoliert, sodass stets ein kühler Zug im Nacken zu spüren war, da ich direkt vor einem von ihnen saß. Die Feier hatte noch längst nicht richtig begonnen und doch waren alle gespannt, da die Veranstalter der Feier sogleich ihre Geschenke zu Gesicht bekommen sollten. Es waren drei große Pakete, mit Geschenkpapier umwickelt - für jeden der drei eines. Es waren ihre nachträglichen Geburtstagsgeschenke. Die drei Pakete wurden auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches platziert und dieser selbst mit einer hübsch dekorierten Torte bestückt. An der Decke des Raumes wurden mit Helium gefüllte Luftballons verteilt. Nun war es endlich soweit, zu den Klängen eines Geburtstagsliedes und einigen angezündeten Wunderkerzen auf der Torte kamen die Jugendlichen herein, für die die Geschenke bestimmt waren. Nach einigen freudigen Aussprüchen machten sie sich daran, ihre Pakete zu öffnen. In diesen befanden sich weitere Luftballons, die zielstrebig zu den bereits vorhandenen an der Decke aufstiegen. Mit dem Auspacken der Geschenke wurde fortgefahren, aber irgendetwas hatte sich verändert. Ich brauchte einen Moment um es wahrzunehmen, aber dann wurde es mir bewusst, es war deutlich kälter geworden. Die Kälte kam aber nicht vom Fenster hinter mir, wie ich es erwartet hätte, sondern aus dem Raum selbst. Ein Blick nach oben lies mir einen noch kälteren Schauer über den Rücken laufen, denn die Decke war mit einer Schicht aus feinen Eiskristallen überzogen. Aber das war noch das geringste, was mir Angst machen sollte, was mir ein Blick auf die Ballons klarmachte. Ihre Farbe hatte sich zu einem pechschwarzen Farbton gewandelt und auch ihre Form hatte eine Veränderung erfahren. Statt der ovalen Form eines herkömmlichen Luftballons, waren diese Exemplare seltsamerweise kreisrund geworden, auch von den Schnüren, die sie einst hielten war keine Spur mehr zu sehen. Während ich sie so betrachtete, bewegte sich eine der Kugeln leicht in meine Richtung und was ich dabei sah, lies mir das Blut in den Adern gefrieren. Von der Kugel blickte eine abscheuliche Fratze, bestehend aus zwei weißen, weit aufgerissenen Augen ohne Pupillen und einem ebenso weit aufgerissenen Maul, aus dem mir große, rasiermesserscharfe Zähne entgegenblickten. Voller entsetzen musste ich beobachten, wie sich die Gesichter der Wesen nach unten richteten und im selben Moment, als die erste der Kugeln begann von der Decke auf die Menschen darunter herabzufallen, sprang ich auf und warf mich mit voller Wucht gegen das rückwärtige Fenster. Unter einem lauten Splittern und Krachen zerbrach es und ich, sowie zahllose Splitter regneten auf den Gehweg. Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen Rücken, als ich auf dem harten Stein des Gehweges aufschlug. Obwohl der Sturz nur aus etwa zwei Meter Höhe erfolgt war, hatten er und die Glassplitter des zertrümmerten Fensters ihren Tribut gefordert. Als ich meinen Kopf in Richtung des Fensters streckte, konnte ich dahinter nichts als Dunkelheit erkennen, aber hören konnte ich sehr wohl etwas, es waren die markerschütternden Todesschreie der Menschen, die gerade noch fröhlich neben mir gestanden hatten. Dann wurde es auf einen Schlag ruhig und die Dunkelheit schien sich in dem Raum über mir zu verflüchtigen. Ich stand auf, die Pakete waren inzwischen zur Gänze ausgepackt. Gefeiert haben in dieser Nacht die anderen.
DU LIEST GERADE
Gedanken, die Geschichten wurden
Historia CortaEine kleine Sammlung meiner Kurzgeschichten.