Kapitel 2
„ Wo ist denn die Schule?“
Er blickte kurz zu mir her und dann antwortete er, „In Edinburgh. Ungefähr eine halbe Stunde Fahrzeit.“ Ich nickte. „ Wie alt bist du eigentlich?“
„17. Du?“
„ 1 Jahr älter 18, aber ich wird in 3 Monaten 19.“ Ich musste grinsen und dann fing auch er an zu lachen. Für den Rest der Fahrt, waren wir beide ziemlich still. Ich fragte mich, warum er mich eigentlich mitnahm, wir kannten uns ja kaum. Naja ist ja eigentlich auch egal, oder? Im Auto war es mittlerweile ziemlich warm und dann öffnete ich meinen Mantel.
„Du musst dich doch jetzt noch nicht ausziehen. Wir kennen uns doch kaum.“, sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. Sofort lief mein Gesicht rot an, das war ganz schön peinlich. Ich versuchte mich da jetzt irgendwie rauszureden, aber er fing an lautstark zu lachen und ich wünschte mir die Erde würde sich auftun und mich verschlingen.
Als er auf den Parkplatz fuhr, verließ mich der Mut und ich fragte mich, weshalb ich hohe Schuhe angezogen hatte, damit würde ich jetzt vermutlich noch umknicken und alle würden das sehen und mich für dumm halten. Generell werden mich wahrscheinlich alle anstarren. Ich bin die Neue hier, die Unbekannte in der Gleichung. Warum hatten wir auch mitten im Schuljahr hierher ziehen müssen???
„ Die werden dich gleich bestimmt alle voll angaffen“ sagte er als hätte er meine Gedanken gelesen.
„Wieso weil ich blond bin?“, fragte ich ihn etwas verunsichert.
„Das auch, aber zum Großteil wahrscheinlich, weil du mit mir gekommen bist.“, lachte er.
Na super, da hatte ich mir ja den Richtigen rausgesucht. Jetzt noch um einiges verunsicherter stieg ich aus dem Auto und folgte Lucian zum Eingang. Dann blieb er ruckartig stehen und ich wäre fast in ihn gerannt wäre ich nicht so geistesabwesend stehen geblieben. Ich machte ein Schritt auf ihn zu und stellte mich neben ihn. Vor uns, etwa 20 Meter stand ein ebenfalls gut gebauter Kerl mit hellbraunen Haaren. Lucian und er schauten sich wütend an und ich bekam eine Gänsehaut. Wenn Blicke töten könnten, wäre einer der beiden jetzt tot. Welcher wusste ich nicht. Der Kerl warf mir einen kurzen Blick zu, lächelte einmal spöttisch und drehte sich abrupt um, um weiter zu laufen. Was war das denn?
Boah, stellst du dich nur so dumm oder bist du wirklich so dumm? Die zwei hassen sich, dass sieht doch jeder Blinde mit’m Krückstock, du dumme Nuss, spottete meine innere Stimme. Ja das hatte ich auch gemerkt, aber warum. Wir standen noch einen Augenblick und dann sagte Lucian:
„Lass uns weiter gehen.“ und lief weiter, bis wir vor dem Eingang standen und er nochmal stehen blieb. Diesmal war ich schon gefasst und lief automatisch schon langsamer. Dann blickte ich nach oben und schaute mir die Schule genauer an. Es war ein altes Gebäude und hätte genauso gut ein Schloss sein können. Die Fassade war rot gestrichen und die üppigen Fenster hatten alle weiße Fensterläden. Mir klappte die Kinnlade nach untern und ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Das war mit Abstand das schönste Gebäude das ich jemals gesehen hatte. Lucian nahm mich am Handgelen und zog mich hinein, ich stolperte ihm mehr oder weniger hinterher. Als er die die große Holztür zur Aula aufstieß ließ er mich wieder los und zusammen traten wir ein. Wie bereits erwartet drehten sich alle um und starrten Lucian an und dann mich. In den Blicken war Neid, Hass , Eifersucht zu erkennen aber manche sahen mich auch freundlich an. Was hatte ich denen denn jetzt getan, wieso schaute die mich so dumm an?
Weil DUUU mit ihm hier aufgekreuzt bist, Süße, er ist das Begierde der ganzen Schule!!
Meine innere Stimme wollte mir noch mehr Paroli bieten, doch sie kam nicht mehr dazu, denn Lucian nahm mich an der Hand und wir liefen gemeinsam durch die Menschenmasse. Vor uns teilten sich die vielen Schüler in zwei Seiten und machten uns einen Mittelgang frei.
Ich war mir sicher, dass ich nachher im Unterricht nur mit hasserfüllten Blicken angestarrt werden würde. Ich straffte meine Schultern ein wenig und hob meinen Kopf, dabei war mir diese Situation mehr als unangenehm. Und da war schon wieder dieses komische Kribbeln im Bauch, welches ich noch nie zuvor gespürt hatte. Ich fühlte mich so geborgen neben Lucian, doch dann tauchte am anderen Ende des Ganges wieder dieser Kerl von vorher auf, doch diesmal ignorierte er Lucian und lief einfach weiter. Lucian zog mich vor eine Tür mit der Aufschrift Sekretariat und klopfte einmal.
Er wollte sie gerade öffnen, als die Türklinke von innen runtergedrückt wurde und eine ziemlich schlanke, mega überschminkte Tussi mit knallroten Haaren herauskam. Sie zwinkerte Lucian einmal zu und ging dann weiter. Lucian blickte ihr nach, und ich könnte schwören, dass sie noch ein paar Mal extra mit dem Arsch wackelte.
Ich verdrehte die Augen und ging schon mal rein. Lucian folgte mir nach einem Augenblick. Die Sekretärin, eine etwas molligere schaute freundlich zu mir, als ich eintrat.
„Hey, du musst Haven sein?“ fragte sie mich und ich nickte.
„Ja genau, Haven Lakefield.“
„ Schön dich kennen zu lernen, ich hoffe du wirst hier eine Menge Freunde finden.“, sagte sie freundlich.
Ich nickte nur stumm.
„Ich habe gehört, dass du mit Lucian hierher gekommen bist.“ OMG wie schnell machte das denn die Runde? War das eine Frage oder eine Feststellung? Das hatte ihr bestimmt diese Rothaarige von gerade eben erzählt. Ich nickte abermals, und dann lächelte sie zum ersten Mal richtig.
„Dann wird er dir die Schule zeigen und dich in deine Klassenräume begleiten. Viel Spaß an deinem ersten Schultag.“ Ich bedankte mich bei ihr und sie widmete sich wieder ihrem Computer und tippte wie wild darauf los. Als ich mich umdrehte stand Lucian direkt hinter mir und dann gingen wir wieder raus. Er fragte mich, wo ich denn als erstes Unterricht haben würde und ich zog den Stundenplan aus den ganzen Unterlagen raus.
„ Mathe bei Mr. Tylor im Raum 602.“
Er nickte und zusammen bogen wir um die nächste Ecke. Krass wie viele Räume hatte diese Schule? Sie sah von außen so klein aus.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, antwortete er ganz nüchtern „ Die Schule ist zum Großteil unterirdisch in den alten Katakomben, diese wurden vor Jahren mal zu Klassenzimmern umgebaut. Ich sah ihn schockiert an, woraufhin er in schallendes Gelächter ausbrach. Arschloch.
„ Also viel Spaß, das ist der Raum. Ich hol dich hier nachher wieder ab.“, sagte er wieder in einem normalen Tonfall und küsste mich auf die Wange. Ich wurde natürlich wieder total rot, dann drehte er sich um und ging ohne sich noch einmal umzudrehen. Dafür kam aber ein Lehrer um die Ecke und stellte sich mir gleich als Mr. Tylor vor.“ Ich folgte ihm in sein Klassenraum und setzte mich ganz in die hinterste Reihe, ich hatte nicht vor zuzuhören. Die Schülerinnen drehten sich mehrmals zu mir um mich böse anzustarren, aber das war mir herzlichst egal.
Der Unterricht verlief ohne irgendwelche Vorkommnisse und der Lehrer hatte mich zu seinem Glück auch kein einziges Mal drangenommen.
Als es zur Pause läutete, packte ich meine Sachen zusammen und verlies schnellst möglich den Raum. Doch als ich dann draußen stand, war niemand da. Lucian meinte doch vorher, dass er mich abholen würde oder? Vermutlich hatte er gerade etwas Besseres zum tun und war irgendwo mit dieser Rothaarigen unterwegs. Doch ehe ich mich aufregen konnte, tippte mir jemand auf die Schulter und als ich mich umdrehte, erkannte ich das Mädchen wieder, das in der ersten Reihe gesessen hatte und mich als Einzige angelächelt hatte.
„Hey, ich bin Laurel.“
„ Hey, schön dich kennen zu lernen.“ Ich grinste sie an, mit ihr würde ich mich gut verstehen.
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LIVE, LAUGH & LOVE
RomanceHaven, 17 Jahre bekommt ein Stipendium an einer Schule in Schottland. So überhaupt nicht begeistert, zieht sie mit ihrer Familie von Sydney in eine Kleinstadt in der Nähe von Edinburgh. Dort trifft sie auf den charmanten Lucian, mit welchem sie sich...