Kapitel 1

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Zögernd stand ich vor der Adresse, die Steve mir gegeben hatte, klingelte dann aber.
Ein junger Mann öffnete die Tür und zog eine Augenbraue hoch.

„Hallo, ich bin Saphira, Steve hat mich hergeschickt", erklärte ich direkt. „Sam, komm rein" Ich trat ein und sah mich um.

„Wieso hat Steve dich hergeschickt?", fragte Sam, als er am Tisch im Esszimmer saß. Ich setzte mich aufrecht gegenüber von ihm hin. „Keine Ahnung, ich bin gerade erst aus dem Urlaub zurück und noch nicht über alles im Bilde"

Sam grinste. „Wo warst du denn?" „Im Urlaub? Ich war in Asgard.. Thor hatte ein Problem", erzählte ich. „Wow. Also... du bist ein Teil der Avengers?", schlussfolgerte er und ich nickte. „Tony ist mein Freund. Natasha und Clint meine besten Freunde. Und Steve... ist quasi mein Cousin", erklärte ich.

„Krass. Arbeitest du?" „Ja, ich bin ein S.H.I.E.L.D.-Schatten, aber bedenke man die Umstände und schaut mit ein klein bisschen Intelligenz in die nahe Zukunft wohl nicht mehr lange" „Hast Recht, ich glaub kaum dass sie S.H.I.E.L.D. noch lange Bestand hat"

„Ganz ehrlich? Glaub ich auch nicht. Aber irgendwie steckt Hydra in der Sache mit drin... wenn ich nur wüsste wie, warum und was" Frustriert massierte ich mir die Schläfen. Plötzlich zuckte eine Welle von Schmerz in mir auf und fauchte leise.

„Saphira, was ist passiert?", fragte Sam direkt. „Keine Ahnung", zischte ich. „Es... ich fühle Schmerz. Sehr viel Schmerz. Aber es ist nicht meiner... auch nicht Natashas und auch nicht Clints... ahhhhhh" Zischend vor Schmerz hielt ich mir die Hände an den Kopf.

„Du... kannst Schmerz von anderen fühlen?-Oh mein Schwein pfeift, deine Augen sind dunkellila!" „Ist das so?", brachte ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ja, schau dich im Spiegel an!"

Eine weitere Rolle von Schmerz überrollte mich, jetzt fühlte ich ihn sehr real an meinem Rücken, als ob mich jemand auspeitschen würde. Ich krümmte mich zusammen und zischte: „Lass es aufhören... Lass es aufhören"

„Saphira, kann ich irgendwie helfen?", fragte er hilflos. „Bring mich irgendwo hin wo ich niemandem weh tun und nichts kaputt machen kann...", flüsterte ich. Ich stand unter riesigen Schmerzen auf, Sam stützte mich.

Er brachte mich in einen nahegelegenen Wald, ließ mich auf den Boden sinken und ging dann mehrere hundert Meter auf Sicherheitsabstand. Die Schmerzen waren mittlerweile unerträglich geworden und ich schrie. „STOPP", schrie ich.

Dann explodierte ich einfach. Silberne, gemischt mit lilafarbener Energie entwich mir zu allen Seiten hinaus und schleuderte alles im Umkreis von hundert Metern zurück.

Danach hörten die Schmerzen tatsächlich auf, ich blieb noch etwas auf den Knien sitzen und keuchte. Sam kam wieder zu mir, nachdem er sich vergewissert hatte, dass ich keinen Ausbruch mehr bekommen würde.

„Was war das gerade?" Ich richtete mich schwerfällig auf. „Ich habe... gewisse Fähigkeiten, die sich sowohl physisch als auch psychisch auf andere, und auch auf mich, wie wir gerade festgestellt haben, auswirken können", startete ich einen Erklärungsversuch, ohne meine Identität vollends aufzudecken.

„Wie in Harry Potter der Crucio-Fluch?", versuchte Sam einen Vergleich. „Das... trifft es erstaunlich gut. Aber im Gegensatz zu Crucio ruft es nicht immer Schmerzen hervor... es kann sie auch lindern oder nehmen. Aber das ist nur ein kleiner Teil meiner Magie", gab ich preis.

„Komm mit zurück, du bist erschöpft. Leg dich erst mal hin, ja? Wir können später reden" Ich stand auf und lächelte ihn ehrlich an. „Danke Sam, für alles" „Kein Ding", winkte er ab.

„Nein, das ist nicht selbstverständlich. Ich tauche einfach vor deiner Haustür auf, hab dazu noch rote Augen und dann noch sowas", widersprach ich. „Ich hab's trotzdem gern getan", meinte er.

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Kurze Zeit später lag ich auf seiner Couch und entspannte mich, während ich in Gedanken eine Lösung für dieses Rätsel suchte. Wo zum Teufel kamen diese Schmerzen her?

Am nächsten Morgen klopfte es an der Tür. Sofort ging ich in Verteidigungsstellung, während Sam die Tür öffnete. „Das tut uns wirklich leid, aber alle die wir kennen wollen uns töten", vernahm ich Steves Stimme und sofort gab ich die Verteidigungshaltung auf.

„Nein, nicht alle", meinte ich. Natasha sah ziemlich erschöpft aus, Ich ging zu ihr und stützte sie, dann geleitete ich sie hinein. „Wie geht's dir, Tasha?", fragte ich und setzte sie auf Sams Bett ab.

„Ganz gut, dafür dass wir von S.H.I.E.L.D. abgeschossen wurden" Ich sog scharf die Luft ein, wurde dann aber wieder locker. „Ich hatte mir mehr von S.H.I.E.L.D. erhofft", murmelte ich enttäuscht, während mich meine beste Freundin ungläubig anstarrte.

„Also es ist natürlich ganz schlimm, dass sie auf euch gefeuert haben, aber überleg mal. Das ist verdammt noch mal S.H.I.E.L.D.! Ich meine Kurzstreckenwaffen, ernsthaft? Das ist eine Gruppe intelligenter Menschen und die haben nichts anderes vor als... oh"

Die Erkenntnis traf mich hart. „Saphira? Du siehst aus als ob du gegen eine Wand gelaufen wärst. Also zutrauen würde ich es dir ja, aber..." Sam kam rein und unterbrach sie. „Sie ist nicht gegen eine Wand gelaufen, auch wenn das wahrscheinlich ein äußerst lustiges Szenario wäre.."

Ich strafte ihn mit einem eiskalten Todesblick, er verstummte auf der Stelle. „Was ich sagen wollte, ist, dass sie eher explodiert ist" „Was?" Fassungslosigkeit spiegelte sich in Natasha's und Steve's - wo kam der denn auf einmal her? - Gesichtern.

Ich stöhnte. „Zwei beste Freunde die absofort im Beschützermodus sind, danke Sam, das überlebe ich nicht"

„Aber jetzt überlegt mal, S.H.I.E.L.D. ist intelligent. Die würden wohl kaum euch in die Luft sprengen oder?" Steve sah mich vorwurfsvoll an, ich hob abwehrend meine Hände.

„Ja okay, sie haben es trotzdem getan, schon kapiert. Ernsthaft, Pierce gehört doch nicht mehr zu den Guten!" „Hydra", sprach Steve aus, was wir alle dachten. Ich warf die Hände in die Luft. „Yay, endlich habt ihrs kapiert!" Sam musste grinsen.

„Wir müssen mehr zu Zolas Algorithmus herausfinden", wechselte Steve sehr abrupt das Thema. „Okay, stopp, stopp, stopp! Ich komm grad nicht ganz mit. Was ist Zolas Algorithmus? Sollte der Typ nicht tot sein?" Natasha sah mich überrascht an. „Saphira, du kennst Zola?"

Ich verdrehte die Augen und verschränkte gleichzeitig meine Arme vor der Brust. „Natürlich kenne ich ihn, Natasha. Er hat James getötet" Natasha's Augen weiteten sich und sie sah hilfesuchend zu Steve, doch dieser richtete seine Augen auf den Boden.

„Steven" Bei seinem vollen Namen schaute er abrupt auf, so nannte ich ihn wirklich nur, wenn es ernst war. Sehr ernst.

„Steven hör auf dir die Schuld für James' Tod zu geben, denn es ist nicht deine Schuld. Auch wenn ich vor ein paar Wochen was anderes behauptet hab. Ich könnte die Schuld auf dich schieben, weil du einfach nur versucht hast das Richtige zu tun, ich könnte die Schuld auf Zola schieben, denn schließlich ist wegen ihm diese Mission erst entstanden. Ich könnte die Schuld auf James schieben, weil er sich dazu entschieden hat, zur Army zu gehen, ich könnte die Schuld auf den Krieg schieben, einfach weil es grausam ist. Ich könnte die Schuld auf Hydra schieben, auf die Deutschen, auf die ganze Welt", meine Stimme wurde zusehends verbitterter, Steves Augen wurden riesig und Natasha versuchte irgendetwas zu sagen, doch sie konnte nicht.

„Aber es ist meine Schuld. Es ist meine Schuld, ich war auch bei der Army, ich hab ihn erst überredet dem Howling Commando überhaupt beizutreten, weil er sich überlegen sollte, was für ein Vorbild er für mich sein sollte. Ich war es, die ihn vergöttert hat, für all seine Taten. Ich war immer so stolz darauf, seine kleine Schwester zu sein. Ich hätte ihn abhalten sollen, ich hätte es sein sollen, nicht er. Ich bin diejenige, die einzig und allein für den Tod meines Bruders verantwortlich ist"

Verbittert wandte ich mich von den Dreien ab und ging aus dem Zimmer. Ich konnte die traurigen, ungläubigen und mitleidigen von Steve, Natasha und Sam nicht ertragen. Nicht heute und nicht hier.

Marvel: The Winter Soldier | 3 (Tony Stark/Twilight)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt