Kapitel 5: Familiendramen

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Bewegungslos standen Jeane und Skye neben einander und hatten ihre Waffen auf die Dunkelheit gerichtet. Nichts regte sich bis plötzlich etwas im Gebüsch raschelte. Im nächsten Moment rannte ein kleines flauschiges Tier den Weg entlang und lief schließlich den nächsten Baum hinauf. „Ein Eichhörnchen!“, rief Skye überrascht. „Blödsinn, das ist ein Streifenhörnchen“, erwiderte Jeane und zog ihre Waffe zurück. „Dann eben ein Streifenhörnchen, ist doch fast dasselbe“, meinte Skye. Jeane verdrehte nur lachend die Augen. „Komm lass uns gehen, unsere Dads warten bestimmt schon auf uns", sagte Jeane noch immer amüsiert über die Begegnung mit einem Streifenhörnchen. Skye nickte zustimmend und steckte ihre Waffe zurück. Sie waren gerade Mal ein paar Schritte gegangen, als sie erneut das Rascheln eines Gebüsches hörten. Abrupt drehten sich die beiden Mädchen um. „War bestimmt nur ein Eichhörnchen", erklärte Skye leise. „Streifenhörnchen!“, zischte Jeane. „Schon wieder?“, fügte sie hinzu. Unsicher sahen die beiden sich an. Auf einmal waren sie sich nicht mehr ganz so sicher. „Das war doch kein Streifenhörnchen“, flüsterte Skye misstrauisch. „Oder etwa doch?“ Sie warteten noch einen Moment, dann gingen Skye und Jeane auf das Gebüsch am Wegesrand zu. „Ernsthaft, wer ist da?!“, rief Jeane erneut. Das Gebüsch bewegte sich und raschelte, bis plötzlich Olivia zum Vorschein kam. „Was tust du denn hier?!“, fragte Skye perplex, wobei sie ihre Waffe jedoch noch immer fest in der Hand hielt. „Iih, ich habe bestimmt einen Käfer im Haar oder so", zickte das blondhaarige Mädchen und kam hinter dem Gebüsch hervor. In ihrer nachtschwarzen Lederleggings und den dazu passenden Ankle Boots wirkte sie mit den offenen Haaren sehr elegant und herrschend. Ob das so gut war, dachte Jeane. „Ich hab dich was gefragt", fuhr Skye Olivia an. „Ja also, das würde ich euch gerne erklären, aber es wäre nett wenn ihr eure Waffen wegtun würdet", fragte sie mit ihrem arroganten und zickigen Unterton. Genervt taten Skye und Jeane das, worum man sie gebeten hatte. „Na also, geht doch“, dankte Olivia den beiden indirekt. „Und?“, hakte Skye nochmals nach. „Was und?“ Genervt verdrehten Skye und Jeane die Augen und stellten Olivia ein zweites Mal ihre Frage. „Ich wollte mal für mich sein. In der Zentrale herrscht seit dem Institutsalarm totales Durcheinander. Alle rennen wie wild hin und her wie Hühner in einem Hühnerstall. Deshalb musste ich fliehen“, behauptete Olivia daraufhin. Zweifelnd tauschten Skye und Jeane Blicke. Ob sie die Wahrheit sagte?, überlegten beide insgeheim. „Was denn? Glaubt ihr mir nicht?“, fragte Olivia und runzelte die Stirn. „Na ja…wenn du raus wolltest, wieso hast du dich dann im Gebüsch versteckt und uns belauscht?“ „Ich habe nicht gelauscht!“, rief Olivia empört. „Und was hast du dann getan?“, wollte Jeane wissen. Das blondhaarige Mädchen zögerte. „Ich habe euch gesehen und war neugierig, weiter nichts“, erklärte sie schulterzuckend. „Aha", erwiderte Skye unglaubwürdig. „Wenn du meinst.“ „Ja", stellte Olivia klar. „Tja, tut mir ja leid, aber wir müssen jetzt auch los", erklärte Jeane und versuchte dieser merkwürdigen Situation zu entkommen. Verwirrt blickte Olivia sie an. „Wie, wo wollt ihr denn hin?“, fragte sie neugierig. Skye und Jeane wechselten einen kurzen Blick. „Was geht dich das an“, wich Skye der Frage aus und schaute sie eindringlich an. „Skye", beruhigte Jeane ihre Partnerin. „Wir gehen nach Hause", erklärte sie nun. „Nach Hause?“ Olivia schien nicht zu wissen, dass Jeane und Alec bei Magnus wohnten. „Ähm ja. Mein Dad und ich wohnen bei Magnus in seinem Appartement“, klärte Jeane sie auf. Plötzlich lachte Olivia laut. „Was? Ihr wohnt mit einem Hexenmeister zusammen? Das ist ja grauenvoll", spottete sie. „Rede so nicht über meinen Dad!“, schrie Jeane das blondhaarigen Mädchen an. „Weißt du was Blondi? Es war eine gute Idee, dass du und Starkweather Partner werdet. Ihr passt perfekt zusammen. Ihr seid beide unausstehlich“, merkte Skye an und zog Jeane mit sich in die Dunkelheit. Olivia ließen sie verblüfft zurück.
„Glaubst du, sie steckt mit Tobias und dem anderen Typen unter einer Decke?“, fragte Jeane auf dem Weg zu Magnus Apartment. „Meinst du? Ich glaube sie ist einfach dieses typische blonde Mädchen, dass sich überall versucht, einzumischen und nicht die aller schlauste ist", lästerte Skye. Darauf bekam sie jedoch keine Antwort mehr. Als sie das Apartment betraten kamen Magnus und Alec nacheinander zur Tür, um ihre Tochter zu begrüßen. Mit Skye hatten sie allerdings nicht gerechnet. „Jeane, kannst du uns das erklären?“, fragte Alec und musterte seine Tochter fragend. „Skye muss irgendwie zurück nach London kommen, deshalb dachte ich, dass Dad ihr vielleicht behilflich sein könnte“, erklärte Jeane. Magnus schien erst zu überlegen, denn Skye war noch immer eine Morgenstern. Dann willigte er jedoch ein. „Na gut“, meinte er. Nachdem er das Portal erschaffen hatte, blickten Skye und Jeane sich nochmal an. Beide waren kurz davor, sich zum Abschied zu umarmen, doch dann entschieden sie sich es bleiben zu lassen. Sie waren Partner, weiter nichts. Das wär’s noch. Eine Lightwood und eine Morgenstern, befreundet während ihre Familien sich bis zum Abgrund nicht leiden konnten. „Dann bis zum nächsten Mal", sagte Jeane und lächelte etwas unsicher. Skye erwiderte das Lächeln nur und schlüpfte durch das Portal. Dann schloss Magnus es und die drei waren alleine. „Jeane, bitte erklär mir das. Seid wann hängst du so viel mit Jonathans Tochter rum?“, fragte Alec Jeane schließlich. Zuerst wusste sie nicht ob sie ihrem Dad von Jace‘ Plan erzählen sollte, entschied sich jedoch dagegen. „Wir sind Partner Dad. Deshalb sind wir oft zusammen unterwegs“, erklärte sie während Jeane sich ihre Lederjacke auszog und über einen Sessel legte. Magnus schnippte einmal mit den Fingern und die Jacke hing augenblicklich am Kleiderhaken. „Stimmt entschuldige. Du brauchst Ordnung“, erwiderte Jeane lächelnd. Alec griff das eigentliche Thema wieder auf. „Ich halte es für keine gute Idee, wenn ihr so oft zusammen hängt. Und ich kann es schon gar nicht gutheißen, dass du sie mit zu uns nach Hause bringst", protestierte er. „Komm schon Alec. Es war doch nichts dabei", mischte sich nun Magnus ein und legte eine Hand auf die Schulter seines Ehemannes. Alec seufzte und lehnte sich an den Sessel auf dem vorher noch Jeanes Jacke gelegen hatte. „Na schön, wir reden morgen weiter. Du solltest schlafen gehen", sagte er ruhig. Jeane nickte und bemerkte wie müde sie tatsächlich schon war. Sie gab ihren beiden Dads einen Kuss auf die Wange und ging zu Bett.

Zur selben Zeit kam Skye bei ihrem Dad in London an. „Wo warst du so lange?“, fragte er sie und musterte Skye etwas unsicher. „Ich war noch mit bei den Lightwoods. Der Hexenmeister hat mich nach Hause portaliert. Keine Ahnung, wieso er das getan hat. Hatte wohl einen außergewöhnlich wundervollen Tag“, antwortete Skye und fuchtelte sarkastisch mit den Händen um Magnus zu imitieren. Sie konnte ja schlecht vor ihrem Dad die Wahrheit erzählen, dass sie sich mit Jeane besser verstand als vorher. Ihr Dad nickte nachdenklich. „Und was hast du heute sonst so erlebt?“, hakte er nach. Skye runzelte die Stirn. Seit wann interessierte ihr Dad sich so ausführlich für sie? „Na ja, heute gab es einen ungewöhnlichen Vorfall im New Yorker Institut“, berichtete Skye. Fragend sah Jonathan sie an. „Was ist denn passiert?“, wollte er wissen. „Jeane und ich haben zwei mysteriöse Typen im Innenhof beobachtet und wollten sie zur Rede stellen. Dann ist uns jedoch aufgefallen, dass wir den einen kannten.“ Jonathan nickte wissend. „Wer war es denn?“ Skye zögerte. „Erinnerst du dich noch an diesen Jungen, der zusammen mit mir, Jeane und dieser Olivia auf der Bühne stand, als das Shadowhunter Treffen war? Er hat Jeane bewusstlos geschlagen. Sie lag im Innenhof, und wir haben sie dort gefunden, beziehungsweise ihre Eltern.“ „Und was hast du in der Zeit gemacht?“, erkundigte sich ihr Dad weiter. Wieso hinterfragte er neuerdings Skyes ganzes Leben? „Wieso willst du das wissen?“, fragte sie letztendlich. Verblüfft schaute Jonathan sie an. „Ich bin dein Vater. Ich möchte wissen was du so treibst", sagte er und setzte sich in einen braunen Ledersessel. Skye zog eine Augenbraue hoch. „Wirklich? Sonst hat es dich doch auch nicht interessiert was ich mache. Seitdem Mom gestorben ist, lebst du völlig zurückgezogen. Auch Grandpa siehst du kaum noch. Du bist voll oft schlecht gelaunt und ich habe das Gefühl, dass du kaum noch Zeit für mich hast. Ja, wir sind oft im Dienst aber das heißt doch nicht, dass wir unsere Familienzeit vernachlässigen müssen. Als ich kleiner war hatten wir viel Spaß zusammen. Du hast mich trainiert, mich aufwachsen sehen. Ist es weil ich älter werde? Denkst du, weil ich ein Teenager bin, ist es mir nicht mehr wichtig dich zu sehen?“ Eine Träne ronn ihre Wange hinunter. Schnell wischte sie sie weg und sah ihren Dad schweigend an. Das war neu für Jonathan. Er wusste nicht wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Skye bedeutete er nun sich ebenfalls hinzusetzen. Also setzte sie sich und schlug die Beine übereinander. „Ich bin froh bin, dass du offen mit mir über deine Gefühle sprichst. Seitdem deine Mutter von uns ging, weiß ich nicht wie ich es schaffen soll glücklich zu sein. Sie war der wichtigste Mensch für mich. Als ich erfuhr, dass sie mit dir schwanger war, schien unser Leben perfekt. Bei deiner Geburt starb sie dann. Ich zog mit dir nach London denn in New York konnte ich nicht leben ohne sie“, erzählte er leise. So hatte Skye ihren Dad noch nie erlebt. „Aber… du hast mich, deine Tochter. Bin ich denn nicht der wichtigste Mensch für dich?“ „Natürlich bist du das. Du bist der wichtigste Shadowhunter in meinem Leben. Du warst ein Geschenk. Ich liebe dich über alles und ich wünsche mir nur das beste für meine kleine Tochter", sprach er liebevoll weiter. Skye hatte ihren Dad noch nie etwas so herzliches sagen hören und sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Väterlich öffnete Jonathan seine Arme um seine Tochter in eine Umarmung zu schließen. Sie hielten einander fest und Skye weinte. „Ich werde dir mal ein Glas Wasser holen“, schlug er vor und löste sich aus der Umarmung. Er stand auf und machte sich auf den Weg in die Wohnküche. Skye schaute ihrem Dad nach. Noch immer überrascht wäre ihr fast ein winziges Detail entgangen. An Jonathans Jacke erstreckte sich ein kleiner dennoch sichtbarer Riss. Erschrocken setzte Skye sich kerzengerade auf und ließ ihren Blick nicht von seiner Jacke schweifen. Das konnte doch nicht sein, dachte sie. Der Riss war heute Nachmittag noch nicht da gewesen. War Jonathan etwa der Mann gewesen den Skye am frühen Abend verfolgt hatte?

Hey Guys🤗
hier ein neues Kapitel. Es geht spannend weiter. Freut euch auf Weiteres... 😎
~E und ~L♡♡

Shadows from two frontsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt