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Als wir uns zum zweiten Mal getroffen hatten, war ich bereits drei weitere male in dem Café gewesen in der Hoffnung dich dort wieder zutreffen, doch du warst nicht da gewesen. Ich weiß noch, dass diesmal die Sonne geschienen hatte, und als du ganz plötzlich vor mir gestanden hattest, mit einem Bleistift und einem Block in der Hand – bereit dir meine Bestellung zu notieren, hatten die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster geschienen hatten, deine blonden Haare wie flüssiges Gold erscheinen lassen.

Die Gedanken in meinem Kopf sind wild durcheinandergewirbelt worden, ähnlich wie bunte Laubblätter vom Herbstwind, und entgegen meiner sonstigen Wortgewandtheit, hatte ich mich nicht in der Lage gefühlt einen richtigen Satz zu bilden. Als ich schließlich doch einen einigermaßen grammatikalisch richtigen Satz herausbracht hatte, hatten sich meine Hände plötzlich seltsam schwitzig angefühlt: „eine heiße Schokolade bitte".

Bei meinen Worten hattest du deinen Blick gehoben und ich war kurz davon überzeugt gewesen, etwas wie Erkenntnis in deinen Augen aufblitzen zu sehen, als hättest du dich an den begossenen Pudel erinnert, der vor vier Tagen in das Café gestolpert war. Jetzt im Sonnenlicht hatten mich deine Augen zum ersten Mal mehr wie viel zu süßes Karamell erinnert, das mich zu verschlingen drohte.

„Kommt sofort", wieder hattest du mir dieses unglaubliche Lächeln geschenkt, von dem ich damals bereits glaubt hatte, es würde nur mir gelten.

Da fühlte ich es zum zweiten Mal: Basorexie, den plötzlichen Drang jemanden zu küssen.

Doch du warst verschwunden, deine Schicht muss zu Ende gewesen sein, denn jemand anderes hatte mir mein Getränk gebracht.

BasorexieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt