Gedanken, die Geschichten wurden

Saturn

Ein lauer Wind fegt Staub über die von den Zeiten gezeichnete Landstraße. Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Es ist heiß und die Luft flimmert in der Ferne. Die Ringe des Saturn erstrecken sich über den dunstigen Himmel.

An der Straße steht eine Telefonzelle. Sie ist alt, doch noch immer glänzt ihre silberne Beschichtung in der Sonne. An der Telefonzelle steht ein Mädchen. Nervös streicht sie sich eine ihrer braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht und nimmt den schwarzen Klotz von Hörer an ihr Ohr. Aus verschwitzten Fingern rutschen drei Münzen in den Automaten. Hastig treffen Tasten auf Fingerspitzen. Ein dumpfes Signal dringt aus dem Hörer. Für einen Moment schweift ihr Blick die Straße entlang, von einem Horizont zum anderen.

Eine verrauschte Stimme dringt aus dem Hörer: „Hallo?" Unwillkürlich zuckt sie zusammen. „Hallo, ich bin es ...", sie verstummte. Sie hatte ihren Namen vergessen. „Wer ist da?", drang die verrauschte Stimme erneut aus dem Hörer. Doch die Worte erreichten schon nicht mehr ihr Ohr. Der Arm, der eben noch den Hörer gehalten hatte, war nach unten gesunken. Der Hörer baumelte nur noch an seinem metallummantelten Kabel in der Luft. Die Leitung war tot.

Ihr Blick hatte sich zum Himmel gerichtet. In den tränenbenetzten Augen spiegelten sich Saturns Ringe.