Vorgeschicht (1)

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Kim war 16 Jahre alt, immer relativ selbstbewusst und hatte ein glückliches Leben.
Sie hatte einige Freunde, fühlte sich in ihrem Körper  wohl und war gut in der Schule. Sie hatte zwar keinen Freund, aber das lag eigentlich nur daran, das sie niemanden in ihrer Klasse attraktiv fand, und außerhalb der Schule ergab sich einfach nie die Gelegenheit. Das machte ihr aber nichts.

Doch am 11. Februar 2021 änderte sich alles.
Ihr Vater verstarb an einem Herzinfarkt. Es kam sehr plötzlich und niemand hatte damit gerechnet.

Die nächsten Monate waren für Kim sehr schwer.
Sie ging nicht zur Schule, antwortete auf keine Nachricht ihrer Freunde und entwickelte ein ungesundes Essverhalten. Sie aß viel zu viel und sehr ungesund. In diesem kurzen Moment konnte Kim einfach alles vergessen, was in den letzten Wochen passiert war.

Für ihre Mutter(Silvia) war es selbstverständlich auch schwer. Sie war immer dafür verantwortlich gewesen, das alles im Haushalt so lief wie es sollte. Sie kochte, wusch die Wäsche, half Kim bei ihren Hausaufgaben, wann sie es brauchte, und so weiter. Sie war eigentlich die perfekte Mutter. Doch an diesem Tag veränderte auch sie sich. Sie bekam schwere Depressionen und bemerkte gar nicht wie schlecht es ihrer Tochter überhaupt ging.

Kim und ihre Mutter bekamen einige Wochen später Besuch von Silvias Schwester(Magdalena).
Sie kam in den letzten Wochen und Monaten öfters vorbei um nach ihnen zu sehen, denn selbstverständlich bemerkte sie wie schlecht es den beiden ging.
Doch an diesem Tag kam sie nicht, um für die beiden aufzuräumen, damit sie nicht völlig im Chaos untergingen. Nein, diesmal versuchte sie ihre Schwester zu überreden ihr Leben neu zu beginnen.

Ein Neustart. Neue Wohnung, neue Stadt, neue Nachbarn, neue Schule für Kim, ein neues Leben.
Keine belastenden Erinnerungen mehr.

Magdalena bot ihr an in ihre Wohnung in Berlin zu ziehen, die gerade leer stand.
Silvia willigte sofort ein, da sie vor wenigen Tagen ihren Job verloren hatte, und sich die überteuerte Miete für die Wohnung in Wien, in der die beiden jetzt lebten leider nicht mehr leisten konnte.
Ihr ehemaliger Chef gab ihr eine Woche Zeit, um das Trauma mit ihrem Ehemann zu verarbeiten, was selbstverständlich viel zu wenig war. Sie konnte einfach nicht nach dieser Woche schon wieder zurück und so tun als wäre alles ganz normal.

Die Sache war beschlossen. Sie würden in den nächsten Tagen anfangen zu packen und umziehen. Kim wusste davon noch nichts, es würde sie aber auch nicht wirklich interessieren. Sie war mittlerweile genau so lustlos und depressiv wie ihre Mutter.
Die beiden wirkten eher wie Zombies, als wie normale Menschen.

Etwa ein Monat später zogen sie um.
Wie erwartet war es Kim ziemlich egal.
Sie hatte ihre Freunden vor einigen Wochen angerufen, und ihnen weinend erzählt, was mit ihrem Vater passiert war.
Doch ihre Freunde interessierte das nicht wirklich, sie machten Kim eigentlich nur fertig, da sie sich so lange nicht gemeldet hatte.
Nach diesem Telefonat haben sie nicht mehr miteinander geredet.
Kim hielt es nicht für notwendig sich zu verabschieden, da sie mittlerweile bemerkt hatte, dass sie nie echte Freunde hatte.
Kim schrieb all ihren Freunden eine kurze Nachricht:

„Ich ziehe um. Wir werden uns also nicht mehr sehen."

und blockierte sie im Anschluss, bevor sie antworten konnten.

Bad Boy oder doch nicht?Where stories live. Discover now