Ein wenig wie bei Aschenputtel

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Erzähler Sicht:

Rabastans Laune war ungewöhnlich gut, nachdem er in das Anwesen zurückgekehrt war. Linnea hatte darauf gehofft, da sie eine Bitte an ihn hatte. Letztendlich war ihr sein Gemütszustand allerdings nicht geheuer gewesen. Was vermochte es bloß ihn in eine solche Euphorie zu versetzen? Das konnte nichts Gutes gewesen sein. Ein eiskalter Schauer war ihr bei seinem Anblick über die Haut gefahren.

Sie hoffte inständig, dass er sie nicht allzu bald wieder zu einer erneuten Hinrichtung ihrer Freunde schleifen würden. Noch einmal würde sie das kaum ertragen. Da er jedoch nichts erwähnte, glaubte sie, dass sie vorerst nichts in diese Richtung zu befürchten hatte. Linnea war sich selbst nicht sicher, ob diese Hoffnung lediglich naiv war oder sogar schon absolut verzweifelt.

Er war länger weggewesen als erwartet. Nach seinem Eintreffen hatte es nicht mehr lange gedauert bis die Sonne sich hinter dem Horizont verabschiedet und der Dunkelheit Platz gemacht hatte.

In der Zwischenzeit war es ihr gelungen zu Luna Kontakt aufzunehmen. Und wie sie es zuvor bereits schon vermutet hatte, war diese selbstverständlich damit einverstanden an ihrer Geburtstagfeier teilzunehmen. Linnea wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte. Wer versicherte ihr schon, dass sich an diesem Abend keine Katastrophe anbahnen würde?

Schließlich würde Bellatrix ebenfalls zu gegen sein. Und wer weiß schon, wer sonst noch. Das Haus ihrer Eltern wurde immerhin als Hauptquartier benutzt. Die Todesser gingen dort ein und aus, wie es ihnen beliebte.

Luna hatte Linnea darum gebeten, dass Padma ebenfalls mitkommen durfte, da diese momentan eine schwere Zeit durchmachte. Wenn selbst Luna den Zustand eines anderen als labil bezeichnete, dann musste das schon was heißen. Linnea hatte nichts dagegen, auch, wenn Padma definitiv keine Freundin von ihr war.

Damit wären wir bei ihrer Bitte angelangt. Sie wusste nicht, wie Rabastan reagieren würde. Sie hatte ihn noch nie um etwas gebeten. Es hätte sein können, dass er ihre Forderung als dreist ansah und sie bestrafte. Immerhin tat er ihr gewissermaßen schon einen Gefallen und kam ihr entgegen, wenn sie auch noch nicht darauf gekommen war, was für einen Nutzen er gedachte aus der Sache ziehen zu können.

Sie ging nicht davon aus, dass er aus reiner Nächstenliebe handelte. Er war kein Altruist. Rabastan tat nichts, wenn er seinem Handeln keinen eigenen Vorteil entnehmen konnte.

Umso überraschter war sie gewesen als er ihr Bitte bejahte. Im Nachhinein hätte sie sich das denken können. Linnea hatte Rabastan erklärt wer Padma war und er hatte natürlich nicht vergessen, dass sie ihn in ihrer Benommenheit lautstark als gutaussehend bezeichnet hatte.

Trotzdem war ihm ihre Besorgnis nicht entgangen und er hatte ihr versprochen, dass er die beiden Mädchen persönlich abholen würde. Linnea fand dieses Versprechen nicht unbedingt beruhigend, dennoch widersprach sie ihm nicht. Sie versuchte ihn möglichst nicht zu reizen, wenn sie sich zurückhalten konnte. So langsam entwickelte sie ein Gefühl für die Grenze, die sie auf keinen Fall überschreiten durfte, wenn ihr ihr Leben lieb war.

Rabastan hatte es ernst gemeint als er ihr am Vorabend mitgeteilt hatte, dass er sie durch das Haus führen wollte. Sie war ihm höchst widerwillig gefolgt. Beinahe sämtliche Stücke aus der Sammlung seiner Familie zeugten von solch einer beeindruckenden Handwerkskunst, dass ihr kein besseres Wort einfiel als sie als wunderschön zu bezeichnen. Sie hatte schnell ein Muster erkannt. Je schöner ein Objekt war, desto tödlicher waren seine Eigenschaften.

Das hatte sie nicht erwartet, sahen die Gegenstände auf dem ersten Blick doch alle so harmlos aus. Am liebsten hätte sie jedes einzelne Stück aus der dazugehörigen Vitrine geholt und es berührt. Es war schon faszinierend wie sehr die Schönheit es vermochte einen zu blenden.

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