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Als du das nächste Mal das Wort an mich gerichtet hattest, saßen wir bereits an meinem gewohnten Platz im Café und während draußen die Welt gedroht hatte unterzugehen, hatten wir uns in unserer eigenen kleinen Blase befunden.

„Erzähl mir was von dir", hattest du mich aufgefordert und mich daraufhin fieberhaft nach etwas interessantem suchen lassen, das ich dir über mich erzählen konnte. Ich war schon damals niemand besonderes gewesen und irgendwie hatte ich Angst vor dem Moment, wo du das erkennen würdest.

„Ich studiere im zweiten Semester Kunst, bin einundzwanzig Jahre alt und habe einen Golden Retriever namens Poseidon", hatte ich schließlich das erste gesagt, das mir in den Kopf gekommen war.

„Poseidon also", du hattest geschmunzelt und eine Haarsträhne fiel dir ins Gesicht, während du einen großen Schluck von deinem Getränk genommen und mich dabei nicht für einen Wimpernschlag aus den Augen gelassen hattest.

„Okay vielleicht mag nicht nur meine Mutter die griechische Mythologie", hatte ich grinsend zugegeben und beschwichtigend die Hände gehoben, das Bedürfnis dir die Locke hinter das Ohr zu streichen, zur Seite schiebend „außerdem ist der Name angesichts Poseidons Liebe für Wasser mehr als passend".

Dir war daraufhin ein raues Lachen entflohen und ich hatte mir gewünscht ich hätte es aufnehmen können, um es dann immer wieder abspielen zu können.

Dein Lachen wurde zu meiner neuen Lieblingsmusik.

Das Eis schien nun endgültig gebrochen gewesen zu sein und wir hatten so lange über Gott und die Welt gequatscht, bis eine Brünette Kellnerin uns schließlich darauf aufmerksam gemacht hatte, dass das Café bald schließen würde.

In deinem Gesicht hatte sich die gleiche Überraschung widergespiegelt, die auch ich verspürt hatte.

Seltsam wie schnell Zeit vergehen kann, wann man sie in Anwesenheit von jemandem Interessanten verbringt und bei Gott du bist schon immer wahnsinnig interessant gewesen.

Lachend hatten wir schließlich die Rechnung bezahlt. Oder eher gesagt, du hattest die Rechnung bezahlt, denn als ich in meiner Tasche nach meinem Portmonee hatte kramen wollen, hattest du nur den Kopf geschüttelt und gemeint „ich bezahle, schließlich habe ich dich eingeladen". Ich hatte mich lächelnd bedankt, doch du hattest nur abgewunken, zwinkernd gemeint „du bist das nächste Mal dran" und mir auf eine Servierte deine Nummer aufgeschrieben.

Das nächste Mal, hatte sich wie ein Versprechen angefühlt und eine Sonne in meinem Herzen aufgehen lassen, während draußen der Mond die angebrochene Nacht erhellt hatte.

Da fühlte ich es zum vierten Mal: Basorexie, den plötzlichen Drang jemanden zu küssen.

Doch ich hatte lediglich die Servierte in meine Hosentasche gesteckt und mich mit einem schüchternen Lächeln von dir verabschiedet.

BasorexieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt