Master of Desaster

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Avery
„Komm schon, wir wollen doch nicht zu spät kommen!", dränge ich Hannah und schiebe sie in den bereits vollen Fahrstuhl. Zwei mehr oder weniger würde den Braten nun auch nicht mehr fett machen.

„Du willst dir diesen Hahnenkampf zwischen den beiden nicht wirklich geben oder?".
Genervt verdreht sie ihre Augen und stupst mich in die Seite.

„Die Sonne scheint und wir beiden sitzen eine Dreiviertel Stunde auf ungemütlichen Stühlen, währenddessen zwei Machotypen den Arsch gepudert bekommen".
Ich spüre die Blicke der anderen Kollegen auf mir, vernehme allerdings auch ein Kichern.

Als der Fahrstuhl die oberste Etage erreicht, haucht sie mir ins Ohr: „Auch wenn du nach dieser Nacht nicht genug von ihm bekommen kannst, ist es unnötig sich dafür diese Diskussion zu geben! Er wird dich wohl nicht vor all den Augen flachlegen, falls es deine Hoffnung ist".
„Hannah", zische ich empört und werde bei dem Gedanken an letzte Nacht rot.
Ich hatte mitbekommen, wie er aufgestanden war und die gesamte restliche Nacht verschwunden ist. Ein wenig naiv wie ich bin, lag ich dort eine ganze Weile in der Hoffnung Hunter würde nochmal zurück kommen. Doch er blieb weg.

Irgendwann räumte ich das Büro auf und rief von seinem Telefon im Büro mein Handy an. Hannah hatte zum Glück abgenommen und mich abgeholt. Ich erzählte ihr alles. Doch ließ ich das Detail weg, dass er mich mitten in der Nacht einfach alleine gelassen. Ohne erkennbaren Grund.
_____
Mit einem Gähnen lasse ich mich auf einen der freien Plätze im Konferenzsaal fallen. Der wenige Schlaf sitzt mir noch immer in den Knochen. Ein Blick zu Dr. Bennett verrät mir, dass auch er die letzte Nacht nicht ohne weiteres weggesteckt hat. Seine Haare stehen ihm wirr vom Kopf und unter seinen Augen erkenne ich dunkle Ringe. Allerdings sieht er hundertmal besser aus, als ich, obwohl ich mich eiskalt geduscht und anschließend ordentlich geschminkt hatte.

Mit verschränkten Armen vor der Brust, lehnt er lässig am Podium und spricht mit einem der Unfall Chirurgen. Er trägt ein weißes Polohemd, welches in seine dunkle Jeans gesteckt ist.

Als Dr. Klein mit langen Schritten den Raum betritt, spannt sich seine Körperhaltung deutlich an, doch lässt er seiner Mimik nicht anmerken.
Aber schon wenige Sekunden später, entspannt er sich sichtlich und auf seinen Lippen erscheint ein kurzes Lächeln, als jemand den Raum betritt. Dr. Grace Schmidt winkt ihm kurz zu und lässt ihren Blick über die Menge schweifen.
Als sich unsere Blicke treffen, erscheint auch auf ihren Lippen ein Lächeln und sie kommt mit selbstsicheren Schritten auf mich zu.
„Hey, ihr zwei", begrüßt sie uns fröhlich und setzt sich auf den freien Stuhl neben mir.

„Hätte nicht gedacht, dass sich jemand freiwillig das lahme Gequatsche reinzieht", flüstert sie uns hinter davor gehaltener Hand zu, nachdem wir sie ebenfalls begrüßt haben.

„Freiwillig, würde ich nun nicht behaupten", nuschelt Hannah und verschränkt schmollend ihre Arme vor der Brust. Ich hatte sie eine ganze Weile anbetteln müssen und sagte ihr, dass der Vortrag sicherlich lehrreich sein wird. Immerhin geht es um die ellenlange Operation vor einigen Tagen an Hardin Shaw, bei dem Dr. Bennett irgendein neues Verfahren genutzt hat.

„Bennett und ich haben ein Pakt. Insofern es uns möglich ist, erscheinen wir immer zum Vortrag des anderen. Damit dort wenigstens immer ein Zuhörer sitzt".
Sie schmunzelt. „Bei seinen Vorträgen erscheinen allerdings immer so viele, dass ich mich schlecht fühle, einen von Ihnen denen es wirklich interessiert den Sitzplatz zu klauen".

Tatsächlich füllt sich nach einer Weile der Raum und es dauert nicht lange, bis sogar einige sich an die Wände lehnen, weil alle anderen Plätze belegt sind. Ich spüre, wie Hannah drauf und dran ist, einen von denen ihren Platz anzubieten, doch ich lege meinen Hand auf ihren Schoß und werfe ihr einen warnenden Blick zu.

Ein Oberarzt zum Verlieben - geheimes Verlangen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt