Das einfache Leben

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Vorwort: Diese FF hat rein gar nichts mit den Charakteren aus dem Buch zu tun, ich habe mich lediglich dieser wundervollen Welt der Autorin bedient. Ich habe die Bestimmung in wenigen Tagen durchgelesen und es gehört zu eines meiner absoluten Lieblingsbüchern. Da ich allerdings mit dem Verlauf der Story zum Ende hin wirklich enttäuscht, besser gesagt zutiefst traurig war, wollte ich einfach keine Charaktere aus dem Original einbauen. Vielleicht ändert sich das im Verlauf, vielleicht nicht.

Ich habe mich wirklich arg bemüht die Rechtschreibfehler einzugrenzen. Falls doch welche Gefunden werden sollten, bitte kurz Bescheid sagen, falls sie den Leseverlauf wirklich zu sehr stören sollten!

Ich bedanke mich bei jedem, der sich die Zeit nimmt, sich die Geschichte durchzulesen!

LG
Dampi

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Kapitel 1: Das einfache Leben


Bei den Ken zu leben, war einfach. Meiner Meinung nach manchmal sogar zu einfach. Das Frühstück wurde im gut behüteten Haushalt gemeinsam mit der Familie eingenommen, während die Tageszeitung - welche natürlich nicht aus solch unbrauchbaren Material wie Papier war, sondern schön elektronisch an eine großzügige, weiße Wand projiziert wurde - vom Oberhaupt auf Fakten inspiziert wurde. Meine Mutter machte, wie jeden Morgen, ihre legendären Pfannkuchen, die ganz leicht nach Melone schmeckten, obwohl ich noch nie eine Melone mit meinen eigenen Augen gesehen hatte. Der Kaffee - schön stark, "So wie es sich gehört!", predigte mein Vater immer wieder, "sonst können eure Hirnzellen nicht mal halb so gut denken!". Während dem Essen, wurden die neusten Geschehnisse diskutiert, von allen Seiten reflektiert um als Familie in der Öffentlichkeit eine einheitliche Position einzunehmen. Meinungsfreiheit? Bei uns leider fehl am Platze.Schwungvoll erhob ich mich von unserem Esstisch. Mein Kaffee schwabbte gefährlich hin und her, wofür ich einen tadelten Blick meiner Mutter erntete.
"Kimberly.", flüsterte mein Vater in seiner gewohnt ruhigen Stimme, nur um mich ergänzend zu ermahnen, während er mit geübten Handbewegungen das Nachrichtenportal an der Wand betätigte. Seine Augen flogen förmlich über die Texte. Das mitlesen hatte ich schon vor Ewigkeiten aufgegeben. Denn während ich vielleicht gerade mal den ersten Absatz gelesen hatte, war mein Vater schon wieder bei der nächsten Schlagzeile. Auf Dauer frustrierte das einen. Und es nervte. Enorm. So wie vieles mich an meinen Eltern nervte, aber dann wiederum dachte ich, das sollte für einen Teenager meines Alters wohl normal sein."Wo möchtest du denn hin? Du solltest was essen, bevor es zum Ritual geht!", bemutterte mich ihre sanfte Stimme. Sie holte gerade Pfannkuchennachschub vom Herd, platzierte sie auf einen großen Teller und goss eine dunkle Flüssigkeit elegant darüber. Nie zu viel, noch zu wenig. Kam daher vielleicht der Melonengeschmack? Darüber hatte ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht!
Was meine Mutter hingegen unter "etwas essen" verstand, kam nicht von dieser Welt. Dass ich bereits zwei riesige Pfannkuchen und diverses frisches Obst vernascht hatte, erwähnte ich schon gar nicht mehr. Nur weil wir bei der Essensausgabe etwas besser entlohnt wurden, hieß das nicht, dass ich das alles auch in mich rein würgen musste. Ich tätschelte meinen Bauch, der statt flach mit einem klitzekleinen Hügelchen geschmückt war. Fürs normale Auge nicht wahrnehmbar, aber ich merkte, dass die leckeren Schokoladenkuchen und der nachmittägliche Zwischensnack ihre Folgen hatten.
Ich winkte ab. "Muss nur noch fix das Material für das nächste Buch holen. Hab ich gestern noch schnell fertig gezeichnet, sonst nimmt mir Mrs. Hatchel das noch übel."Zeichnen war bei den Ken eigentlich als unnütze Zeitverschwendung angesehen. Zeit, in der man sich lieber 101 Bücher, statt nur 99 hätte durchlesen können. Ich hatte es allerdings, dank der Kontakte meines Vaters natürlich, geschafft, mir einen kleinen Nebenjob anzuschaffen, in dem ich meine Leidenschaft einigermaßen ausleben konnte. Ich zeichnete Bilder, die in Büchern veröffentlicht wurden. Oftmals waren dies Skizzen von Gebäuden oder Fahrzeugen, manchmal auch Organe, hin und wieder bekam ich ein Kinderbuch in die Hand, wo ich kleine Menschlein und Tiere zeichnen durfte. Die Aufträge waren spärlich, schließlich achtete mein Vater akribisch darauf, dass ich Spitzenreiter in der Schule war, allerdings musste ich dafür nicht heimlich malen und meine Zeichnungen irgendwo unterm Bett verstecken.
"Wir müssen los.", seufzte mein Vater angespannt. Er lief in den Flur, wo er sich seine schwarze Aktentasche schnappte und nochmals überprüfte, ob er auch wirklich alles eingepackt hatte."Ist deine Rede fertig?", fragte meine Mutter, ohne die Antwort abzuwarten. Natürlich war die Rede fertig. Wahrscheinlich schon seit letztem Jahr, einen Tag nach dem Ritual. Mein Vater nickte abwesend. Er schob seine langen Finger mechanisch zwischen die ganzen Papiere und zog ein einzelnes Blatt hervor. Seine Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich. Er befand sie nicht für gut, seine Rede. Aber mein Vater hatte nun mal eine Begabung dafür, andere Menschen mit seinen Worten zu fesseln. Etwas, dass ich leider Gottes nicht von ihm geerbt hatte. Ich verstand mich perfekt darin, immer das Falsche zu sagen. Daher kam auch mein inoffizielles Redeverbot bei Veranstaltungen. Nur wenn ich wirklich direkt gefragt wurde, antwortete ich mit kurzen, stichhaltigen Sätzen. Er hingegen, er hatte sich in unserer Gesellschaft dank seiner Redekunst hinaufgearbeitet.
Mein Vater war fürs Schulsystem zuständig. 'Oberminister für schulische Bildung und außerschulisches Benehmen' um ganz genau zu sein. Sozusagen bestimmte er über das gesamte Leben der Kinder dieser Stadt. Daher war es enorm wichtig, dass sein Sprössling sich außerhalb unseres Hauses von der besten Seite zeigte und natürlich zu allem, was mein Vater philosophierte, ja und Amen sagte. Meine Mutter war als Krankenschwester in unserer Schule tätig. Das brachte für mich natürlich nur Nachteile mit sich. Wenn man sich mal daneben benahm, bekam das mein Vater eher mit, als ich es realisieren konnte und blau machen fiel dank meiner wundervollen Mutter auch ins Wasser. Eher würde sie mich in der Schule verrecken lassen, als das ich einen Tag frei bekam.
Alles in allem, war ich in einem Käfig, dessen Wände jedoch nicht eisern, sondern vielleicht hölzern waren. Hier und dort dufte ich ein wenig rum nagen und mir so den einen oder anderen Luxus erlauben, aber ein falscher Schritt, ein falsches Wort und das Image meines Vaters wäre ruiniert. Aber es störte mich nicht sonderlich. Solange ich mich strikt an meine eigenen Regeln hielt und Überlebenstechniken anwandte, war das Leben bei den Ken einfach. Manchmal eben zu einfach.

Und es machte ZischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt