Kapitel 3
Sie hat noch lange um sich geschlagen und geschrien, bis sie von zwei Friedenswächtern in die hinteren Reihen zu ihren Eltern gebracht wurde. Wir verloren uns trotz dem Tumult um uns nicht aus den Augen. Ihr gesicht war gerötet, genauso wie ihre Augen, aus denen Bächen aus Tränen liefen. Am liebsten würde ich zu ihr gehen und sie in den Arm nehmen, ihr durch die Haare streichen und sagen, dass alles gut wird, so wie ich es heute Morgen gemacht habe. Aber dann wird mir schlagartig bewusst, dass es nicht gut ist. Ich wurde zu den 65. Hungerspielen als Tribut ausgewählt. Egal wie ich es drehte, der Satz hörte sich immer falsch an. So verkehrt. Ich war wie in Nebel eingebettet, der taub und blind macht, durch den man nur Annies glänzendes Gesicht sehen konnte. Ich werde wahrscheinlich nie miterleben, wie sie erwachsen wird.
Plötzlich spürte ich, wie ich an der Hand in das große Gebäude hinter uns geführt wurde. Ich habe mich schon immer gefragt, was hinter den dicken Mauern mit den vergitterten Fenstern ist. Dort wurden jedes Jahr die Tribute hinein geführt, die nie wieder heraus kamen, nur alle paar Jahre hatte 4 einen Sieger, der wieder zurück kehrte und mit Reichtum überschüttet wurde. Ich merkte erst, dass man mich in ein kleines Zimmer mit so einem vergitterten Fenster (früher haben einige Tribute versucht, abzuhauen) geführt hatte, als die Tür zugeknallt wurde, und ich wieder in die Wirklichkeit zurückkam.
Ich stand mitten im Raum. In der Ecke war ein Stuhl, auf den ich mich setzte. Ich hätte damit nie gerechnet. ICH wurde es. Ich wurde ES. Falls ich je eine Chance haben sollte, und ich zurück kehren kann, werde ich trotzdem nicht mehr Finnick Odair, 14 Jahre alt, Sohn eines Fischers sein. Nein, ich werde Finnick Odair, der Sieger der 65. Hungerspiele sein. Viele, die zurück kamen, waren verwirrt oder sogar geistig gestört. Und dann blieb auch noch die Frage: Werde ich überhaupt überleben?