Kapitel 2

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Ich bin noch verwirrter als ich davor schon war. Das Mädchen, dessen Name ich immer noch nicht kenne, bedeckte meine Sicht. Der elegante Körper vor mir steckt schlicht und einfach in ein rotes, enges, knappes Kleid, das gerade mal kurz über ihren Arsch ging. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ihr tiefer Ausschnitt nicht direkt ins Auge sticht. Ich versuche soweit es geht nicht hinzuschauen, doch zweifle dabei. Ihre welligen, langen Haare bedeckten ein wenig ihren oberen Rücken. War sie aber heute nicht mit Jogginghose und Dutt gekommen? Oder seh ich nicht richtig? Ich rieb mir mit den Fingern über meine müden Augenlider, mit der Hoffnung eine andere Person zu sehen. Doch ich stellte enttäuschend fest, dass sich an dem Anblick nichts geändert hat. Schon pfiffen die anderen Jungs am Tisch und riefen sowas wie:
„Hey Süße, beweg mal deinen Arsch hier rüber"
„Wenn du einen Platz suchst, ist der auf meinem Schoß frei"
„Scheiße Jungs, seht ihr die Beule in meiner Hose? Baby komm, hol mir einen runter"
Ich sah kurz zu den anderen rüber und spürte schon wie das Blut in meinen Adern kochte.
„Was wird das?", wollte ich wissen, als ich wieder zu ihr hochblickte. Direkt in ihre Augen, mit der Hoffnung eine Antwort in ihnen zu finden. Sie lächelte nur unschuldig und griff nach meiner Hand. Sie zog leicht an ihr und sah mir fragend in die Augen, um meine Bestätigung zu bekommen. Um in der Kantine nicht für eine noch größere Szene zu sorgen, befreite meine Hand aus ihrer und stand seufzend auf. Mit einem stolzen Blick wandte sie mir den Rücken zu und lief vorne weg. Augenverdreht ging ich ihr hinterher, bis wir letztendlich im Korridor zum Stehen kamen. Mit verschränkten Armen vor der Brust, lehnte ich mich an die Wand und sah sie abwartend an.
„Also, was wird das?" Statt mir zu antworten, fiel ihr Blick auf meine verschränkten Arme.
„Ich weiß nicht, was du gegen mich hast. Aber ich will was von dir", gab sie offen zu. Überrascht von ihrer offenen Art, sah ich ihr zu, wie sie mir einen Schritt näher kommt und ihre Hände auf meine Arme platziert. Ihr Blick ist starr auf meine Brust gerichtet. Mein Blick wurde weicher, als ich die Situation realisierte. Schnell löste ich meine Arme voneinander und ließ sie an meinem Rumpf runterhängen. Sie schmunzelte und sah hoch in meine Augen. Kurz daraufhin streckte sie mir ihre Hand aus
„Selin", stellte sie sich vor.
Als ich sie nicht annahm, zog sie ihre Hand wieder zurück.
„Hör mal, ich weiß wir sind nicht gerade die engsten. Ich will einen Neuanfang machen und dich wirklich kennenle--"
„Nein", unterbrach ich sie mitten im Satz, „Hör auf damit! So wie du gerade handelst, das... das hat einfach nichts mit Kennenlernen zutun. Tut mir leid, das sagen zu müssen, du kannst anziehen was du willst, aber du präsentierst doch nur deinen Körper und machst dich in meinen Augen nur noch billiger. Mir passt sowas nicht. Mit Jogginghose und deinem schlichten Haarknoten hast du mir viel besser gefallen. Arrogant will ich nicht wirken aber das-" Ich deutete mit der Hand auf ihren Körper
„Das muss nicht wirklich auf der Uni abgezogen werden. Und schon gar nicht das was du vorhin in der Kantine abgeliefert hast", fuhr ich leicht aufgebracht fort.
Sie schaute mich amüsiert an.
„Jetzt tu nicht so. Ganz so unschuldig bist du auch nicht. Ich weiß doch ganz genau wo deine Augen ständig kleben."
Ich verdrehte meine Augen. Klar meine Augen konnte ich nicht nur in ihren halten. Ab und zu fielen sie eine Etage tiefer. Aber ich bin doch auch nur ein Mann und jeder Mann hat da seine Vorlieben an einer Frau.
„Mal ehrlich jetzt, warum hast du jetzt was anderes an? Du bist doch heute morgen ganz anders gekommen."
Sie ging einen Schritt zurück und wickelte sich eine Strähne um ihren Finger.
„Nun ja, ich kann nicht totmüde mit so einem Outfit auftreten. Nachdem ich in der ersten beiden Stunden gepennt habe, habe ich mich in der Toilette umgezogen", zuckte sie mit den Schultern.
Ich runzelte die Stirn. Die erste und zweite Stunde verschläft sie lieber die Klausur, um auf ihr äußeres zu achten. Lachend schüttelte ich den Kopf und lief zurück in die Kantine.
„Wohin willst du denn schon wieder? Du hast mir immer noch nicht deinen Namen verraten", rief sie mir hinter, nur um mich gleich daraufhin mit ihrer Hand an meinem Arm aufzuhalten. Warum verzichtet sie nicht auf Körperkontakt? Leicht drehte ich meinen Kopf zur Seite
„Den wirst du bald bestimmt noch erfahren, keine Sorge", antwortete ich ruhig, löste mich von ihrem Griff und ging auf meinem Platz zurück.

Ein Schlag ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt