Liebes Tagebuch,
Heute war es soweit, heute war mein erster Schultag an der neuen Schule. Ich hatte ja gehofft, dass jetzt alles besser werden würde, dass jetzt vielleicht ein neues Leben für uns beginnen würde. Aber wie es aussieht, werden es wohl nur Wünsche und Hoffnungen bleiben. Warum? Weil heute alles anderes gelaufen ist, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte.
Alles fing schon heute Morgen an. Meine Mutter hatte mir gestern Abend versprochen, mich zu wecken, aber als ich heute aufwachte und auf meine Uhr schaute, war es schon viertel nach acht. Viertel nach acht!!! Ich sprang aus meinem Bett und rannte in Lisas Zimmer, weckte sie auf und sagte ihr, dass sie sich blitzschnell anziehen sollte. Ich selber rannte wieder zurück in mein Zimmer, schlüpfte in die nächstbesten Klamotten, putzte mir die Zähne und schnappte mir meine Schultasche. Frühstück musste für heute wohl ausfallen.
Ich hörte wie Lisa bereits die Treppen runterging. Komisch, außer Lisas Schritte war es ganz still im Haus. Wo waren denn meine Eltern? Papa könnte schon bei der Arbeit sein, aber Mama? Bestimmt war sie nur einkaufen. Ich rannte runter in den Flur und wollte gerade meine Jacke anziehen, als ich meine Schwester rufen hörte: „Clara, komm sofort her!!!“. Die Stimme meiner kleinen Schwester klang so verzweifelt, dass ich meine Jacke einfach in die Ecke schmiss und zu ihr ins Wohnzimmer rannte. Und da saß meine kleine Schwester auf dem Sofa mit einem Zettel in der Hand. Sie schaute mich mit riesigen Augen an und hielt mir, ohne etwas zu sagen, den Zettel hin. Ich nahm ihn und las ihn mir durch.
„Liebe Clara, liebe Lisa,
Euer Vater und ich sind für zwei Tage verreist. Es tut mir Leid, dass ich euch das nicht persönlich mitteilen konnte, aber es war eine spontane Entscheidung gewesen. Hoffentlich seid ihr uns nun nicht böse, aber es ist sehr dringend. Die Nachbarn werden ab und zu nach euch schauen, aber ich bin mir sicher, dass ihr diese Tage auch ohne mich durchstehen könnt.
Hoffentlich habt ihr einen schönen ersten Schultag.
Lg,
Mama
Eine spontane Reise? Und ohne uns davor etwas zu sagen? Das war ganz und gar nicht die Art meiner Mutter. Und irgendetwas an diesem Brief war komisch. Ich versuchte krampfhaftnachzudenken was nicht passte, als Lisa meine Gedankengänge unterbrach: „Clara, dieser Brief hat Mama nicht geschrieben.“ Ich schaute sie an, sie hatte Recht. Diese Schrift war nicht die meiner Mutter und außerdem malte unsere Mutter immer ein Herz hinter ihrem Namen. Was sollte das sein? „Papa hat diesen Brief geschrieben, Clara. Ich glaube, dass Papa den Brief geschrieben hat.“ Meine kleine Schwester hatte inzwischen ihre Arme um mich geschlungen und fing an zu weinen. Und ich? Ich konnte das alles nicht zuordnen. Meine kleine Schwester hatte wieder Recht. Es war die Schrift meines Vaters, man konnte sie erkennen. Aber warum?
Mein Blick wanderte auf die Uhr. Oh nein! Es war schon halb neun! Ich beschloss, später über dieses plötzliche Verschwinden meiner Eltern nachzudenken. Ich packte meine Schwester am Arm, zog ihr und mir unsere Jacken an, setzte sie auf meinen Gepäckträger und fuhr los zur Schule. So hatte ich mir meinen ersten Schultag nun wirklich nicht vorgestellt.
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Und aus Freundschaft wurde Liebe...
Poezja„Oh nein, bitte nicht! Bitte lass mich nicht allein Jacob, lass mich nicht allein…“ Oh Gott. Schon wieder einer meiner schrecklichen Albträume die mich jede Nacht verfolgten. Aber es war nur ein Traum, nur ein Traum. Jacob lag neben mir, ich hörte...