Kapitel 9 ~ Wiedersehen

21 1 1
                                    

"Oh sieh Mal an! Du lebst ja auch noch.", scherzte mein Vater, als ich die Treppe runter kam. "Haha, lustig Dad.", erwiderte ich sarkastisch. 
'theoretisch hätte ich tot sein können', dachte ich. Ich ging an den Kühlschrank, der in der Zwischenzeit wohl gefüllt worden war. Ich nahm mir ein Stück Brot, welches ich mit etwas Butter beschmierte, dann belegte ich es mit einer Scheibe Käse. 'Ich hab zwar noch immer keinen großen Hunger, aber was soll's.', dachte ich bevor ich ein großes Stück von meinem Käsebrot abbiss und mich an den Küchentisch setzte. “Wie spät warst du denn gestern noch wach? Du hast ja Augenringe wie sonst was!”, bemerkte mein Vater scherzend während er mich aufmerksam musterte. “Dad du übertreibst, außerdem war ich gestern schon um halb zehn im Bett.”, wehrte ich mich.
Ich war eine gute Lügnerin.
Mein Vater sollte nicht mitbekommen was gestern passiert war.
Nein, auf gar keinen Fall!
“Ist wirklich alles gut, Mäuschen?”, riss er mich aus meiner Trance.
“J.Ja klar Dad”, antworte ich etwas zu schnell.
‘das war eine schlechte Lüge’
Und wie ich schon vermutete stand er auf, kam auf mich zu und hielt mir den Handrücken gegen die Stirn: “Du bist ja eiskalt!”, sagte er und sah mich besorgt an. War ich wirklich so kalt? Mir war nur ein wenig kalt, das kam wahrscheinlich von der Müdigkeit.
Mein Vater stand erneut auf und ging ins Wohnzimmer. Kurz danach kam er mit einer Decke wieder. ‘(er ist so fürsorglich)’, dachte ich.
“Hier Häschen.”, sagte er und gab mir die Decke. “Vielleicht solltest du hoch gehen und dich ausruhen.”
“Dad aber-”
“Nein mein Engel du gehst jetzt besser hoch und schläfst ein bisschen. Soll ich noch mit hoch kommen?”
“Nein Dad es ist alles gut, aber wenn du umbedingt willst geh ich und ruh mich aus.”
"Ja Schatz mach das bitte", er klang ernsthaft besorgt, also ging ich, ohne mich zu wehren, nach oben.
Ungefähr auf halber Höhe der Treppe hörte ich ein Geräusch. Ich dachte zuerst es wäre mein Bruder James, aber als ich ein paar weitere Schritte machte hörte ich erneut etwas. Dieses mal kam es aus meinem Zimmer.
Ich lief ein wenig schneller.
Ich kam schließlich vor meiner Tür zum stehen.
Ich hatte ein mulmiges gefühl im Magen, als meine Hand schließlich die Türklinke ergriff und sie vorsichtig runterdrückte.
Die Tür schwang auf und ich betrat vorsichtig mein Reich.
Ich sah mich um, war skeptisch...
Ich drehte dich einmal um meine eigene Achse doch fand nichts verdächtiges.
Also schloss ich die Zimmertür und
erschrak, taumelte rückwärts
und fiehl.
Er, der der hinter der Tür gestanden hatte.
Bewaffnet mit seinem Skalpell.
Jack.
Ich hatte mich zu Tode erschrocken.
Da ließ er seine Waffe fallen und fing mich auf. All das geschah wie in Zeitlupe. Seine bewegungen und reflexe. Wie ein wildes Tier.
Ich lag in seinen Armen, er hatte mich aufgefangen.
Ich sah Jacks blaue Maske an.
Starrte in die dunklen, schwarzen Höhlen. Ob er mich sehen konnte?
Seine Maske war wie, die letzten zwei Male die wir uns begegnet waren, bis kurz über den Mund hochgezogen.

Er lächelte.
Ich lächelte.
Wir lächelten.
Gemeinsam.

Nach einem kurzen Moment der Stille in dem wir uns nur ansahen, half er mir schließlich hoch. Er sah mich an und legte den Kopf leicht schief:
"Du siehst krank aus, gehts dir gut?", fragte er mit seiner gewohnt ruhigen Stimme und klang doch besorgt um mich.
"Das hat mein Vater auch schon gesagt...", antwortete ich meinem maskierten Gegenüber.
"Du solltest.. dich hinlegen...", meinte Jack. Er war eben so fürsorglich wie mein Vater, aber warum?
Ich wusste es nicht.
Er half mir also zu meinem Bett und drückte mich sanft in mein Bett, ehe ermich zu deckte und sich wieder auf meinen Schreibtischstuhl setzte und mich beobachtete. Er war so liebevoll, dass man denken könnte man würde träumen.
Sein Blick fiehl auf Mr. Kuddle: "Wer ist das denn?", fragte er amüsiert.
"Mr. Kuddle", antwortete ich und nahm meinen Teddybären in den Arm.
"Mr. Kuddle mh? Ich könnt schwören ich hab den Namen schonmal gehört", murmelte er.
"Wo denn das?", fragte ich.
"Keine Ahnung... irgend so ein kleines Mädchen hat wahrscheinlich mal gerufen denk ich.. Vielleicht im Kindergarten. Ist ja kein ungewöhnlicher Name für nen Bären.", antwortete er und fing an sich meinen Schreibtisch anzusehen.
Sein Blick blieb an einem alten Kinderfoto hängen. "Bist du das?", fragte er und sah wieder zu mir.
"Ja da war ich...", ich stockte, "Vier... da war ich vier...".
"Was war als du  vier warst?", hakte er nach. Er hatte meinen Stotterer mitbekommen.
Ich zögerte mich ihm anzuvertrauen doch schließlich fing ich mit Tränen in den Augen an zu reden:
"I..Ich war mit meinen.. E..Elter..im Zoo.",
gab ich stotternd als Antwort.
"Was ist so traurig, dass du weinen musst?", fragte er mit ruhiger Stimme und wieder war da dieser besorgt klingende Unterton.
"Meine... Eltern..", ich stockte, "Die Familie in diesem Haus ist meine Adoptivfamilie."
"Achso.. und deine richtigen Eltern..", er schwieg, wollte das wort nicht aussprechen.
Mir zu liebe.
"Tot? Ja... sie sind...", ich fing an zu weinen, musste wieder zurückdenken an jenen Tag.
Jack setzte sich neben mich aufs Bett.
Und er...
Er nahm meine Hand...
Ich zuckte zusammen. Ich wusste nicht ob ich ihm vertrauen konnte, aber irgendwas an ihm wirkte... vertraut.
Schon seit wir uns das erste mal sahen...
Ich beschloss seine Hand nicht los zu lassen.
Er zeigte so viel Mitgefühl.
Er gab mir Schutz und trotzdem kamen all die Bilder zurück.
In Gedanken durchlebte ich die Szene.
Schonwieder.
Ich spürte seine andere Hand meinen Kopf streicheln.
Langsam beruhigte ich mich ein wenig.
Ich und war auf irgendeine Art und Weise froh, dass er da war.
"Ist deswegen die Hälfte von deinem Haar weiß?", fragte er weiter und ich nickte nur.
"Ich war die, die sie... fand, erschossen, im Wohnzimmer.", sagte ich nach einiger Zeit mit zittriger Stimme. Ich wollte das Wort tot ebenfalls nicht benutzen, denn es fiehl mir schwer daran zu denken.
Ich wusste noch genau wie es war.
Als wäre es erst Gestern gewesen.
"Das muss schlimm gewesen sein...
Du warst erst fünf...", versuchte er Mitgefühl zu zeigen. Er wusste nicht wie es war seine Eltern zu verlieren.
Er hatte seine schließlich umgebracht.
Aber im Moment war mir egal wen er umgebracht hatte, denn mich hatte er verschont.
Aus welchem Grund auch immer.

Dont cry just Smile (Eyeless Jack FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt