Kapitel 10

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-Anna Snow-

Erschrocken blickte ich Saskia nach, als sie in Windeseile aus der Toilette rannte. Die Tür fiel ins Schloss, und ich zuckte leicht zusammen. Was war mit Saskia passiert? War sie geschlagen worden? Hatte sie Probleme in ihrer Familie? Fragen, die mich beschäftigten, während ich zum Flugzeug lief.

Auf dem Weg sah ich Phillipp und Saskia eng aneinandergekuschelt in Richtung Flugzeug gehen. Ein kleiner Stich der Eifersucht durchzog mich. Vielleicht wusste Phillipp, was mit Saskia los war. Sollte ich ihn fragen? Nein, das wäre seltsam. Doch ich machte mir Sorgen um sie.

Eine Stunde später saßen wir im Flugzeug. Drei Plätze nebeneinander – Phillipp ganz links, dann Saskia und dann ich. Als das Flugzeug abhob, genoss ich das Gefühl der Freiheit. Neben Saskia konnte ich deutlich den Handabdruck auf ihrer Wange sehen. Wer hatte sie geschlagen? Aber meine Gedanken wanderten weiter zu ihrem wunderschönen Gesicht. Trotz der Makellosigkeit entgingen mir nicht die dunklen Augenringe. Saskia verdiente mehr, jemanden, der ihr die Welt bot – nicht ich, ihre vielleicht etwas zu aufdringliche Lehrerin.

Eine Berührung an meinem Arm holte mich in die Realität. „Geht es Ihnen gut?", fragte Saskia sanft. Warum fragte sie das? „Ja, was sollte denn sein?", fuhr ich sie eisig an. Vielleicht unfair, aber es war egal, was sie von mir dachte, oder? Saskia zuckte sichtlich zusammen, schaute mich verwundert an, doch dieser Ausdruck wich einer Eiseskälte. Sie hatte sich wieder Phillipp zugewandt und war bald eingeschlafen.

Ich wollte mein Buch lesen, als eine eisige Stimme mich aufschrecken ließ. „Hören Sie verdammt nochmal auf, Saskia zu behandeln. Sie verletzen sie, von Tag zu Tag mehr! Merken Sie nicht, wie schlecht es Saskia geht? Ich weiß es nicht! Aber reden Sie nie wieder so mit Saskia! Was hat Saskia Ihnen je getan, dass Sie so zu ihr sind? Nichts! Also lassen Sie sie gefälligst in Ruhe!", sagte Phillipp. Jedes Wort verletzte mich. Er hatte recht – ich machte alles nur schlimmer.

„Sie ist der tollste Mensch, den ich kenne, und ich liebe sie...", beendete er seinen Vorwurf. Ich wollte etwas erwidern, als ein Wimmern meine Aufmerksamkeit auf Saskia lenkte. Sie sackte zusammen, ihre Augen weiteten sich panisch. Phillipp beruhigte sie liebevoll, aber ich konnte nichts tun. „Ich habe Angst, Phill!", flüsterte Saskia. Wovor hatte sie Angst? „Es wird alles gut, Süße, ich bin bei dir, ich liebe dich", flüsterte Phillipp. Sie liebten sich, und meine Hoffnung zerplatzte wie eine Seifenblase. Hastig stöpselte ich mir meine AirPods ein und hörte laut Musik. Was war los bei Saskia zuhause? Wieso wollte sie nicht nachhause? Ich hoffte, dass ich während der Klassenfahrt mehr herausfinden konnte. Egal was es war, Saskia ging es nicht gut.

Die Farben Des Herzens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt