MS/JW •2

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Zwei Tage später lag ich gerade mit einem Buch in der Badewanne, hatte neben mir auf der Ablage ein Bier stehen, und nahm mir gerade einen Schluck, als ich den Schlüssel im Schlüsselloch hörte. Ich sah über den Buchrand Richtung Flur, und hörte Amy näher kommen...
,,Hey Süße!" rief ich, und sie stand wenig später in der Tür, und sah mich nicht wirklich an, während sie sagte: ,,Guten Abend, Muriel."
,,Hey..." erwiderte ich, und fragte mich, warum sie mich nicht ansah... also fragte ich, ob alles in Ordnung sei, und sie sagte: ,,Es wäre höflicher, wenn du mir auch einen guten Abend wünschen würdest."
,,Warst du bei deinen Eltern?!" fragte ich verwirrt, denn die Art und Weise, wie sie sprach, erinnerte mich sehr stark an ihre Erzählungen über ihre Eltern, mit denen sie eigentlich keinen Kontakt mehr haben wollte. Und ja, ich hatte ihre Eltern kurz kennen gelernt, und hatte mich gefragt, ob der Stock in ihren jeweiligen Ärschen vielleicht zu groß wäre... an diesem Abend wollte Amy sich mit ihren Eltern aussprechen, nachdem sie nach einem größeren Streit ausgezogen war, aber alles was sie konnten war, an mir rum zu meckern... mein Top sei zu schwarz, meine Jeans zu billig (,,Die hat sicher nur 80€ gekostet."), meine Schuhe wären zu... (,,Was hast du mit diesen Dingern vor? In einer Rock Band spielen?!")

Und dabei hatten sie mich auch angestarrt, als hätte mich das Universum gerade frisch ausgeschissen... ich hasste sie vom ersten Moment an... und auch als ich ihrem Vater im Restaurant, in dem wir an diesem Abend gewesen waren, das Salz reichen wollte, nachdem er gefragt hatte, hatte er einen Kellner gerufen, und ihm gesagt, der Salzstreuer hätte Fettflecken.

,,Nein, ich hatte keine Unterredung mit meinen Erziehungsberechtigten. Aber ich habe über unsere Beziehung nach gedacht, und würde gern eine Unterredung mit dir führen. Im Wohnzimmer." und damit griff sie nach der Türklinke, schloss die Tür, und ich starrte einfach nur für einen Moment an die Tür, und sagte mir selbst: ,,Ich hab zu viel Wasser in der Badewanne... ich bin eingeschlafen, und ersoffen..."

Gerade als ich ansetzte, und einen großen Schluck nahm, donnerte es so laut an der Badezimmertür, dass ich vor Schreck etwas von meinem Bier verschüttete, und so fragte ich gereizt: ,,WAS?!"
,,Hast du bereits die Badewanne verlassen...?"
,,Nein..." antwortete ich, und versuchte dabei nicht zu gereizt zu klingen... irgendetwas stimmte nicht mit ihr...
,,Stehst du immer noch vor der Tür?!" fragte ich als mir auffiel, dass es zu still war, und sie sagte: ,,Ich werde erst gehen, wenn du bereit für eine Konversation bist..."

,,Wow..." flüsterte ich, verdrehte die Augen, und stieg aus der Wanne... ich zog mir einen Bademantel an, nahm mein Bier, mein Buch, öffnete die Tür, und stand ihr direkt gegenüber.
,,Guten Abend." wiederholte sie, und sah mich dabei kurz an, bevor sie an mir vorbei ins Bad sah, und sagte: ,,Du musst die Badewanne richtig sauber machen, sonst bilden sich Kalkflecken... und du musst das Fenster immer öffnen, wenn du fertig bist..." und damit lief sie an mir vorbei, als würde ich nicht existieren.

Ich ging ins Wohnzimmer, und schrieb Penny erstmal:

"Amy sagte "Guten Abend.""

"Guten Abend??!! Wer bist du, ihre Vorgesetzte?!"

"Keine Ahnung. Aber die verhält sich noch merkwürdiger als sonst... redet so, als hätte sie mit ihren Eltern gesprochen..."

"Oh shit..."

Ja, Penny kannte Amy's Eltern durch mich, und sie hielt von ihnen genauso viel wie ich: Nichts.

"Ja... und sie möchte nicht mit mir reden, sondern eine Konversation mit mir führen..."

"OMG..."

Amy kam nach zwei Stunden wieder aus dem Bad, und in der Zeit hatte ich mich angezogen und mit Penny geschrieben, dass ich im Fall der Fälle auf jeden Fall vorbei kommen könnte, und daran hatte ich sowieso schon die letzten Tage nach gedacht... wahrscheinlich sollte ich das wirklich machen, oder ich sollte einfach direkt zurück nach London... Penny würde es verstehen, dass wusste ich. Ich wusste, dass sie wusste, dass ich meine alte Heimat manchmal wirklich sehr vermisste.

,,Bist du jetzt bereit mit mir zu sprechen?"
,,Wenn du mir sagst, wo unsere verdammte Milch ist?! Ich hab vier Stück gekauft."
,,Ich habe sie entsorgt, da ich sie bei meinem morgigen Einkauf durch Sojamilch, oder auch Hafermilch ersetzen werde." Ich sah sie fast schon fassungslos an, und fragte: ,,Wie bitte?!"
,,Du hast richtig gehört, Muriel. Und ich werde auch veganes Fleisch kaufen."
,,Fleisch kann nicht vegan sein. Fleisch is Fleisch... wenn du auf totes Tier verzichten willst, ok. Völlig okay, aber dann komm mir nicht mit Ersatzprodukten. Gibt andere Möglichkeiten."
,,Liegt es im Bereich des Möglichen, dass du vollständige Sätze bildest?!"
,,Klar. Wenn du mir sagst, ob dich einer, oder doch gleich beide Klatscher am Schädel getroffen haben?!" erwiderte ich, und sie verdrehte die Augen, und sagte: ,,Mir ist nichts dergleichen zugestoßen, ich möchte einfach nur ein paar Veränderungen vornehmen, und ich bitte dich, dies zu akzeptieren." sie ging zu ihrer Tasche, und holte eine Mappe heraus... aus dieser Mappe nahm sie eine laminierte Seite heraus, und gab sie mir: ,,Bitte mach dich mit den neuen Regeln vertraut."
,,Regeln?! Amy, wir sind ein Paar, falls du das irgendwie vergessen hast. Wir vögeln zwar nicht mehr, aber na ja..." warf ich ein, und nahm die Seite, während sie sagte: ,,Dennoch möchte ich unsere Zusammenleben verbessern."

,,Salazar..." murmelte ich, und begann zu lesen, als sie ihre Hand ans Ohr legte, und sagte: ,,Ich kann leider nichts hören."
,,Was?!"
,,Muriel, nur wenn du laut vorliest, kann ich sicher gehen, dass du alles verstanden hast, und das es sich besser einprägt."
,,Oh ich präg dir gleich was ein, aber das wird dir nich gefallen..." murmelte ich, räusperte mich, und fing an zu lesen:

"Muriel, wie du sicher bemerkt hast, habe ich angefangen vieles in dieser Wohnung zu verändern, nachdem ich meine Tätigkeit als Servierer*in-"

,,Ist das dein scheiß Ernst... kannst kein normales Deutsch benutzen, ohne dieses schwachsinnige Gendersternchen?! Das liest sich doch nich mehr normal..."
,,Bitte fahre fort." sagte sie wie eine Lehrerin, die einen Schüler gebeten hatte, einen Brief vor zu lesen, der mit den schönsten Beleidigungen versehen war, die sich ein Schüler nur ausdenken konnte... nein ich sprach hier nicht aus Erfahrung. Aber spätestens jetzt sah ich definitiv gepackte Taschen vor meinem inneren Auge.

"... nicht mehr ausüben-"
,,Würdest du bitte von vorn beginnen, wie ein zivilisierter Mensch?!"
,,Entweder du lässt mich den Wisch hier jetzt lesen, oder ich vergess mich direkt!" sagte ich etwas lauter, und nahm mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank... glücklicherweise, hatte ich die beiden erst mitgebracht, sonst hätte sie die auch noch weg geschüttet...

Ich trank einen Schluck, und las weiter vor:

"Muriel, ich bitte dich folgende Regeln zu akzeptieren, da es mir somit leichter fällt, mit dir zusammen zu leben...

1. Ich werde einen Plan, für die Vollziehung des Liebesaktes erstellen.
2. Ich werde passende Pyjamas kaufen, die auf uns beide zugeschnitten sind.
3. Ich möchte nicht, dass wir uns außerplanmäßig (vor dem zu Bett gehen, vor dem aufstehen, oder während wir das Fernsehprogramm genießen) unsittlich berührend.
4. Ich möchte, dass du für das zukünftige koitieren ein Hilfsmittel ersteigerst, welches du dir um die Hüfte bindest, und mit Schnallen befestigest.

,,Zwischenfrage... hat dir irgendjemand ins Gehirn geschissen?!"
,,Würdest du bitte einfach weiter lesen?"

5. In dieser Wohnung wird es ab sofort keine Fleischprodukte geben, da ich Veganer*in bin.
6. Der Whirlpool wird nur noch im Zeitraum von 14Uhr bis 16Uhr benutzt, und nur, wenn wir zu zweit zuhause sind. Des weiteren sind Getränke während dessen Benutzung verboten.

Ich sah noch vier weitere Punkte, aber ich hielt inne, und sah sie wortlos an, bevor ich frage: ,,Willst du mich eigentlich verarschen??! Ich bin eigentlich deine Freundin, und keine... was weiß ich, Bedienstete."
,,Würdest du bitte die letzten vier Punkte noch vorlesen, und mir im Anschluss mitteilen, was deine Gedanken dazu sind?" fragte sie, und ich sah einfach nur noch den Mixer.
,,Du willst'ne Antwort?!"
,,Ja. Und ich verstehe gerade deine Schwierigkeit nicht, mir eine vernünftige Auskunft zu geben."

Ich nickte, rollte die Seite zusammen, steckte sie in den Mixer, ignorierte ihre Einsprüche, schloss den Mixer, und schaltete ihn ein, bevor ich mich vor sie stellte, und ihr mein Bier vor die Füße goss, und die Flasche fallen ließ.
,,Ups..."
,,Muriel Cassiopeia-"
,,HALTS MAUL!" schrie ich sie an, ging ins Schlafzimmer, packte zusammen, und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung...

TBC...

I feel everything {WIRD ÜBERARBEIT EVTL RE-WRITE}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt