Das blöde Gedränge ist vorbei. Jeden Freitagvormittag, wenn ich fürs Wochenende einkaufe, habe ich das. Meinen Shopper ziehe ich hinter mir her. Die Mittagssonne scheint angenehm auf meinem Weg nach Hause.
Fünf Minuten Fußweg muss ich hinter mich bringen und biege dann in unsere Straße ein. Hier haben wir vor 54 Jahren gebaut. Hier wohnen mein Mann Dieter und ich – Klaude.
Das Haus ist sehr alt. Mein Vater hat es gebaut. Wir haben eine Tochter, die Mitte 40 ist und eine Enkeltochter von 29 Jahren. Jetzt aber genug geredet. Schnell nach Hause und ein Mittag...
Rauch! Viel Rauch! In unserem Haus. Er ist schon schwarz. Es qualmt gewaltig bei uns im Obergeschoss aus dem Dachfenster. Ich fange panisch an zu kreischen und lasse den Shopper zu Boden krachen. „Dieter!!", rufe ich dann.
Meine Beine tragen mich nicht mehr so gut, trotzdem komme ich bei der Haustür an. „Dieter!!" Im Haus sind Flammen zu sehen. Erbarmungslos fressen sie im Flur die Holzdielen und Teppiche. Dann springt die Tür auf und Glas splittert.
„Hilfe!! Feuer!!" Zu mehr bin ich nicht mehr imstande.
Aus dem Garten drüben sehe ich die Nachbarin an den Zaun kommen, sie dreht aber sofort wieder um und kommt mit einem Telefon am Ohr zu mir. Sie spricht kurz und packt dann etwas grob meinen Arm. „Kommen Sie da weg, Frau Fiedl!" Schnell führt mich die Nachbarin durch das Gartentor, hinaus auf die Straße. Dann dreht sie sich zu mir um. „Ich hab die Feuerwehr schon verständigt."
Wir beide atmen schwer. Die Nachbarin holt mir einen Stuhl zum Ausruhen. Ich starre sie nur fassungslos an und sage nichts. „Alles wird gut."
„Mein Mann ist da noch... ich... ich war einkaufen..."
Die Löschmänner sind vor Dieters und meinem Haus und es geht ein Trubel los. Zwei von ihnen kommen zu uns beiden Frauen. Ich sage, dass ich Dieter noch im Haus vermute und dass ich nicht viel mehr weiß, weil ich gerade einkaufen war. Eine halbe Stunde später breche ich zusammen. Der Brand ist gelöscht. Im Obergeschoss finden die Männer Dieter tot vor. Er ist am Rauch erstickt. Neben ihm, so sagen die Einsatzkräfte, fanden sie ein Bügeleisen.
In den nächsten Stunden durchwühlt die Spurensicherung das Haus. Sie finden heraus, dass Dieter sich beim Bügeln den Fuß im Kabel verheddert haben muss, dann gestürzt ist und das Bügeleisen mit der heißen Unterseite auf den Holzboden fiel und sich die Hitze schnell ausbreitete. Dieter konnte nicht mehr vor den Flammen fliehen.
Bevor ich endgültig die Fassung verliere, lehne ich das Angebot meiner Nachbarin, heute Nacht auf ihrem Gästebett schlafen zu dürfen, dankend ab und marschiere mit dem Shopper zum Bahnhof. In ihm sind immer noch die Einkäufe.
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Die Enkelin
HorrorAls Klaude' s Mann durch einen tragischen Unfall stirbt, wird sie von ihrer 29-jährigen Enkelin Lisa zu Hause aufgenommen, die mit gemeinsamen Ausflügen versucht, ihre Oma aufzumuntern. Klaude möchte aber nicht mitmachen, weil sie Angst hat, sich wi...