Der Junge aus dem Untergrund

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Für ein kurzen Moment, habe ich in Erens Armen all meine Sorgen vergessen. Doch das Schellen der Tür holt mich zurück in die Gegenwart. Erens Augen wandern verblüfft zur Tür."Meinst du das ist Armin?" frage ich und schaue neugierig zur Tür. Eren zuckt mit den Schultern. Er drückt behutsam die Türklinke runter. Ich stehe hinter ihm und beuge mich ein stückchen vor, um zusehen wer es ist. "Heichou" kommt es monoton aus seinem Mund.
Er bewegt sich nicht ein bisschen und bleibt wie angewurzelt vor dem Hauptgefreiten stehen. Levi scheint dies kein wenig zu interessieren. Er betritt ungestört das Haus, läuft an Eren vorbei und bleibt genau vor mir stehen. Unwillkürlich liegt eine angespannte Atmosphäre im Raum. Er schaut mir direkt in die Augen. Seine bloße Aura bewirkt in mir etwas aus, was ich kaum beschreiben kann. Seine Haltung ist ein wenig angespannt. Jedoch löst er sein Blick nicht eine Sekunde von mir. Eren sagt ebenfalls kein Wort und schaut Levi und mich gebannt an. Was passiert hier gerade?  "Jäger raus hier. Ich habe etwas mit dieser Göre zu klären"
Ich muss tief schlucken. So wie er mich anstarrt, habe ich das Gefühl, er will mich regelrecht auffressen. Nicht schon wieder, diese Art von ihm geht nicht spurlos an mir vorbei. Eren beißt die Zähne zusammen "Sakura Ich werde vor der Tür auf dich warten. Wenn irgendetwas ist, ruf mich einfach" Ich nicke ihm zu.
Nachdem Eren gegangen ist, kommt es mir so vor, als wäre die Spannung in diesem Raum noch um einiges gestiegen. "Ich gebe dir eine Chance" sagt er mit einer undefinierbaren Stimme. Seine Stimme so tief und ernst zugleich. Ich nehme meinen Mut zusammen " Wie meinst du das?"
Er kommt auf mich zu. Ich gehe reflexartig einige Schritte zurück. Jedoch spüre ich eine Wand hinter mir, die mir das Entkommen unmöglich macht. Bevor ich überhaupt reagieren kann, drückt er seine Hände gegen die Wand. Ich bin regelrecht zwischen seinen Armen gefangen. Seine Augen wandern von meinen Lippen zu meinen Augen. Was passiert hier gerade? Mein Herz fängt an zu pochen und mein Atem wird schwerer. Mir kommt es vor als wäre ich in einem falschen Film geraten.
" W-as soll das!" stottere ich. Er leckt sich über die Lippen "Für ein Mädchen aus dem Untergrund, bist du ja ein ziemliches Sensibelchen"
Was..Was sagt er da. Ich brauche einige Minuten um zu realisieren, dass er mich durchschaut hat.
Ich fühle mich ertappt. Aber wie kann das sein...
"Ich habe keine Ahnung was du meinst..." lüge ich ihn wieder einmal an mit der Hoffnung er würde diese Lüge einfach akzeptieren. Es liegt natürlich auf der Hand, dass er kein Wort aus meinem Mund glaubt. "Tch. Hast du nicht irgendwann genug von dieser Schauspielerei?"

"Wie kommst du darauf...dass ich aus dem Untergrund bin?" frage ich neugierig und versuche meinen Atem zu beruhigen. Ich stehe hier, wortwörtlich wie ein Eisblock. Er grinst schelmisch.
"Nachdem ich dir gesagt habe, dass ich im Untergrund gelebt habe, hast du ja ein ziemliches Gesicht gezogen...Glaubst du wirklich, ich habe nichts gemerkt?" Er nährt sich mir und ich spüre seinen heißen Atem auf meine Haut. "Du hast mich jetzt gerade, einfach nur in meiner Vermutung bestätigt" Mein Unwohlsein versuche ich zu unterdrücken aber mein Gesicht glüht förmlich vor Scham. Einer seiner schwarzen Haarspitzen ist kurz davor Bekanntschaft mit meiner makellosen Stirn zu machen. Ich laufe knallrot an."Und was jetzt? Ich komme aus dem Untergrund. Das stimmt. Das hat dich aber nichts zu interessieren. Jetzt, lass mich los..." fordere ich ihn an. Dieses Verhalten des Captains ist mir neu und total unbekannt.
Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien. Erfolglos.
"Warum hast du es denn so eilig? Du gehst erst, wenn ich dir es dir befehle. Außerdem habe ich noch so einige Fragen an dich" Seine Stimme nimmt wieder diese befehlshaberische Tonlage an. Auch wenn er mich total im Griff hat, bemerke ich dass er ein kleines bisschen überfordert ist mir so nah zu sein und noch gleichzeitig mir die Stirn bieten zu müssen. Anscheinend bin ich nicht nicht die einzige, die sich etwas unwohl fühlt. Die Art wie er mich anguckt, als würde er viel mehr wollen, als er bereit ist zuzugeben. Es herrscht eine gewissen Anziehungskraft zwischen uns.
Wahrscheinlich ist das auch nur meine eigene Wahrnehmung?
Ich platziere meine Handflächen auf seine Brust und drücke ihn von mir weg. Er verdreht die Augen.
"Süß...Jedenfalls versuchst du es" flüstert er mir zu.
Langsam aber sicher sammelt sich die Wut in mir. Er behandelt mich wie ein Püppchen, die brav und Gehorsam auf ihren Herren hören muss.
Das kotzt mich einfach nur an.
Ich muss mich zusammen reißen.
Diese Art erinnert mich an Kenny.
Das Gefühl jemandem ausgeliefert zu sein und von Unterdrückung ummantelt...
Ich versuche den Augenkontakt mit ihm zu vermeiden. Seine Nähe macht mich zu nervös.
"Es gibt nichts besonderes mehr zu wissen,
über mich" Er kommt mir noch näher, seine Fingerspitzen wandern zu meinen Armen, und streichen über meine Narben. Reflexartig zucke ich an meinem ganzen Körper zusammen.
Ein Stromschlag durchfährt mich förmlich. Ich drücke mich noch mehr gegen die Wand um den Abstand zwischen uns um einige Zentimeter zu vergrößern. "Deine Narben sagen aber was ganz anderes..bist anscheinend doch nicht so unschuldig wie du immer vorgibst zu sein" haucht er mir zu. Gänsehaut breitet sich in mir aus. Macht es ihm Spaß mich so zu demütigen? Ist das etwa alles ein Spiel für ihn? All meine Erinnerungen kommen wieder hoch und spielen sich wie ein Film in mir ab.
"Du weißt nichts über mich" sage ich mit einer festen Stimme und schau mich unauffällig im Zimmer um. Wann hat er meine Narben bemerkt? Ich habe jedesmal versucht meine Arme zu verstecken und wenn ich mal kein langarmiges Shirt trug, ist es nie jemandem aufgefallen. Anscheinend hat er es bereits von Anfang an auf mich abgesehen.
Dieser Freak. Ich war zu naiv.
Ist hier etwas womit ich mich gegen ihn währen könnte? Habe ich überhaupt die geringste Chance gegen ihn? Mein Blick bleibt an der Vase hängen, welche rechts von mir auf dem Tisch steht.
Levi geht ein Schritt zurück "Sag mir, kennst du jemanden name-" Mein Chance. Ich greife hastig nach der Vase, mit voller Wucht und Elan, bin ich bereit dazu, die Vase gegen seinen Schädel zu schlagen. Ich bin kurz davor.
Aber...Nein...Natürlicht nicht.
Er ist schneller.
Zu schnell für mich.
Ohne mit der Wimper zu zucken, ist er mir ausgewichen. Er drückt meine Handgelenk so feste zu, bis ich vor Schmerzen die Vase loslasse. Sie zerbricht in unzählige Stücke.  "Arghh du tust mir weh!" schrei ich ihn an. Keine Reaktion. Er drückt noch fester. "Hast du den bloßen Schimmer mit wem du es hier zu tun hast" Ich könnte drauf wetten, dass ich bestimmt mehr als einen blauen Fleck an meinem Arm haben werde "Mit einem arroganten Mistkerl". Entweder bilde ich es mir ein oder seine Augen sind noch dunkler geworden als sie es bereits waren."Mein Name ist Levi Ackermann. Wenn ich will, kann ich dich in zwei Hälften schneiden mit einem bloßen, verkorksten Taschenmesser.
Also, pass auf wie du mit mir redest..." droht er mir und jedes seiner Worte sticht sich wie ein Messer in mein Herz. Mein Augen weiten sich abrupt.
Langsam fügen sich die einzelnen Puzzle Stücke zusammen. Er ist aus der Unterwelt, sagte er.
Diese Aura. Diese Augen.
Ackermann ist sein Nachname.
Ackermann. Verdammt. Bei diesem Nachname wird mir bereits schwindelig. Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen?
Er ist es.
Der Junge von dem Kenny sprach...
Der Junge aus dem Untergrund.
Mein Mund öffnet sich ein Spalt und meine Knie werden weich. Verdammt, jedesmal versuche ich dem allem zu entfliehen. Jedesmal. Aber die Vergangenheit lässt mich einfach nicht los.
Levi hat meine Reaktion natürlich mitbekommen.
Ist er verblüfft? Nein. Er hält mein Arm immer noch fest. Jedoch hat sich sein Griff etwas gelockert. Seine Mimik vermittelt mir, dass er bereits erahnt, dass etwas mit mir nicht stimmt. Dass ich mehr verberge, als ich zugeben will. Seine Augen verdeutlichen, dass er jede Information aus mit heraus quetschen wird.
Gang egal wie. Ganz egal mit welcher Methode.
So wie es scheint, wird er mich nicht mehr so schnell gehen lassen. Er beugt sich zu mir rüber
"Du willst also hier leben..hmm?"
Ich schaue zu Boden. Ob ich will oder nicht...Dss Leben hier ist meine einzige Möglichkeit.Und das weiß er ganz genau. Hier ist der einzige Ort in dem ich sicher bin vor Kenny the ripper.
Mein Wille spielt hier keine Rolle.
"Ja.." gebe ich kleinlaut zu. "Wieso" fragt er monoton. Ich bin still. Denkt er wirklich, ich werde ihm den Grund sagen. Damit ich am Ende in einer Zelle mein Leben verbringen werde? Ich stoße einen langen Seufzer aus. Ich bin überfordert.
Ich will hier nur noch weg.
"Sakura, ich biete dir einen Deal an...mehr oder weniger...Ich erlaube es dir, hier weiterhin zu bleiben. Jedoch gibt es eine bestimmte Bedingung"
Ich schaue zu ihm auf. "Was für ein Bedingung"
Er entfernt sich langsam von mir, schaut einen Moment lang aus dem Fenster, dann wieder zu mir.
Sein Blick verschärft sich "Du wirst mir alles über Kenny Ackermann erzählen" fordert er mit einer ernsten Miene. Die Art wie er seinen Namen sagt, schnürt mir schon fast die Kehle zu. Ich muss mich beruhigen. Was ist es, dass mich so sehr aus der Fassung bringt? Ist es Levi mit seiner bloßen Anwesenheit...oder...dass er unbewusst ein Loch in mein Magen bohrt, indem er von mir verlangt über jemanden zusprechen, der mir das Leben zur Hölle machte? Ich weiß es nicht. Das einzige was ich momentan wahrnehme, ist eine Explosion meiner Gefühle. Dieser Mann ist ein Genie.
Er weiß was er will und wie er es kriegt.
Wir stehen uns still gegenüber.
Einen kurzen Augenblick habe ich das Gefühl, ein Blick hinter seine Fassade werfen zu können.
Täusche ich mich? Unbewusst strahlt er eine gewisse Spannung aus."Habe ich denn überhaupt eine Wahl?"  Er wendet mir den Rücken zu "Nein, die hast du nicht und das weißt du auch".
Er öffnet die Tür, wirft Eren einen distanzierten, genervten Blick zu und weg ist er schon.
Als wäre nichts passiert.
Ich stehe immer noch hier. Mit seiner Berührung hat er mich schon total aus der Fassung gebracht.
Dieser Mann macht mich verrückt. Eren schaut sich verwirrt um. Seine Augen bleiben an der zerbrochenen Vase hängen "Was ist hier denn passiert..." Ich schaue erschöpft zu Eren.
"Frag erst garnicht"

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Leider ist das Kapitel nicht all zu lang geworden :d
Ich hoffe ihr verzeiht mir !❤️

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 22, 2022 ⏰

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