Take Me Home (Sequel of "What about you, Liam?")

02 first day of my new life

Dieses Kapitel möchte ich @_heyoooitsme widmen :)

_

Once felt like lost and found

Now all I am is lost

and all I need is to be found.

How soon can you come around?

                                             - visualsoul

Liam's POV;

"Nein, kein wenn und aber. Du musst zur Schule gehen, Eve." Ein Seufzen ertönte vom Beifahrersitz und ich beobachtete aus dem Augenwinkel wie sie weiterhin missmutig das Schulgebäude vor uns anstarrte. "Aber wozu denn, Liam? Ist das nicht zu gefährlich? Was, wenn die bemerken, dass meine Zeugnisse nicht in Ordnung sind?" Ich schüttelte kurz meinen Kopf und drückte beruhigend ihre Hand. "Du brauchst einen Abschluss."

"Aber was, wenn man mich erkennt? Was wenn meine Eltern bald Bilder von mir in den Nachrichten ausstrahlen und mich suchen?" Ihre Stimme zitterte. Sie hatte noch immer Angst vor Logan. Obwohl er vor unseren Augen gestorben war. "Sie hätten das schon längst getan, Evelyn. Außerdem hast du sie darum gebeten, das nicht zu tun. Und du hast ihnen gesagt, dass du dich melden wirst." Sie nickte kurz und blickte mich dann besorgt an. "Ich trau mich nicht mich bei ihnen zu melden. Ich will sie nicht in Gefahr bringen."

Seufzend strich ich ihr ein paar blonde Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Und was hälst du davon, wenn du Chuck heute einmal anrufst? Das sollte auf jedem Fall sicher sein mittlerweile." Zustimmend nickte sie, ehe sie mir einen Kuss auf die Wange drückte. "Na dann. Holst du mich nach der Schule wieder ab?", erkundigte sie sich nun fröhlich. "Aber klar doch. Bis dahin sollte ich auch schon von der Arbeit kommen", bestätigte ich lächelnd und beobachtete sie dann, wie sie ausstieg und sich ihren Weg durch die Menge bahnte, vorbei an all den anderen Schülern, ehe sie noch ein letztes Mal zu mir zurück blickte um sich ein ermutigendes Lächeln abzuholen. 

Ich wartete noch einen Moment, ehe ich den Rückwärtsgang einlegte und den Schulparkplatz schließlich verließ. Mein Weg führte mich direkt zu der Werkstatt, bei der ich vor ein paar Tagen eine Stelle erhalten hatte. Keiner scherte sich hier groß um Ausweisdokumente und Empfehlungen. Sie hatten mich einfach ein Auto mit einem der Mechaniker zusammen reparieren lassen um zu sehen, ob ich Ahnung hatte. Und wenn es eines gab, dass ich mittlerweile konnte, dann war das Autos präparieren, zerlegen und wieder in Stand setzen. 

Dennoch verbrachte ich den ganzen Tag damit, mir Gedanken um Evelyn und um ihren ersten Schultag zu machen. Ich hoffte, dass sie nicht sonderlich auffiel in ihrer Klasse. Und auch, dass sie sich dort nicht als Evelyn vorstellen würde. Genauso, wie ich mich nicht als Liam vorgestellt hatte. Sondern als Paul.

Evelyn's POV;

"Na, aufgeregt? Der erste Tag ist ja immer was ganz besonderes", quasselte mich das blonde Mädchen vor mir zu. Ihr Name war Lina und sie war supernett. Für meinen Geschmack etwas zu nett und auch etwas zu neugierig. "Was sagtest du nochmal wie dein Name war?" Ich seufzte kurz und schulterte meine Tasche im Gehen. "Ellie. Mein Name ist Ellie", wiederholte ich bemüht freundlich und sie nickte. "Achja, genau. Ellie! Tut mir leid, ich kann mir Namen so schwer merken." 

"Schon gut", beteuerte ich, während ich ihr angespannt ins Klassenzimmer folgte. Die gewünschte Vorstellrunde des Lehrers brachte ich mit einem kurzen "Hi, ich bin Ellie und ich bin neu hierher gezogen. Ich male gerne und mag Regenwetter" hinter mich, um so wenig präzise Informationen wie möglich über mich preis zu geben. Über den Tag hinweg hatte ich es schließlich geschafft Ellie eine ganze Charakterstruktur zuzuweisen.

Ellie war introvertiert und lieber alleine. Sie las immer und viel und ihre Lieblingsserie war American Horror Story.  Außerdem hielt sie nichts von Teenie Drama Serien und Abhängen im Park. Im Großen und Ganzen hoffte ich einfach, dass sie Leute damit nichts von Ellie wissen wollten und mich einfach in Ruhe ließen. Damit ich nicht weiter auffiel. Wie es schien interessierten sich die Leute aber am meisten für die Kinder, die sie nicht verstehen konnten.

Also ließ ich mich den ganzen Schultag über von allen unverschämt anstarren, während ich meinen Kopf einfach in allen Büchern vergrub, die ich so finden konnte. Bis Liam mich schließlich von der Schule abholte - was gegen das Anstarren sicher nicht wirklich half. Tätowierter Typ mit tollen Muskeln holt seine mysteriöse und seltsame Freundin von der Schule ab? Das mit dem Nicht-Auffallen hatte ich ja toll hinbekommen.

Eilig gesellte ich mich zu Liam in den Wagen, ehe ich schließlich erschöpft aufstöhnen konnte. "Ich nehme an es lief nicht gut?", erkundigte sich dieser und ich schüttelte nur kurz meinen Kopf. "Ich glaube ich bin jetzt das Mädchen, das im Sport als letzte gewählt wird und dafür von allen angestarrt wird, weil sie wohl abends am Friedhof Opferrituale erbringt." 

Liam riss seine Augen ungläubig auf und starrte mich irritiert an. "Was hast du ihnen denn bitte erzählt?" Schulterzuckend lehnte ich mich im Sitz zurück und zog mein Nirvana-Shirt zurecht. "Nur, dass ich auf American Horror Story stehe und die Sonne verabscheue." Er lachte heiser, woraufhin ich ihn nur gegen die Schulter boxte. "Was ist bitte so lustig?", wollte ich sauer wissen, woraufhin Liam nur noch mehr lachen musste.

"Dass du wirklich denkst, du kannst das so durchziehen. Du bist die wärmste Person, die ich kenne, Evelyn. Und nur weil du jetzt für alle anderen Ellie heißt, brauchst du dich nicht verstellen. Sei morgen doch einfach du selbst, ok?"

Seufzend vergrub ich mich immer weiter in meinem Sitz. Ich hasste erste Schultage.

"Können wir uns ein Eis holen?", fragte ich Liam entnervt und er zuckte mit seinen Schultern.

"Na klar. Wenn du es so lange in der Sonne aushälst."