Kapitel 6

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Schreiend und schweißgebadet wachte ich auf und es dauerte erst einen Moment, bis ich realisierte, dass es nur ein Traum war. Doch er hatte sich so real angefühlt und ich hatte so eine wahnsinns Angst vor Lucian gehabt, und was hatte es mit Jasper Warnung auf sich, dass ich mich von ihm vernhalten sollte? Wahrscheinlich hatte ich das auch alles nur geträumt gehabt!

Mit einem Blick auf mein Handy stellte ich entsetzt fest, dass ich nur noch zwanzig Minuten zu schlafen hatte und da es sich nicht mehr lohnte, sich wieder hinzulegen beschloss ich mir heute mal richtig Zeit zu lassen. Ich wollte grad meinen Kleiderschrank aufmachen um die Schuluniform rauszuholen, als mir eine kleine Schachtel daneben auffiel. Diese Schachtel hatte ich noch nie zuvor gesehen und ich war mir sicher, dass sie dort gestern noch nicht gestanden hatte.

Ich nahm sie in die Hand und kippte sie einmal um, es raschelte, als wäre dort etwas drinnen. Dann setzte ich mich auf mein Sofa und öffnete die Schachtel vorsichtig und mir fiel ein Zettel in die Hand.

Um Liebe zu gewinnen, laufen wir Gefahr, sie zu verlieren.

Der Satz kam mir bekannt vor, ich hatte ihn irgendwo schon mal gelesen, aber ich wusste gerade nicht wo. Naja, ich griff nochmal mit der Hand in die Schachtel hinein und spürte einen kalten Gegenstand. Ich zog ihn raus und erkannte den gleichen Flügel, den ich um meinen Hals trug, als Armband. Was hatte das alles zu bedeutetn und von wem kam das? Hatte das womöglich Jasper da gelassen oder vielleicht Lucian? Oder schlussendlich ein weiteres Geschenk von meinem Vater? Aber warum sollte er das so mysteriös einpacken und in meinem Zimmer verstecken, zumal er ja nict einmal in meinem Zimmer gewesen ist. Mir schwirrten lauter Fragen durch den Kopf, doch ich musste mich jetzt mal fertig richten, sonst wäre ich wieder so spät dran.

Mit einem Seufzer verstaute ich den Zettel und die Schachtel wieder neben meinem Kleiderschrank, zog mir allerdings das Armband an und nah mir fest vor, meinen Vater gleich mal dazu zu befragen. Unten in der Küche angekommen sah ich, dass mein Dad schon am Frühstücken war. Ich ging auf ihn zu und setzte mich an meinen Stammplatz und sah ihn an, bis er den Blick von seiner Zeitung hob und mir ebenfalls in die Augen sah.

" Dad, kennst du den Satz. Um Liebe zu gewinnen, laufen wir Gefahr, sie zu verlieren?" fragtte ich direkt.

"Ja, wenn mich nicht alles täuscht, stammt der von Thomas Hardy, aus Tess von den d'Urbervilles. Wieso interessiert dich das? Hast du dich für einen Literaturkurs angemeldet?"

Ich musste schmunzeln. Natürlich, da hatte ich es schon gelesen, deshalb kam es mir so bekannt vor. "Nein hab ich nicht, ne wir nehmen das gerade in ... Philosophie durch." log ich ihn an und hoffte, dass er es nicht merkte. Er nickte, schien mir das aber nicht abzukaufen, doch er belies es dabei.  Wenn der Zettel nicht von meinem Dad kam, von wem dann? Mit dieser Frage quälte ich mich den ganzen Unterricht lang rum und merkte nicht mal wie der Lehrer mich ansprach. Erst als Laurel mich rüttelte, bemerkte ich meinen Fehler und bat den Lehrer, die Frage noch einmal zu wiederholen.

"Welche bekannten Autoren kann man in die britische Literatur des 18. - 20. Jahrhunderts zählen?" fragte er mich, und mir schwirrte noch einmal das Zitat von heute morgen im Kopf herum bevor ich antwortete: " Sir Arthur Conan Doyle, mit seinem Sherlock. Jane Austen mit Stolz und Vorurteil, und vielleich noch Charles Dickens und sein Oliver Twist oder David Copperfield." Hah, damit hatte ich es ihm aber mal gezeigt, britische Literatur war mein Spezialgebiet. Mein Lehrer war sichtlich enttäuscht, weil er mir dieses Mal keine mündliche Sechs eintragen konnte, doch die Inquisition war noch nicht zu Ende, denn er fragte mich noch einmal.

"Sie haben einen wichtigen Autoren vergessen!" Ich ließ ihn nicht mehr ausreden, sondern antwortete ihm gleich. " Ich habe sicherlich viele wichtige Autoren nicht genannt, sonst wäre ich nämlich morgen noch nicht fertig. Aber bitte wen, habe ich ihrer Meinung nach vergessen? Die Bronte- Schwestern oder Thomas Hardy? Meiner Meinung nach sind alle Autoren, wichtige Autoren und nicht nur diejenigen, die ich ihnen gerade genannt habe. Das müssten sie als Professor eigentlich wissen!"

Als ich fertig mit meiner Rede war, nickten andere mir zustimmen zu und wiederum andere saßen mit offenem Mund da, bei meinem Lehrer kochte gerade die Wut über, ich hatte ihn vor der ganzen Klasse bloßgestellt und er zischte mir nur noch " Dafür wirst du büßen. Eine Woche Nachsitzen" zu bevor er wutentbrannt das Klassenzimmer verlies. Sobald die Tür ins Schloss fiel, jubelte meine Klasse los und ein paar kamen auf mich zu, um mir zu gratulieren. "Super gemacht, jetzt hat ihm endlich mal jemand die Meinung gegeigt!"

Ich lachte los, und lief mit Laurel raus auf den Gang. Dort begegnete und Jasper und Laurel erzählte ihrem Bruder die Geschichte in Kurzfassung und er schmunzelte ehe er weiter lief und sich dann nochmal kurz umdrehte. " Soso, Thomas Hardy, hm?" bemerkte er, drehte sich wieder um und lief weiter.

"Was war das denn gerade?" fragte ich meine beste Freundin.

"Was meinst du denn?"

"Seinen Spruch, als er sich nochmal umgedreht hatte."

" Was meinst du, er hat doch gar nichts gesagt."

Ungläubig schaute ich mir meine Freudin an. Hatte er nicht? Aber ich hatte es doch gehört. Bin ich jetzt total durchgedreht??? Bilde ich mir jetzt schon Sachen ein? Ich musste ganz dringend mal zum Arzt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 10, 2015 ⏰

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