Selins POV
Als ich die Toilette verließ und mich zu den anderen gesellte, erkannte ich Enes durch die Glastür, der draußen am telefonieren war.
Und wie er telefonierte
Ich beobachtete seinen angespannten Arm, mit dem er sich sein Handy an sein Ohr hielt und gar nicht bemerkte, dass sein Bizeps heraussticht. Die andere Hand gestikulierte in der Luft herum. Dann warf er plötzlich einen Blick auf seine Armbanduhr, was mich auch auf die Uhr blicken ließ. 22:41.
Ich musste noch die Sachen von meinem Bruder bügeln für morgen früh.
Da ich eh schon kaputt wegen dem leidenschaftlichen Sex mit Kian war, entschied ich mich nach Hause zu gehen.
„Es war wirklich schön mit euch heute. Man sieht sich", winkte ich den Jungs zu und wurde mit Blicken durchlöchert.
„Wer begleitet dich?", fragte dann Bekir und schien wahrscheinlich die Gedanken der anderen laut auszusprechen.
„Uhmm.. keiner? Ich wohne nicht weit von hier."
„Nein, das geht nicht", meinte er stur und gerade, als ich wieder widersprechen wollte, unterbrach jemand anderes mein Vorhaben.
„Was geht nicht?", fragte Enes und stand dicht hinter mir. Seine Präsenz war so stark, dass mich seine Körperwärme umhüllte.
„Sie möchte alleine nach Hause gehen"
„Nein sie kommt mit uns. Wir müssen jetzt sowieso abziehen. Später wird es schwer für mich das Auto zu fahren, ohne dass mir die Augen zufallen"
„Dann fahr du auch nach Hause. Wir bleiben noch hier"
„Red' kein scheiß. Wie wollt ihr zurückgehen?", blaffte Enes etwas angespannt zurück.Sein Telefongespräch muss ja wirklich schlimm abgelaufen sein.
„Wir fahren mit dem Taxi und jetzt bewegt eure Ärsche hier raus!", sagte diesmal Arda und machte eine scheuchende Bewegung mit den Händen.
„Gut. Komm ich fahre dich schnell", meinte er diesmal an mich gewandt. Als Enes bemerkte, dass ich ihm auch widersprechen wollte, kam er mir zuvor
„Selin, bitte", meinte er genervt und rieb sich die Schläfen, „Ich bin schon müde genug, strapazier meine Nerven nicht."
Ich sah in seine rot gewordenen Augen und nickte schließlich „Okay"
Nachdem ich ihm im Auto meine Adresse nannte, startete er sofort den Motor und brauste die Straße runter.
Als wir an einer roten Ampel hielten, ließ Enes die Hände vom Lenkrad fallen und legte sie sich auf seinen Schoß.
Auch wenn ich gerne auf seinem Schoß wäre...
Mir machte die Stille im Auto nichts aus, somit konnte ich ihn in Ruhe mustern. Nach wenigen Sekunden sprang die Ampel dann auf grün und als ich merkte, dass Enes immer noch nicht losfuhr, sah ich ihn wieder an. Sein Blick war nachdenklich auf das Lenkrad gerichtet.
„Enes", weckte ich ihn aus seinen Gedanken. Und bevor er zu mir schaute, bemerkte er auch die grüne Ampel und fuhr direkt los.
„Du bist todmüde, eigentlich solltest du gar nicht am Steuer sitzen"
„Wir sind eh gleich da"
Er fuhr an der Kreuzung nicht geradeaus weiter, sondern bog rechts rein. Als ich ihn daraufhin fragend ansah, antwortete er nur mit: „Abkürzung". Es war ein ganz schmaler Weg und die Laternen schenkten uns, durch die ganzen Gebüsche an den Seiten, ein gedämmtes Licht. Am Ende des Weges, stellte Enes den Motor vor den Schranken ab und lehnte seinen Kopf gegen den Sitz, ehe er seine Augen schloss.
Heilige Scheiße! Er sieht so unfassbar sexy aus!
Ich hoffe es dauert noch lange, bis der Zug kommt.
Viel zu schnell öffnete er seine schönen Augen wieder und sah prüfend durch die Windschutzscheibe. Seufzend lehnte ich mich vor, soweit es mir mein Anschnallgurt erlaubte, und legte meine Hand an seine Wange.
„Schließ ruhig deine Augen. Ich gebe dir Bescheid, wenn die Schranken wieder hochfahren."
Ohne nochmal einen Blick auf mich zu werfen, ging er meiner Forderung nach und ließ seine Augenlider wieder zufallen. Schmunzelnd strich ich mit meinem Daumen über seinen Bart und beobachtete seine Lippen.
Wie gerne ich ihn küssen würde...
Doch anders als bei Kian weiß ich, dass er mich wegdrücken würde. Mit dem Daumen fuhr ich weiter an seinen Mundwinkel, als er plötzlich nach meinem Handgelenk griff und meine Hand von seinem Gesicht runterdrückte. Immer noch mit geschlossenen Augen. Schnell entschuldigte ich mich und lehnte mich in meinem Sitz wieder zurück. Es verging noch etwas Zeit, bis der Zug vorbeifuhr und ich Enes anstupste, damit er weiterfahren kann.
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Ein Schlag ins Herz
Teen FictionEnes lebt mit seinen Brüdern zusammen und konzentriert sich auf sein Jura - Studium. Doch als er sie kennenlernte, nahm sein Leben eine Wendung ein. Ist sie wirklich die, für die sie sich ausgibt?