Verträumt wachte ich auf, rieb mir meine Augen und schaute angestrengt auf die Uhr. 7 Uhr. Ich stand auf und ging unter die Dusche, als ich fertig war, trocknete ich mich ab und schlang das Handtuch um mich. Kurz musterte ich mein Spiegelbild, machte mir einen ordentlichen Dutt und ging zu meinem Kleiderschrank. Wieder die gleichen Klamotten, die uns unscheinbar machten. Manchmal frage ich mich, wie es wohl wäre, wenn ich in eine andere Kategorie hineingeboren wäre. Energisch verbannte ich den Gedanken, zog mich an und ging zur Kantine. Miss Cooper schaute mich kurz an und machte sich augenblicklich an der Kaffeemaschine zu machen. „Zwei diesmal", sagte ich zu ihr und packte zwei Bagel in eine Tüte. Sie nickte und machte noch eine Tasse leckeren Kaffee. Ich nahm alles, ging zu Ilia's Zimmer und zögerte. Was wenn sie mich zu aufdringlich findet? Wir kennen einander kaum. Schnell schob ich den Gedanken zur Seite und klopfte mit dem Ellenbogen an. Ich vernahm ein leises herein und ging in ihr Krankenstations-Zimmer. „Ich habe uns Essen und Kaffee mitgebracht. Ich wusste allerdings nicht, ob du Zucker oder Milch magst.", sagte ich schüchtern. Ilia lächelte mich breit an und sagte, dass sie ihren Kaffee schwarz mag. Zusammen tranken wir unseren Kaffee und aßen unseren Bagel. „Heute darfst du wieder gehen Ilia. Kannst du mir versprechen, dass du nicht wieder mit so einer Wunde zu uns kommst?", fragte ich sie und schaute in ihre smaragdgrünen Augen. Sofort schaute sie weg und ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich in eine kalte Maske. Wieso habe ich wieder das Gefühl, dass sie mir etwas verschweigt? Woran denkt sie? Ich wartete geduldig, doch sie sagte kein Wort. „Ich darf gehen oder muss ich auf jemand bestimmtes warten?", fragte sie völlig aus dem Nichts und schaute immer noch weg. Baff schaute ich sie an und fing an zu antworten langsam: „Du kannst gehen..." Da stand sie schon auf, nahm ihre dünne Jacke von der Garderobe und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Langsam blinzelte ich, schaute auf das mittlerweile leere Bett und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Wieso ist sie gerade wortlos verschwunden? Ich dachte wir verstehen uns? Bevor ich zu sehr ins Grübeln kam, schüttelte ich den Kopf und lief zum Büro, um meiner Mama Bescheid zu geben. Sie kam mir zuvor: „Ich weiß, dass Ilia gegangen ist. Geh doch ins Nebenzimmer und sortiere schonmal ein paar Akten und räum alles ordentlich wieder ein." Wie in Trance nickte ich und widmete mich dem riesigen Aktenschrank, dabei entglitten mir meine Gedanken. Was hat sie gesehen? Wieso war sie plötzlich so abweisend? Welches Geheimnis hütet sie? Gedankenverloren ordnete ich alles neu ein und war schnell fertig. Immer noch in Gedanken ging ich zu meinem Zimmer, setzte mir Kopfhörer auf und hörte meine Lieblingsplaylist. Ich verlor mich so in der Musik, dass ich sitzend einnickte. „Alisi? Alisi!", hörte ich plötzlich und rappelte mich erschrocken hoch. Die Kopfhörer hingen lose runter und es lief keine Musik mehr. Ich schaute in die grauen Augen meiner Mutter und sie sagte: „Du bist wohl eingeschlafen. Kannst du noch kurz die Medikamente verteilen? Es ist 19 Uhr." Ich nickte, lief eilig ins Büro und nahm die Medikamente für alle 5 Patienten. Nach und nach verteilte ich die Medikamente und stellte sicher, dass alle ihre Medizin richtig nehmen. Als ich mit meinem Rundgang fertig war, ging ich nochmal ins Büro, schaltete das Licht aus und schloss ab. Normalerweise macht meine Mutter das abends alles, aber heute war ich ausnahmsweise damit dran. Erschöpft ging ich zurück zu meinem Zimmer, zog meinen Pyjama an und legte mich müde ins Bett. Noch einmal wanderten meine Gedanken zu dem mysteriösen Mädchen, doch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, schlief ich schon ein.
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Das Erste Buch der Farben
FantasíaWir leben in einer Welt, in der deine Augenfarbe deine Berufung und deinen Fähigkeitenstamm zeigt. Ein jeder hat eine Aufgabe zu meistern, doch eine neue Gefahr tritt in unsere Welt und wir müssen uns beweisen. Grau: Heiler Braun: Mit Tieren in Kon...