~Kapitel 6~

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Fünf nahm mein Handgelenk und teleportierte uns in einen komplett leeren Raum. Dieser hatte weder Fenster, noch Türen, doch er wurde durch eine große Deckenlampe erhellt.
„Fünf, was soll ich hier?", fragte ich ihn.
„Vielleicht kannst du dich hier ein wenig abreagieren und wir könnten nochmal darüber sprechen, wie es weitergeht."
Er hatte ja recht, aber dieses Monster machte mich einfach nur wahnsinnig und das die anderen nicht so reagierten, machte mich noch wütender. Sie wussten es noch nicht, das war das Problem.
„Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich werde meinen Geschwistern alles, was du mir gesagt hast, erzählen und ich möchte, dass du dabei bist. Am besten brauchen wir alle, um ihnen Klarheit über Dad's Verhalten zu verschaffen."
Ich senkte meinen Blick auf den Boden.
„Ja, das halte ich auch für richtig", antworte Fünf emotionslos.
Und wieder einmal wurde mir bewusst, wie ähnlich wir uns doch waren. 'Keine Emotionen zeigen', das hatte Dad mir immer gesagt und auch Fünf war so geprägt. Ich wollte nicht die sein, die Dad aus mir gemacht hatte, doch irgendwie war ich auch genau die.
„Wann reden wir mit ihnen?", fragte ich und sah wieder nach oben in Fünf's Gesicht.
„Mitternacht, vor deinem Zimmer. Wir wollten uns ja sowieso treffen", sagte er und in seinem Gesicht zuckte kein einziger Muskel.
„In Ordnung. Aber da wäre noch die Sache mit dem Gespräch mit Dad. Gestern hat er doch Andeutungen gemacht. Was ist, wenn er mit uns redet und lügt und die anderen wissen nichts davon? Nichtmal ich konnte je erkennen, das er log und das lag wahrscheinlich an seinen 'Stärkungstabletten', die ich jeden Tag einnehmen musste. Ich glaub ihm kein Wort, wenn er meint, dass es das war. Er hat die Tabletten selbst entwickelt und diese haben dafür gesorgt, dass meine Kräfte bei ihm nicht wirkten. Mir war es nur nie so wirklich aufgefallen, da ich sie bei ihm nicht anwenden durfte", sprudelte es nur so aus mir heraus und ich bekam langsam Klarheit über die ganze Sache.
„Du hast Recht, wir müssen vorher mit den anderen reden und was deine Kräfte angeht, hast du bestimmt auch Recht", antworte er und sag mir dabei verständnisvoll in die Augen.
Emotionen standen ihm, das musste ich sagen.
„Wann sagen wir den anderen bescheid?", wollte ich von ihm wissen.
„Jetzt."
Ich nickte.
„Dann los."

Keine zwei Sekunden später standen Fünf und ich wieder vor meinem Zimmer. Er war wahrscheinlich gerade so in Gedanken versunken, dass er meine Hand immer noch umklammert hielt. Erst, als ich ihm einen scharfen Blick zuwarf und auf unsere Hände starrte, ließ er mich los. Ich konnte sogar etwas wie Scham in seinem Blick erkennen, was mich siegessicher grinsen ließ. Fünf drehte mir den Rücken zu, ging ein paar Schritte und blieb anschließend wieder stehen. Dabei starrte ich nur auf seinen Hinterkopf.
„Wie wollen wir das anstellen?", fragte ich mit fester Stimme und es zeigte Wirkung: Er drehte seinen Kopf zu mir.
„Einfach reinstürmen und hoffen, dass uns die anderen folgen? Eigentlich müssten sie noch am Essen sein", schlug er vor.
„Und was ist mit Dad?", meinte ich.
„Hast du ne bessere Idee?"
Genervt stöhnte ich auf. Nein, die hatte ich nicht, doch ich war mir auch nicht sicher, ob das ganze klappen würde.
„Meinst du wirklich, das geht glatt?", hakte ich nach.
Jetzt wandte sich Fünf vollständig zu mir um und machte ein paar Schritte auf mich zu, sodass sich unsere Gesichter extrem nah waren und ich seinen warmen Atem auf meinem Hals spüren konnte.
„Vertrau mir einfach", hauchte er in mein Ohr.
Ich nickte.
„Das tue ich."

☂︎︎different, but also the same☂︎︎  [abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt