2. Kapitel: Eine bunte Nacht

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Lo hielt den Atem an, als sich das Mädchen aus den Schatten näherte.
Das schwarze Haar peitschte im kalten Wind um ihren Kopf herum und sie ragte bedrohlich im roten Licht der Fackel hervor.
Dieses Mädchen wirkte wie eine Gottheit.

Der Junge regte sich endlich und schlug sein Buch zu. Bei dem plötzlichen Geräusch dabei zuckten alle Anwesenden zusammen.
Sein Blick spiegelte das Fackellicht wider, aber anders als das Mädchen, wirkte er nicht sonderlich bedrohlich.
Dann stand er auf und reichte dem anderen Mädchen einen riesigen Piratenhut.
"Verliere den nicht nochmal!
Du weißt wie schwer es war einen Hut in der Größe zu finden."

Die Schwarzhaarige sah mit einem Schlag nicht mehr so bedrohlich aus, als der Junge mit ihr sprach.
Als sich das Mädchen jedoch wieder zu Lo und Rebecca wandte, kam die bedrohliche Aura wieder hervor.
Lo trat einen Schritt hinter Rebecca zurück.
Der Junge, der offenbar blondes Haar hatte, hatte die Schwarzhaarige am Arm gepackt.
"Lass das. McBuffy bekommt Angst davon!"

Und tatsächlich, der Kragen des Jungen wackelte und ein zitternder Schattenling mit einem winzigen Piratenhut kam zum Vorschein.
Der Blonde ließ das Männchen an seinem Arm herunter auf seine Hand krabbeln und hielt ihn in Richtung des Mädchens.
Diese streichelte den kleinen Racker zärtlich.
"Tut mir leid McBuffy!"

Rebecca ging nun auf die beiden Neuen zu.
"Guten Abend!
Lo? Das sind Lili und Gen! Die beiden Freunde, von denen ich dir erzählt hatte. Gen ist das Genie, wenn es um die Mysterien der..."

Lili hatte ihre Hand gehoben und damit Rebecca unterbrochen.
"Wer ist das bei dir? Und wo ist das Schiff, was du besorgen wolltest?"
Gen, der offenbar Lilis Bruder war, ließ McBuffy zurück in sein Versteck krabbeln.

"Das ist Lo und sie ist eine Gefangene auf dem Schiff meines Vaters gewesen. Ich habe sie gerettet als es unterging. Das war eine große Sache, sag ich euch! Überall war dieser eklige Rost und die Mannschaft hat geschrien und..."

Erneut wurde Rebecca unterbrochen und es gefiel Lo. Die ganze Fahrt bis zur Insel hatte nur die Rothaarige gesprochen und die Stimme ging ihr langsam auf die Nerven.
Dieses mal hatte jedoch Gen den Redefluss eingeschränkt.
"Rost? Etwa Nebelrost?!? Du musst mir alles davon erzählen!"

Er zückte einen Stift und schlug sein Buch auf. Seine Schwester drängte sich aber an ihm vorbei.
"Heißt das, mein Schiff ist kaputt?
Wie soll ich denn jetzt als Kapitänin in See stechen?"

Rebecca wollte etwas sagen, wurde jedoch von Gen beiseite getrieben, als das Meer in der Dunkelheit zu leuchten begann.
Zahlreiche bunte Farben tauchten unter der Wasseroberfläche auf und schimmerten bedächtig vor sich hin.
Es war ein wunderschöner Anblick der alle Sorgen verpuffen ließ.
Ganz in seinem Element schrieb und zeichnete der Blonde in sein Buch.
Wie in Trance, sprach er alles, was er zu dem Phänomen wusste aus:

"Blutlichtmuscheln, ein Mysterium der See! Am Tag sind sie nicht von herkömmlichen Muscheln zu unterscheiden, aber bei Einbruch der Nacht werden sie aktiv.
Durch das Leuchten werden Raubfische angelockt, die dann von den Blutlichtmuscheln geschnappt werden!
Der Grund warum überhaupt Fische kommen, ist der, dass immer auch Teile der Opfer für andere Raubfische abfallen."

Der Moment wurde unterbrochen, als helles Licht vom Zentrum der kleinen Insel aufflammte. Für Lo war es wie ein Déjà-vu. Die Schreie von Menschen! Wie auf dem Schiff vor ein paar Stunden oder in ihrer Heimatstadt als die Piraten kamen.

Lili, Gen und Rebecca liefen auf die andere Seite der Insel und versteckten sich zwischen den Palmen.
Von dort sahen sie, wie eine Piratencrew das Dorf der Einwohner niederbrannte und die Bewohner aufschlitzte.
Der Kapitän, ein muskulöser Mann mit einem gewaltigen roten Rauschebart war außer sich vor Wut!
Das rothaarige Mädchen neben Lili und Gen spannte sich an.

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