Antigua

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ELLA POV

Unsere Bank, Antigua, schien ein voller Erfolg zu sein, die Niedrig-Zinsen waren einfach zu lukrativ, um zu widerstehen. Ladek stellte mir ein Teil des Vermögens zur Verfügung, womit ich frei verfügen konnte. Natürlich diente das Kapital für die Investition in Antigua. Dieses Geschäft lenkte mich vor meine Schuldgefühle ab und durch die geistige Anstrengung fiel es mir leichter, die Augen zu schließen und auch schlafen zu können, auch wenn es nur für paar Stunden anhielt.

Ich war überrascht, dass Ladek mir bei Antigua so sehr vertraute, er ließ mich machen, was ich für richtig hielt. Er selbst hielt sich bei allem raus, was ziemlich merkwürdig ist. Schließlich geht es doch um seine heißgeliebte Rache, wofür er doch eigentlich lebt.

Für den Aufbau und für den Erfolg dieser Bank sind drei Jahre vergangen. In dieser Zeit beschäftigte ich mich nur mit Antigua. Der Schmerz, der Kummer, die Schuldgefühle sind während dieser Zeit aber nicht besser geworden, ich habe mich schlicht darin gewohnt.

Die Zeitschriften über Jacobs Hochzeit lagen noch immer in meinem Zimmer. Ich wollte Jacob nicht vergessen und mich selbst damit bestrafen, dass ich durch meine Schuld ihn verloren hatte.

Mittlerweile sammelte ich aber auch die ganzen Zeitschriften und Berichte, die über die Medici waren. Nathalia Smith war eine schöne Frau mit hellen braunen Haaren, hellblaue Augen mit einer typischen Model-Figur. Sie war die Tochter eines Milliardärs, doch über sie selbst fand man im Internet auch zu wenig. Aber was geht mich das überhaupt an? Jacob geht seinen Weg und ich meinen. Doch innerlich hoffe ich ihn eines Tages wiederzusehen.

In den Medien hieß es, dass ein Mann namens Edward High der Geschäftsführer von Antigua sei. Edward schien mir am vertrauensvollsten und sehr kompetent zu sein, um ihn als Geschäftsführer einzustellen, der laut den Medien angeblich das Kommando hätte und für den Erfolg verantwortlich wäre.

Mir war es egal, was die Medien sagten, solange sie es glauben, musste ich nichts befürchten.

Ladek kam in ihr Bürozimmer mit einem Brief in der Hand.

"Was gibts?", fragte ich ihn und verglich die Profite der letzten Monate miteinander.

Die Beziehung zu mir und Ladek war glücklicherweise distanzierend, jedoch merkte ich eine engere Beziehung zu ihm und meine Mutter. Ich sah die beiden zu oft zusammen, sie kochten sogar zusammen, lachten zu viel miteinander. Öfters kam mir der Gedanke, meine Mutter alles zu erzählen. Auf meinen Ratschlag, sich nicht auf Ladek einzulassen, winkte sie nur ab. Doch ich musste mir eingestehen, dass ich meine Mutter in den letzten Jahren kaum so glücklich sah und als Ladek dafür sorgte, dass wir Phillip und Jannis öfters sehen können, weinte meine Mutter vor Freude und umarmte diesen Teufel. Ich war nicht dumm zu sehen, dass sich was zwischen den beiden etwas anbahnte.

Jedoch sah ich auch, dass Ladek sich ganz anders verhielt und auftrat. In ihrer Nähe war er ein charmanter attraktiver selbstbewusster Mann, der ziemlich liebevoll und hilfsbereit war. Wenn ich meiner Mutter von diesem Geschehnis erzählen würde, würde sie sich hier nicht sicher fühlen und würde auf der Stelle dieses Landhaus verlassen. Wie würde wohl Ladek darauf reagieren? Ich könnte ihm alles zutrauen, sogar dass er meine Mutter erschießen würde.

Ich habe Ladek oft genug gedroht und gemahnt, er solle meine Mutter in Ruhe lassen, doch dieser Bastard zeigte mir offensichtlich, dass ihm meine Drohungen am Arsch vorbeigeht.

"Ein Brief von Edward.", riss mich Ladek aus meinen Gedanken.

"Was steht drin?".

"Es ist offiziell. Die Medici haben einen Kredit in Höhe von 100.000.000 Millionen Euro von der Bank Antigua beantragt".

Ich schluckte. Seit Monaten haben Edward und Ich Wege gesucht, dass die Medici von alleine auf uns aufmerksam werden und haben ziemlich viel in Werbung investiert. Und jetzt klopften die Medici vor der Tür.

"Edward wird den Vertrag mit ihnen abschließen.", sagte ich ihm und Ladek verließ den Raum.

Als es schon spät war, verließ ich den Raum ebenso und liefe zu meinem Schlafzimmer. Ich war müde, doch mir war auch bewusst, dass ich kein Auge zu kriegen werde.

Ich hatte Alpträume und sah immer wieder den Gesichtsausdruck von Jacobs Vater, wie hilflos und anflehend er mich anschaute und ich ohne Erbarmen zudrückte. Wie sollte ich mit dieser Schuld weiterleben?. Selbst das Atmen schmerzte. Ich fühlte mich innerlich taub und leblos. Ich hätte sterben müssen, wie konnte ich nur die Entscheidung treffen, das Leben meiner Familie gegen das eines Mannes höher zu schätzen? Am liebsten hätte ich mir ins Gesicht geschlagen, mein Kopf gegen die Wand geschlagen, für diesen Fehler, den ich getan habe.

Ich setzte mich auf den Boden und schaute aus dem Fenster raus: "Gott, wie kann ich diese Schuld jemals begleichen?" und versuchte vergebens im dunklen Himmel eine Antwort zu finden. Meine Familie ist zwar am leben, aber was bringt ein Leben, das nicht lebenswert ist? Meine Familie kann mir nicht helfen, ich habe Jacob verloren, mein Gewissen bringt mich um und kein Geld oder Erfolg kann meinen Schmerz heilen.

"Ich werde es wieder gut machen, Jacob. Ich verspreche es dir", flüsterte ich.

Die modernen Medicis.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt