Es bleibt anstrengend

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So fuhren wir los. Ich war den ganzen Weg in Gedanken gewesen.
Das alles war wohl doch etwas viel für mich. Die Sache mit Griffin, ich meine er ist meine andere Hälfte und wir waren nie getrennt, zumindest nicht über einen so langen Zeitraum.
Dann natürlich das Markus und Marlon nicht hier sind. Sie waren in der letzten Zeit meine engsten Bezugspersonen gewesen. Auch wenn Markus ein echter Volltrottel ist, ist er mir ans Herz gewachsen. Ja auch wenn es in dem letzten Jahr fast aus Eis war hatte er seinen Platz dort gefunden. Marlon war mir natürlich noch wichtiger, er war schon immer eine enge Bezugsperson für mich gewesen und nun ohne ihn auf eine solche Reise zu gehen will ich mir eigentlich gar nicht vorstellen.
Generell diese ganze Kerle Situation acht mich innerlich verrückt.
Und natürlich Juli. Ich merke das ich ihm verzeihen will wirklich. Der Teil der von meinem Herz noch lebt möchte zu ihm, mehr als alles andere. Aber dann gibt es eben noch meinen Kopf, welcher mich Wort wörtlich um den Verstand bringt. Ich habe so viel Angst davor ihm zu vertrauen und mich den anderen gegenüber zu öffnen, dass ich mich selbst kaputt mache. Denn das bin ja eigentlich nicht ich, wenn ich ständig diese Maske trage, nur um mich zu schützen. Aber ich weiß noch nicht, ob ich wirklich bereit bin diese Mauer wieder fallen zu lassen.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Vanessa plötzlich ausrutsche und den Berg hoch fiel. Sie lag unter ihrem Rad.
Leon ließ sofort sein Rad fallen und rannte zu ihr um ihr zu helfen. Er scheint sie wohl wirklich noch zu lieben.
„Vanessa ist alles in Ordnung?" fragte er besorgt und wollte ihr helfen. Sie hingegen war garnicht überzeugt von seiner Hilfe.
„Ich brauch deine Hilfe nicht. Ich pfeif drauf" entgegnete sie ihm total entnervt. Man er muss sie echt verletzt haben. Aber ich kann sie verstehen.
„Ach was du nicht sagst" sagt Leon mal wieder überzeugter als er sein sollte und zog ihr Rad hoch.
„Was ist mit dir los?" fragt er als sie einfach weitergehen möchte. Das fragt er noch? Immerhin ist er derjenige der daran Schuld ist, dass es uns allen so ging.
„Das fragst du noch? Du bist ein Verräter Leon du hast uns verlassen" sagte sie. Nun legten wir alle die Räder weg und gingen ein Stück näher zu den beiden. Vanessa lag mittlerweile wieder unter ihrem Rad.
„Und du wirst uns wieder verlassen" gan sie noch dazu. Ich hoffe damit liegt sie falsch. Ich hoffe es wirklich.
„Maxi, Juli packt die Zeltplane aus! Wir übernachten da vorne auf dem Felsen" befiehlt Leon. Endlich mal eine gute Idee. Wir waren alle schon pitschnass, denn es schüttete wie aus Kübeln.
Die besagten taten natürlich was unser Anführer sagte und wir setzten uns alle unter die Plane.
Ich setzte mich zu Maxi da er ja eigentlich auch eher der ruhige Typ war, was mir im Moment am liebsten war. Natürlich setzte sich Juli auf meine andere Seite, was mich irgendwie etwas nervös machte.
Wir alle schwiegen.
„Ist dir kalt?" fragt irgendwann Juli. Ich schüttle nur den Kopf.
Und wieder schwiegen wir. Nach einer Weile brach Nessa das Schweigen.
„Und jetzt? Wenn es nicht aufhört zu regnen kommen wir den Hügel nie rauf. Und erst recht nicht den Hügel dahinter" sagte sie und damit hatte sie verdammt nochmal Recht.
„Dann müssen wir den Regen vertreiben" sagt Leon der mit seinem Blick Nessa fixiert hatte „das haben wir auch schon geschafft wisst ihr das noch?" fragt er an uns gewandt.
„Und ob ich das weiß. Da habt ihr Fussball gespielt und Maxi, der hat den Globus direkt vor den Kopf seines Vaters geschossen und dann war der Regen zu Ende" sagte Nerv begeistert. Der kleine hat echt noch Hoffnung, das freut mich.
„Tz so ein Quatsch. Wo willst du denn hier einen Globus her bekommen?" fragt Nessa genervt. Sie war eben nicht dabei.
„Den brauchen wir garnicht. Wir fluchen. Wir fluchen so lange, bis der Regen vorbei ist" probiert Leon sie um zu stimmen.
„Das ist doch verrückt" gab Nessa zurück.
„Versuchs doch einfach" probierte es Leon.
„Na komm schon Vanessa. Dreifach geölte Beulenpest" fluchte der kleinste und es donnerte wirklich.
„Und appolo kaliptische Monstersinnflut" machte Joschka weiter und wieder blitzte es.
„Ich glaub ich knutsch meine drei rosa Cousinen" machte dann Raban weiter.
„Beim letzten Finger meines" fing Juli an.
„Piranha Zahnarztes" machte Maxi weiter.
„Und seiner Tante" machte wieder Juli weiter.
„Der furzenden Flunder" beendete Maxi. Ich verollte die Augen und Julis Blick blieb an mir hängen. Er stoß mir in die Seite.
„Verflixt lass mich du Vollidiot!" entfuhr es mir. Aber ich muss zugeben bei jedem Mal donnerte oder blitzte es. Juli grinste mich leicht als Entschuldigung an aber ich ignorierte ihn wieder.
„Beim Sternschuppen funkelten Drachenschleim. Vanessa, schau dir das an der Himmel wird heller" rief Nerv erfreut und ging unter der Plane hervor.
„Ach ja? Das ist doch Kinderkram" sagt diese an Leon gewandt.
„Okey aber dann bleiben wir hier und Raban knutscht seine Cousinen" grinste dieser.
„Schleimklibbriger Höllen Klobürstensalat" entfuhr es Raban und wieder donnerte es und der Himmel wurde heller.
„Vanessa" forderte Nerv sie nochmal erwartungsvoll auf. Der kleine hatte echt ein gutes Herz.
„Okey aber wehe ihr lacht. Das ist nämlich das schlimmste Wort das ich kenne" ermahnte sie die Jungs „Kaninchenwattebauschbommelschwanzpo" beendete sie das gefluche.
Natürlich brachen alle Jungs In Gelächter aus. Ich verstehe zwar nicht genau wieso, aber es ist schön alle so glücklich zu sehen. Und tatsächlich hörte der Regen auf. Raban und Joschka gingen unter der Plane heraus.
„Vanessa" sagte Juli erfreut.
„Ich finde wir sollten jetzt schlafen. Wir müssen morgen noch die ganze Strecke von heute mitfahren" sagte Leon und sah Nessa nochmal in die Augen. Ob sie ihm bald verzeihen wird.
Ich meine er tut mir ja irgendwie auch leid. Es hing alles an ihm und ich bin mir nicht sicher, ob er diesem Druck damals gewachsen war. Wir sind alle reifer geworden und jeder kann Fehler machen. Oder nicht? Aber heißt das etwa das ich Juli auch verzeihen sollte? Sogar mein Kopf sprach dieses Mal dafür.
Wir alle machten es uns so gut wie möglich bequem. Juli breitete eine große Decke aus. Ich saß eingerollt in meiner.
„Leg dich mit drauf, dann kannst du dich mit deiner besser zu decken" bat er mir an. Ich sah ihn skeptisch an.
„Na komm schon Lia" forderte mich Maxi und drückte mich zu Juli. Danke Maxi wirklich.
Ich legte mich vorsichtig zu ihm. Dann fiel mir auf, dass er ja jetzt garnichts zum zu decken hatte.
Ich legte stumm meine Decke über uns beide und drehte mich dann aber weg von ihm.
Ich dachte noch viel nach, über die Jungs, über Nessa und Leon aber auch über Juli, sollte ich ihm wirklich verzeihen. Ich war noch lange Wach. Irgendwann regte sich etwas neben mir.
„Du musst schlafen. Komm" grummelte er und zog mich etwas zu sich. Da war sie wieder, die alte Sicherheit, das Gefühl nach zuhause. Ich wehrte mich nicht und schlief ziemlich schnell ein.
Als ich aufwachte merkte ich wie jemand durch meine Haare strich. Ich guckte hoch und sah direkt in diese blauen Augen. Erst jetzt merkte ich das ich auf seiner Brust lag. Ich muss mich wohl in der Nacht gedreht haben.
„Oh ehm sorry" murmelte ich und schreckte hoch. Juli grinste mich etwas enttäuscht an.
„Wir packen wir müssen uns beeilen" gab Leon wieder den Ton an.
Wir befolgten diesen Anweisungen und machen uns nach wenigen Minuten wieder auf den Weg.
Wir fuhren und fuhren und es fühlte sich an, als würden wir niemals ankommen. Ich fuhr ganz hinten, neben Raban und Joschka. Die würden mir wenigstens keine blöden Fragen stellen.
Aufeinmal blieben alle stehen und ich wurde wieder aus meinen Gedanken oder auch Unsicherheiten geweckt.

Dwk und Lia 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt