winter ; kapitel 1

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TEIL EINS: WINTER

"we're all dead in devil town
that's fine, cause nothing's
gonna scare us now"

kapitel 1

Bevor das neue Jahr damit beginnt, dass alles den Bach runtergeht, steht Jules noch in der Küche. Er hat besseres zu tun, als dem Feuerwerk zuzuschauen, das sowieso seit Stunden unregelmäßig hochgeht.

Besseres hat eine Hand auf Jules' Wange gelegt und nutzt die andere, um ihn an seinem Shirt näher zu sich zu ziehen. Orwell lächelt, fast schüchtern, und Jules' Herz stolpert. "Eine Minute zu früh für den Neujahrskuss, was?"

Tatsächlich dringt aus dem Wohnzimmer gedämpft der Countdown zu ihnen: "Noch fünfzig Sekunden!", ruft jemand, so laut, dass es selbst durch zwei geschlossene Türen dringt. Jules hofft, dass sie alle damit beschäftigt sind, dass keiner mitbekommt, was sie hier tun.

Er weiß nicht, was er sagen soll - Was sagt man nun, nachdem man das erste Mal in seinem Leben einen anderen Typen geküsst hat? -, also nickt er nur. "Schlechtes Timing." Beinahe direkt möchte er im Boden versinken. Das ist das beste, das ihm einfällt?

"Aber ich kann dich gerne um Mitternacht nochmal küssen", murmelt Orwell nach einer kurzen Pause. Jules nickt, bevor er darüber nachdenken kann.

Letzten Endes küsst Jules ihn, und das vor Mitternacht (sondern sieben Sekunden davor), aber damit scheint Orwell kein Problem zu haben. Eine seiner Hände spielt mit dem Zipfel von Jules' T-Shirt, und Jules kann nicht anders, als zu lächeln und zu denken: Oh, shit.

Es ist nicht so, als wären ihm Orwells Blicke nicht aufgefallen: Etwas zu lange auf ihm ruhend, und, im Laufe des Abends, hungriger; auch, wenn er hätte schwören können, dass er sich das einbildete. Aber als sie schließlich alle ein Glas Champagner aus der Küche geholt haben, ist er in die Ecke gelehnt stehen geblieben, und Jules hat genug gehofft, um mit ihm dort zu bleiben.

Die richtige Entscheidung. Scheiße, er kann gut küssen, für einen Moment fragt Jules sich, wie viele Leute er schon geküsst hat - ob er ihn gleich von sich wegstoßen wird, lachend, Was zur Hölle tust du da, Junge? Aber dann weichen auch diese Gedanken.

Als der lauteste Jubel aus dem anderen Zimmer abbricht, nimmt Orwell die Hand, die Jules auf seine Wange gelegt hat. "Hast du nicht vorhin noch behauptet, du würdest nie was mit einem Typen haben?", fragt er jetzt. "Scheint wohl nicht die Wahrheit gewesen zu sein."

"Nicht ganz."

Orwell streicht mit dem Daumen über Jules' Handrücken, und er hat das Gefühl, sein Herz schlägt noch etwas schneller, falls das überhaupt möglich ist. Orwells Gesicht, blass und selbst im Winter sommersprossig, verzieht sich zu einem Lächeln. "Ich gehe davon aus, das hier bleibt unter uns?"

"Bitte." Jules fühlt sich fast schlecht dabei, das zu sagen, aber er hat kaum eine andere Wahl. Noch ist er in dieser Stadt gefangen, und solange das so ist - Nun ja. "Sorry."

"Kein Problem. Verstehe ich."

Orwell hievt sich auf die Küchentheke, zieht Jules mit sich. Er trinkt einen Schluck aus dem bisher unberührten Champagnerglas. "Ich wäre fast nicht gekommen, aber jetzt bin ich fast froh, dass ich es getan habe. Kenne Tobias kaum."

Früher am Abend hatte Orwell ihm erzählt, dass Izzy ihn mitgeschleppt hatte. Ausgerechnet seine Schwester. Lachhaft. Er hatte nicht einmal gewusst, dass die beiden sich kannten - Aber wen kannte Izzy schon gut genug, dass man davon wusste?

"Nur fast?"

Orwell lachte. "Nicht nur fast."

Als Jules sich vorbeugt, um ihn erneut zu küssen, stößt jemand die Tür auf, lallend: "What the fuck, Jules?!" - Und alles ist ruiniert.

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