Was tat ich hier Überhaupt? Dieser Mann war meiner einzigen Freundin hier versprochen und ich fantasierte davon Erfahrungen in Liebesdingen unter Todesboten zu sammeln. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf. Ich müsste zurück zum Fest, Lucinda würde mich bestimmt schon schmerzlich vermissen, presste ich hervor und hastete zur Tür. Doch ich könnte den Mechanismus der die Tür verschlossen hielt nicht mehr lösen. Der Fürst kam mir zu Hilfe und öffnete sie. Ich murmelte einen halbherzigen Dank und eilte durch den Tunnel zurück ins Freie und zum Frühjahrsfest.
Dort rannte ich direkt wieder in Lucindas Arme. Besorgt erkundigte sie sich wo ich denn gesteckt hätte. Meine Ausführungen über mein Verschwinden beschränkte ich auf den Erhalt der neuen Informationen zu Auroras Mord. Da ich ihre Gefühle nicht verletzen wollte, sparte ich das was danach geschehen war aus. Auch die geheime Höhle verschwieg ich ihr. Es kam mir zwar falsch vor es zu verheimlichen, aber ich hatte Angst sie als Freundin zu verlieren, wenn ich ihr von den Annäherungsversuchen ihres Verlobten erzählen würde. Deshalb beließ ich es bei meiner Erzählung über die Entwicklungen des Mordfalles. Meine Mentorin schien sich damit zufrieden zu geben und zog mich zurück ins Getümmel.
Ein paar Tage später, lauerte mir der Fürst auf meinem Heimweg auf. Sein Verhalten am Frühjahrsfest wäre nicht in Ordnung gewesen entschuldigte er sich. Er wäre schon etwas angetrunken gewesen und hätte auf seine Manieren vergessen. Sein Angebot jederzeit das Versteck zu nutzen, hätte er jedoch ernst gemeint. Ich nahm seine Entschuldigung an, beeilte mich jedoch aus dem Gespräch zu entkommen.
Da mir die Einzelgänger-Mentalität der Todesbringer bald zu langweilig wurde, fing ich an außerhalb der Mauern unseres Viertels auszugehen. Auf diesem Weg lernte ich Lana, eine junge Magierin, kennen. Sie zeigte mir all die verbotenen Dinge, denen Lucinda abschwor. Sogar ins Freie Viertel konnte sie mich eines Abends locken, als dort ein Maskenball veranstaltet wurde. Es war zugegebenermaßen etwas heruntergekommener als der Rest der Stadt, doch die Bewohner waren freundlich und gut gelaunt.
Ein Abendlokal reihte sich dort an das nächste. Doch die Masse hielt sich draußen auf der Straße auf. Es wurde viel getrunken, musiziert und getanzt. Die Atmosphäre war ungezwungen und heiter. Lana und ich amüsierten uns gut. Ich war gerade dabei Lana von meiner Arbeit als Todesbotin zu berichten, als uns die betörendste Stimme, die ich in meinem Leben je vernommen habe, unterbrach. Der Mann dem die Stimme gehörte, entschuldigte sich für die Störung. Ob er mich holde Maid um diesen Tanz bitten dürfte, wollte er wissen.
Beflügelt von der ausgelassenen Stimmung willigte ich prompt ein. Der unbekannte zog mich ein Stück durch das Gedränge bis wir Platz zum Tanzen hatten. Wir wiegten uns im Takt der Musik. Gebannt von seinem intensiven Blick, genoss ich einfach schweigend den Moment. Nicht nur seine Stimme, auch sein gesamtes Erscheinungsbild empfand ich als unheimlich attraktiv. Seine braunen Locken hatte er versucht mit einem Haargummi zu bändigen. Seine strahlend grünen Augen, funkelten nur so vor Lebenslust. Goldene Sprenkel unterbrachen das grün rund um seine Pupillen. Der Rest seines Gesichtes war mit einer Maske verdeckt.
Viel zu schnell war das Lied vorbei und wir beendeten unseren Tanz. Auf meine Frage, wie er denn heißen würde, antwortete er mit einem Lachen. Mit den Worten "Auf bald, holde Maid" machte er sich aus dem Staub. Zwar rief ich ihm nach, er solle stehen bleiben, jedoch reagierte er nicht. Im dichten Gedränge konnte ich nicht ausmachen, wohin er entschwunden war.
Jeden Abend zog es mich nun ins freie Viertel, in der Hoffnung, den mysteriösen Unbekannten wieder zu sehen. Dieser tauchte jedoch nichtmehr auf. Stattdessen traf ich eines Abends Maurice. Sichtlich erfreut mich zu sehen, erkundigte er sich wie es mir in der Zwischenzeit ergangen war. Seine überschwängliche Freude über mein Wohlergehen, schien ehrlich zu ein. Ich nutzte die Gelegenheit um nachzuhaken, woher er mich kannte. Zuerst stammelte er unbeholfen herum. Dann meinte er, dass würde ein längeres Gespräch werden, aber er hätte jetzt keine Zeit. Er verabschiedete sich und wünschte mir alles Gute für die Zukunft.
Lana begleitete mich noch ein Stück nach Hause. Auf unserem Weg durch die unbeleuchteten Straßen, erspähten wir weiter vor uns zwei Personen. Als eine der beiden den Kopf zur Seite drehte, erkannte ich im silbernen Mondlicht den Fürsten. Neugierig schlich ich mich mit Lana im Schlepptau auf leisen Sohlen an die Beiden heran. Den Mann zur Rechten des Fürsten kannte ich nicht. Ernst und besorgt sahen ihre Gesichter aus, während sie sich unterhielten.
Zornig wisperte Alvar seinem Begleiter zu, dass die anderen blinde Idioten seien, wenn sie behaupteten er würde überreagieren. Die Gefangenen mochten vielleicht ein lügendes Pack sein, doch die hämische Freude, als sie von den geplanten Angriffen erzählten, wäre echt gewesen, dessen sei er sich sicher. Wenn die Feiglinge wirklich dachten, sie könnten sich innerhalb der Stadtmauern verstecken und den Sturm vorüberziehen lassen, dann lägen sie falsch. Es würde Krieg geben, da sei er sich sicher. Sich herauszuhalten werde nicht möglich sein. Je schneller sie handeln würden, desto mehr Schaden könnten sie verhindern.
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Erlöse mich
FantasyElvira wuchs in einem kleinen Dorf bei ihren Zieheltern auf. Damals ahnte sie nichts von ihrer Gabe. Doch auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern entdeckt sie mehr als als sie sich jemals hätte träumen lassen. Tauche mit Elvira ein in eine Welt v...