Holy Moly! Was ein Tag war das denn gewesen ? So erfolgreich war unsere kleine Band 5D schon lange nicht mehr gewesen! Für Joshua, Tyler, Mason, Zack und mich war es die richtige Entscheidung gewesen, die Band nicht aufzugeben, nachdem wir seit Wochen für keinen Auftritt mehr gebucht worden waren. Wir hatten uns alle auf der Straße kennengelernt, da wir alle fünf als Straßenmusiker anfangs unsere Kohle verdient hatten. Wir waren überall in London bekannt, weil wir jeden Tag wo anders aufgetreten waren, doch seitdem wir uns alle zusammengeschlossen hatten, spielten wir nicht mehr auf der Straße, sondern nur noch auf Events, da uns die Kohle, die wir auf der Straße verdient hatten, nie im Leben unseren Unterhalt bezahlt hätte. Ich spielte Gitarre und sang, während die anderen Jungs nur sangen. Drei von hatten Musik studiert, während zwei von uns mit der Musik auf einen Neuanfang hofften. Ich beispielsweise hatte in Dublin meinen Master in Musik gemacht, während Mason in London und Joshua in Cambridge studiert hatten. Wir alle hatten ein Ziel: groß rauszukommen, Stadien auszuverkaufen und auf der ganzen Welt Fans zu haben. Doch momentan sah es so aus, als würde es ein langer, langer Weg für uns werden. Wir hatten es uns alle anders vorgestellt, wir dachten, wir würden schnell berühmt werden, aber die Realität war härter! Genau das hatte uns auch die Pause ohne Auftritte gezeigt. Doch nun schien es wieder bergauf zu laufen. Heute hatten wir einen kleinen Auftritt gehabt, da wir für eine kleines Sommerfestival im Hyde Park gebucht worden waren. So viel Applaus hatte ich noch nie bekommen. Also ging ich nun voller Stolz durch London mit meiner Gitarre auf den Rücken geschnallt auf dem Weg zu meiner Wohnung. Da das Wetter sogar noch um 17 Uhr wunderbar war, entschied ich mich dafür, heute ausnahmsweise mal zu Fuß zu gehen statt den Bus und die U-Bahn zu nehmen. Doch langsam bemerkte ich, wie trocken mein Mund eigentlich war. Ich hatte das letzte mal etwas vor dem Auftritt getrunken. Holy moly! Manchmal war ich echt god damn stupid. Also hielt ich Ausschau nach der nächsten Bar, um mir ein sattes Feierabend-Guinness zu bestellen. Während meines Studiums in Dublin ist mir das irische Bier immer mehr an mein Herz gewachsen, ich wollte gar nicht mehr ohne Guinness leben! Nach kurzer Zeit wurde ich auch schon fündig und stand vor einem kleinem, aber sehr schick aufgemachten Pub. Als ich das Pub betrat, fing mein Herz schneller an zu schlagen. ,, Oh yeah, Baby! Der Geruch von Guinness ist mehr als befriedigend!'' sagte ich völlig zufrieden, während ich mich in der Bar umsah. Die dunkle Wandverkleidung und die Vintage-Deckenlampen gaben dem Raum einen etwas rustikalen, altmodischen Schein, aber es hatte auch eine Menge Stil. Ich sah mich überall um, fasste mir aber etwas unzufrieden an den Dreitagebart. Trotz des guten Wetters war es hier so voll wie in einem ausverkauften The Eagles Konzert, meiner Lieblingsband. Doch als mein Blick auf den Tresen fiel, weiteten sich meine Augen. Eine Frau mit wunderschönem, blondem Haar, dass durch die Beleuchtung wie goldene Seide glänzte, saß am Tresen und trank gerade ein durchsichtiges Getränk, wahrscheinlich Vodka. Ich hatte noch nie so eine schöne Frau gesehen: neben ihren Haaren hatte sie große, meeresblaue Augen, volle, rosa Lippen, große Wimpern und eine kleine Stupsnase. Sie sah aus wie eine Prinzessin! ,, Holy moly ist die schön!'' flüsterte ich vor mich hin, in der Hoffnung, dass mich keiner gehört hatte. Ich trat einen Schritt näher an sie heran, da ich sie noch näher betrachten wollte, als mir plötzlich auffiel, dass sie nicht sehr fröhlich zu sein schien, eher im Gegenteil: sie sah aus, als hätte sie einen richtig harten Tag hinter sich. Ihre Wimperntusche klebte überall in ihrem Gesicht, als hätte sie Stunden lang geweint. Der Anblick brach mir selbst fast mein Herz. Anscheinend hatte nicht jeder heute so einen schönen Tag gehabt, wie ich dachte. Sie sah auch schon so aus, als wäre der Drink in ihrer Hand nicht ihr erster Drink gewesen. Als ich gerade noch einen Schritt auf sie zutreten wollte, um sie zu fragen, ob alles in Ordnung mit ihr war, rempelte mich jemand von hinten an. ,,God damn ! Können Sie nicht aufpassen?'' schrie ich dem Mann verärgert an, der nur dumm zurück grinste. Ob er das wegen meinem leichtem irischen Akzent tat oder aus Schadenfreude konnte ich leider nicht genau feststellen. In dem Moment hörte ich einen dumpfen Knall vor mir, und als ich meinen Kopf drehte, breitete sich Schock auf den Gesichtern um mich herum aus, sowie auf meinem. Das hübsche Mädchen, das vorher noch am Tresen saß, war von ihrem Stuhl gekippt und mit ihrem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen, das Glas, dass sie wohl kurz zuvor noch in ihrer Hand gehalten hatte, war neben ihr in tausenden von Glasscheiben zersprungen. Schnell bildete sich schon eine kleine Blutpfütze unter ihrem Kopf, die immer größer wurde. Jeder starrte sie an, doch niemand unternahm etwas. Schnell vergaß ich meinen Ärger über diesen Bastard und rannte zu ihr hin und ließ mich neben ihr auf den Boden fallen, immer noch meine Gitarre auf dem Rücken tragend. Schnell schnallte ich sie ab und legte sie ruckartig aber dennoch sanft neben mir auf dem Boden ab. Sofort tastete ich nach ihrem Puls ab, der Gott sei dank noch da war. ,, Warum macht ihr denn alle nichts! Holt sofort einen Krankenwagen!'' schrie ich völlig hysterisch im Pub herum. Sofort holte der Barkeeper, der gerade noch geschockt auf die kleine, verletzte Prinzessin hinunter gestarrt hatte, sein Handy hervor und wählte die Nummer des Notrufs, während ich versuchte, die Blume in die stabile Seitenlage zu bringen, was schwerer war, als ich dachte. Nach kurzer Zeit halfen mir immer mehr mehr Menschen. Gerade eben noch war die Stimmung in diesem Raum fröhlich und ausgelassen, doch nun war die Luft mit Schock und Stille gefüllt. Ich versuchte, nicht komplett in Panik auszubrechen, denn dafür war nun keine Zeit. Das Leben dieser Frau stand auf dem Spiel, da konnte ich nicht einfach einknicken und hysterisch anfangen zu weinen, wie ich es in diesem Moment gerne getan hätte. Nach ein paar weiteren Minuten der Stille hörte ich endlich den Notarzt kommen. Thank God ! Hätte mir jemand gesagt, dass dieser anfangs so schöne Tag so eine Wendung nimmt, hätte ich ihm meinen Golf club rein gerammt, wenn ich einen dabei gehabt hätte. Holy Moly! Nun hatte ich mir definitiv mehrere Gläser von frischem Guinness verdient!
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The light in my darkness
RomanceKayley hatte noch nie ein einfaches Leben : früh hatte sie schon Verlust erleiden müssen und die Folgen kennenlernen. Mittlerweile hat sie ihr Leben allerdings wieder im Griff... dachte sie zumindest, denn als sie die einzigen Personen, die sie in i...