|2|

104 8 2
                                    

Der Weg nach Hause war depressiv. Es machte mich immer depressiv, wenn ich nach Hause gehen musste. Soobin hatte natürlich ein Date mit Mi Na. War ja klar. Also konnte ich nicht mit ihm abhängen.
Die Schuhe meiner Eltern standen schon im Eingang. Ich verfluchte den Tag.
Rasch tapste ich die Stufen hinauf und verschwand in meinem Zimmer. Ich schmiss den Rucksack in irgendeine Ecke und legte mich aufs Bett.
Ich war müde. Der Tag war anstrengend gewesen. Während dem Schultag hatte ich mindestens fünf mental breakdowns. Ich wollte nur noch schlafen und nichts anderes tun.
Alles in mir fühlte sich leer an. Ich krempelte mein Ärmel rauf und musterte die Schnitte. Ich mochte den Anblick von meinem eigenen Blut; es befriedigte mich. Ich wusste nicht wieso. Aber es war so. Und ich wusste auch nicht, wann das alles angefangen hatte. Irgendwann mit 13 oder 14 Jahren. Die Erinnerung daran war ziemlich schwammig und verblasst. Ich wusste nur noch, dass es im zweiten Jahr in der Middle School angefangen hatte. Davor ging es mir besser. Nicht perfekt, aber besser. In den Sommerferien, von dem ersten Jahr auf das zweite Jahr, war ich mit meinem Vater wandern gewesen in Europa. Daran erinnerte ich mich noch. Und dann war alles passiert; ich hatte mich in meinem besten Freund, Soobin, verliebt. Diskutiere in Debatten in der Schule; die anderen Schüler fanden meine Meinungen kontrovers. Meine Eltern stritten sich nur noch. Appa hatte Stress mit der Arbeit und er ließ es an mir aus. Oder an Eomma.
Diese ganzen Gedanken verursachten ein Kurzschluss in meinem Kopf. Ich lief aus meinem Zimmer, rannte die Treppen hinunter und schmiss die Haustür auf. Und dann rannte ich einfach los; barfuß. Dass bemerkte ich erst, als es anfing zu regnen. Ich wusste auch nicht, wo ich war. Irgendwo. Aber ich mochte es. Ich musste lächeln. Und anschließend musste ich weinen. Wenn ich weinte, war ich unglaublich hässlich. Manche sahen sogar noch gut, wenn sie Rotz und Wasser heulten.
Es entwickelte sich zu einem Heulkrampf. Ich konnte mich keinen Millimeter bewegen. Ich war ersteinert. Eine Panikattacke nach der Anderen überkam mich. Ich war froh, dass es hier wie ausgestorben war. Ich wollte nicht, dass andere mich so sahen. Ich war so oder so ein Häufchen Elend. Keiner konnte das abstreiten. Ich wollte alleine sein. Ich wollte eigentlich nur sterben. In mir herrschte vollkommene Leere. Und dieses Gefühl brachte mich um meinen Verstand.

Hidden FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt