guardian angel II

23. Kapitel

Als ich am Morgen wach wurde, schlief Reece neben mir tief und fest und merkte nicht einmal, dass ich aufstand. Selbst als ich nach einiger Zeit wieder ins Bett huschte, schlummerte er weiter vor sich hin. Ich stupste ihn leicht in die Seite, doch er grummelte nur und öffnete nicht seine Augen.

»Reece«, hauchte ich seinen Namen und hoffte, dass er endlich richtig wach wurde. Doch entweder war er gerade zwischen der Traumwelt und der realen Welt oder er ignorierte meine Versuche gekonnt. Aber ich ließ mich nicht abbringen und krabbelte stattdessen mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf ihn. Reece stöhnte erschrocken und tat so, als würde ich zu viel wiegen, doch seine Augen hielt er geschlossen.

»Los, mach die Augen auf«, murmelte ich und beobachtete gespannt sein Gesicht, besonders aber auf seine Augenlider.

»Warum hast du so viel Energie?«, gähnte er und begann langsam zu blinzeln.

»Ich war schon auf und habe Frühstück gemacht«, antwortete ich ihm leise und blickte kurz auf seine Lippen, ehe ich meine auf diese legte. Bereitwillig ließ er sich auf den Kuss ein, auch wenn Reece noch leicht verschlafen war.

Als wir uns voneinander trennten, hauchte ich leise gegen seine leicht geröteten Lippen: »Happy Birthday«. Seine grünen Augen blickten überrascht direkt in meine, ehe er mich verwirrt fragte, woher ich das wüsste, da er es mir gegenüber nie erwähnt hatte.

»Ich habe Jahrbücher, in denen dein Geburtstag steht. Außerdem gab es da damals einen nervigen kleinen Jungen in meiner Grundschulklasse, der jeden Tag vor den Weihnachtsferien erwähnte, wie gemein es war, vor Weihnachten Geburtstag zu haben, da dann bereits Ferien waren«, antwortete ich mit einem leichten Lachen und fuhr mit meinen Fingern durch sein zerzaustes dunkles Haar.

»Aber dieser nervige Junge ist heute wohl nicht mehr so nervig, was?«, entgegnete er selbstgefällig und kam mir mit seinem Gesicht etwas näher.

»Hängt vom Tag ab«, erwiderte ich grinsend und rollte mich von ihm herunter, »und jetzt steh auf sonst ist das Rührei gleich kalt«. Ich lachte leicht und ging in meinem Pyjama, bestehend aus einer kurzen Sporthose und einem Basic-Shirt von Reece, herunter, um dort auf meinen Freund zu warten.

Dieser kam wenige Minuten nach mir ins Esszimmer und ließ sich an den gedeckten Tisch nieder.

»Wann hast du das alles gemacht?«, fragte er mich und sah über die vielen Schalen hinweg zu mir, direkt in meine Augen. Ich lächelte verlegen, ehe ich ihm antwortete, dass ich gar nicht so lange gebraucht und er ja eh geschlafen hatte.

»Ich hatte aber Hunger«, murmelte ich schließlich leise und nahm mir eine Schüssel, um mit dem Frühstück zu beginnen.

Wir verzettelten uns in Gesprächen, während wir aßen und saßen auch noch im Mittag am gedeckten Tisch. Irgendwann schob ich ihm die kleine Schachtel, welche ich in schlichtem Geschenkpapier verpackt hatte, herüber. Überrascht sah er zu mir hoch und ich erkannte das gespannte Glitzern in seinen dunkelgrünen Augen.

»Du sollst mir doch nichts schenken«, murmelte er schließlich und begann mit leichtem Lächeln das Geschenkpapier zu öffnen.

»Es war auch wirklich schwer, etwas zu finden, dass dir gefallen könnte«, erklärte ich leise und merkte, wie ich mir auf die untere Lippe biss, »Außerdem hast du dich auch nicht dran gehalten«.

»Es ist vielleicht ein wenig kitschig«, schob ich dann murmelnd hinterher und spielte mit meinen Fingern, während ich ihn dabei beobachtete, wie er den Schlüsselanhänger betrachtete. Es war auch wirklich schwer, etwas für jemanden zu finden, der eigentlich alles hatte und sich alles kaufen konnte.

»Was ist es?«, fragte er verwirrt und ließ den Anhänger durch seine Finger gleiten.

»Wenn du den Code beispielsweise mit deinem Handy scannst, dann spielt es den dazugehörigen Song«, erklärte ich ihm und meine Augen verfolgten seine Bewegungen. Er nahm sein Smartphone und platzierte es über den Schlüsselanhänger, um wenige Sekunden später dem Lied zu lauschen. Sein Blick fing meinen und ich konnte nicht beschreiben, was seine Augen mir sagten.