Kapitel 2

434 27 38
                                    

Ich blinzele und erschrecke als ich zwei leuchtend grüne Augen sehe, welche mich neugierig mustern. Rasch setze ich mich auf und blicke mich um. Ich liege auf einem Bett in einem großen Zimmer, welches etwa so groß ist wie eine ganze Etage. Abgesehen von dem Bett auf dem ich liege stehen in diesem Raum weitere sieben Betten. Dazu gibt es noch mehrere Schränke, welche eine ganze Wand einnehmen. An den Türen der Schränke sind Spiegel befestigt. Auf der einen Seite vom Raum gibt es zwei Türen und auf der anderen eine dicke aus Metall. Der Raum generell ist spärlich beleuchtet und kommt mir nicht bekannt vor, weswegen ich sofort in Panik verfalle.

"Wo bin ich?", frage ich mit brüchiger Stimme. Das Mädchen mit den grünen Augen sitzt auf meiner Bettkante und schaut verunsichert über die Schulter. Dahinter entdecke ich zwei weitere zierliche Gestalten. "Wo bin ich?", wiederhole ich noch einmal meine Frage. Meine Stimme wird zunehmend schriller. Ich will gerade ein weiteres Mal Luftholen, um den ganzen Raum zusammen zuschreien, als mir das Mädchen schnell die Hand auf den Mund hebt.

"Pssst, sei ruhig. Wenn du zu laut bist, bist du die Nächste. Er steht auf widerspenstige Mädchen", flüstert sie mir zu. Ich probiere meinen Puls zu beruhigen, bevor ich vorsichtig ihre Hand von meinem Mund nehme. Sie wirkt so dünn. So zerbrechlich.

"Wer?", frage ich, ebenfalls flüsternd.
"Na der, der uns hier festhält. Hat er dir das angetan?" Sie zeigt auf meine Stirn. Ich fasse dorthin und zische. Dort ist anscheinend eine Schramme und langsam kommen mir die Erinnerungen vom vorherigen Tag zurück.
Ich schüttele den Kopf und lächle schwach. "Nein, ich bin am Abend noch die Treppe hochgerannt und mich hat es einmal komplett hingelegt." Die Mädchen beginnen leise zu kichern. "Ach so", schmunzelt das Mädchen mit den grünen Augen, doch ich bin mittlerweile mit den Gedanken komplett woanders.

"Festhält? Heißt das, ich bin entführt worden?" Sie nickt und ich ziehe die Knie an, um meine Arme darum zu schlingen. "Und wer seid ihr? Wurdet ihr auch entführt?" Das Mädchen nickt und winkt die zwei Mädchen hinter sich zu sich. "Ich heiße Nora", stellt sich das Mädchen mit den grünen Augen vor. Sie hat glatte hellbraune Haare. Ich nicke und sie stellt die Anderen vor. "Das ist Rose und das ist Marie."

Rose hat schwarze, schulterlange Locken und dunkelbraune Augen. Sie ist etwa so groß wie ich und vermutlich auch wie Nora. So richtig kann ich es nicht einschätzen, da sie sitzt.
Marie ist einen Kopf kleiner als wir und hat lange dunkle Haare und ebenso dunkle Augen. Die beiden nicken mir zu und Nora wendet sich wieder mir zu. "Geht es dir gut?" "Gut?", frage ich und lache leise auf. Mittlerweile finde ich es beinahe lächerlich zu flüstern, doch da ich keine Ahnung habe was passieren würde, wenn ich meine Stimme erhebe, lasse ich es lieber bleiben.

"Ich wurde gerade entführt. Also nein, eher nicht." Ich beginne zu zittern und sehe im Augenwinkel, wie sich ein Schatten aus einem der Betten löst. Erschrocken rutsche ich weiter weg. "Keine Sorge. Das ist Cleo. Sie gehört auch zu uns." Ich mustere Cleo, welche mir in diesem Moment eine Decke um die Schulter legt. "Danke", murmele ich.

Cleo hat hellblonde Haare und ebenso blaue Augen wie meine beste Freundin Anna. Oh mein Gott, Anna... Würde ich sie jemals wieder sehen? Und Martin? Was ist mit meiner Mutter? Sie hat doch nur noch mich. Mein ganzes Leben lang heißt es schon wir beide gegen den Rest der Welt, doch das Schicksal hat mir einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Wenn sie erfahren würde, was mit mir passiert ist, würde ihr Herz brechen. Schon allein deswegen muss ich so schnell wie möglich hier raus kommen. Ich würde alles für meine Mutter tun.

Als ich eine Hand auf meiner Wange spüre, zucke ich zurück. "Hey, was ist los? Wieso weinst du?" Cleo wischt mir noch eine Träne von der Wange. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich begonnen habe zu weinen. Marie lacht auf. "Was ist denn schon los. Sie wurde gerade nur entführt und es gibt keine Möglichkeit um hier wieder rauszukommen." Cleo wirft ihr einen vernichtenden Blick zu. Aus mir weicht Stück für Stück die Hoffnung. Keine Möglichkeit? Wie lange sind sie denn schon hier drinnen?

Schnell wische ich mir über die Wangen und reiße mich zusammen. Ich muss mich zusammenreisen. Was bringt es schon wenn ich jetzt weine? Die Tränen bringen mich auch nicht zurück nach draußen. "Du ähnelst meiner besten Freundin und deshalb musste ich auch direkt an meine Mutter denken. Was meint ihr damit, dass es keine Chancen gibt um hier rauszukommen? Gibt es wirklich keine Möglichkeiten? Wie lange seid ihr denn schon hier?" Cleo seufzt. "Zu lange." Sie nimmt mich in den Arm und fragt nach meinem Namen.

"Ich heiße Katherine, aber was meinst du mit zu lange? Ein Monat?" Cleo schnaubt und löst sich aus unserer Umarmung. "Schön wärs. Ich bin schon am längsten hier und war anfangs alleine. Ein Monat später wurde Rose gebracht. Das ist jetzt etwas mehr als zwei Jahre her. Vor knappen zwei Jahren, ein paar Monate nach Rose, sind noch zwei weitere Mädchen gekommen, du wirst sie gleich noch kennenlernen. Sie sind Zwillinge." Sie macht eine kurze Pause, vermutlich um mir etwas Zeit zu geben, damit ich das alles realisieren kann, bevor sie tief Luft holt und weiterspricht. "Marie ist vor einem knappen Jahr gekommen, kurz nach Nora. Vor etwa zwei Monaten kam dann das neueste Mädchen. Naja, jetzt bist du die Neueste."

Gerade als ich fragen will, wie alt sie sind, wird eine der zwei Türen geöffnet und zwei Mädchen treten ins Zimmer. Beide haben braune Wellen und graue Augen. Das müssen die Zwillinge sein, die Cleo vorhin erwähnt hat. Sie kommen zu uns, im Gleichschritt selbstverständlich. Vor mir bleiben sie stehen und mustern mich neugierig. Allerdings liegt in ihrem Blick auch etwas eingebildetes, was sie mir gleich etwas unsympathischer erscheinen lässt. Beide mustern mich, bevor sich die eine an Cleo wendet.
"Die Neue?" "Ja." Sie wendet sich wieder zu mir. "Ich bin Stephanie, aber wenn du mich nicht zum Feind haben willst, dann nennst du mich einfach Steph." Überrascht reiße ich die Augen auf. Habe ich ihr irgendetwas getan? "Ich bin Caroline. Bei mir gilt das Gleiche, also nenn mich einfach Caro." Etwas perplex nicke ich nur. "Katherine. Freut mich." "Werden wir noch sehen", murrt Stephanie und ich will gerade nachfragen, was sie gegen mich haben, als plötzlich die Metalltür aufgerissen wird. Ein grässliches Quietschen ertönt dabei, weshalb ich das Gesicht verziehe und die Decke enger um mich ziehe.

Mit einem Mal kommt Bewegung in die Truppe und sie springen sofort auf. Ein Typ hat ein zierliches Mädchen in den Raum getragen und legt sie in das Bett neben meinem. Beim Rausgehen treffen sich unsere Blicke und ich erkenne seine Augen. Sie sind eisblau.

Eisblaue Augen. Genau wie der Typ, der mich betäubt und entführt hat. So schnell wie der Typ gekommen ist, verlässt er den Raum wieder und schließt die Tür geräuschvoll. Kaum ist sie zu, rennen alle zu dem Mädchen, welche regungslos auf dem Bett liegt. Ich folge ihnen mit einem kleinen Abstand, um ihnen nicht auf die Pelle zu rücken.

Alle beugen sich über das Mädchen, weshalb ich lediglich rote Locken entdecke. Wie auf Kommando werden die Lichter aufgedreht. Nein, nicht wie auf Kommando. Nora hat einfach das Licht am Regler heller gedreht. "Was hat er dieses Mal gewollt?", fragt Stephanie, während sie und Caroline einen Arm um sie legen. So kenne ich sie noch gar nicht. Natürlich kann ich sie nicht gut kennen, doch auf mich wirken sie auf den ersten Blick ziemlich kühl und abweisend. Was haben sie nur gegen mich? Sie kennen mich doch nicht und getan habe ich auch nichts. Ob sie immer gegenüber neuen Mädchen so sind? Vielleicht brauchen sie einfach ein bisschen Zeit um mit mir warm zu werden.

Mittlerweile sitzen die drei und als Marie und Rose hinter sie klettern, geben sie den Blick auf das geheimnisvolle Mädchen frei. Sie hat wirklich feuerrote Locken, welche ziemlich zerzaust sind. Ihre Augen kann ich nicht sehen, da sie nach unten blicken. Ich kniete mich wie Nora vor ihr auf den Boden. Cleo kommt zurück und gibt dem Mädchen ein volles Glas Wasser, während Rose und Marie ihr eine Decke um die Schulter legen. "Nichts besonderes", meint sie leise. "Das Gleiche wie immer und ich hab mich gewehrt. Wie immer. Ich war aber gar nicht bewusstlos falls ihr das dachtet. Ich bin lediglich eingeschlafen, weil... Ihr wisst schon. Aber anscheinend wollte er nicht warten, weshalb ich einfach hergetragen wurde."

Tausend Fragen schwirren in meinem Kopf herum. Wer ist Er? Was will Er und was hat Er getan? Wieso sind wir entführt worden? Wer ist dieses Mädchen? Und wer ist überhaupt dieser Typ mit den eisblauen Augen? Ist er Er?

Heyy, wie angekündigt kommt heute endlich das zweite Kapitel!

Ich hoffe, dass es euch bis hier hin gefallen hat und würde mich freuen euren ersten Eindruck dieser Story zu hören :) Es würde mir vermutlich einen großen Teil meiner Unsicherheit nehmen und wenn ihr was zu kritisieren habt, dann nur raus damit.
Ich werde dann probieren es bei den folgenden Kapiteln zu verbessern.

Bis bald mal 

My hot hijacker *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt