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POV Clay:

Einige Tage sind nun schon seit dem Vorfall vergangen. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie haben wir uns wieder zusammen gerauft. Nick und Darryl wissen von uns. Sie unterstützen uns, wo sie nur können.

Warum ich überhaupt Angst hatte es den beiden zu erzählen, kann ich nicht sagen. Vor allem, weil sie neben George meine beiden beste Freunde sind und das schon seit vielen Jahren.

Nach dem ganzen Chaos haben George und ich uns noch ein paar Mal zusammen hingesetzt und miteinander über meine Bedenken, unsere Ängste und besonders über unsere Zukunft gesprochen. Unsere gemeinsame Zukunft.

Doch natürlich gehört auch dazu, dass wir unsere Beziehung vielleicht doch öffentlich machen. Wir waren beide der Meinung, das es wohl das Beste wäre. Es wird ab jetzt, da wir ja zusammen leben, immer mal wieder dazu kommen, dass der eine plötzlich ins Zimmer platzt oder dass man irgendwas hört.

Dass ich auf einmal umgezogen bin und sich auch meine Stream-Zeiten ändern werden, werden einige nicht verstehen. Es wirft Fragen auf. Außerdem war ich auch noch nie gut darin George allein zu lassen. Da wir jetzt nun zusammen wohnen, macht es also für mich noch schlimmer meine Finger von ihm zu lassen.

Doch wie stellen wir das am besten an? Soll ich ein Face-Reveal machen oder lieber nicht? Eigentlich brauche ich ja keines machen, sondern nur mit George entweder ein Video oder ein Stream machen, wo wir unsere Situation erklären. Ich muss weder in der Kamera zu sehen sein noch mich groß vor dieser präsentieren.

Vielleicht machen wir einfach einen Stream, bei dem ich entweder zur Hälfte nur zu sehen bin oder ich mich neben die Kamera setze. So bin ich noch anwesend und kann auch mit George und dem Chat reden, doch mich sieht niemand. Das ist, glaube ich, die beste Lösung.

Eine Frage bleibt aber noch aus. Sein Stream oder meiner? Doch nachdem wir das Für und Wider besprochen haben, haben wir uns auf Georges Stream geeinigt. Es wäre für mich jetzt viel komplizierter meinen Stream für die Facecam umzugestalten, als einfach seinen zu nehmen.

Also haben wir uns einen Tag ausgesucht. Ich habe immer noch einige Bedenken und bin extrem nervös, doch George an meiner Seite zu haben, hilft ungemein. Dennoch kann ich seitdem nicht mehr tief schlafen.

Ganz anders als George, der nun auch bei starken Regen und leichten Gewitter ruhig neben mir im Bett liegen kann. Klar hat er immer noch Probleme mit Gewitter, dennoch entspannt er sich sichtlich schneller, wenn ich neben ihm bin.

So auch jetzt. Ich liege wach im Bett, George neben mir schlafend mit einem Arm um meine Mitte geschlungen. Ich liebe es ihn einfach dabei zu beobachten. Ich bin so überglücklich ihn meinen Freund nennen zu dürfen. Für nichts in der Welt würde ich George eintauschen oder wieder hergeben wollen.

Genau aus diesem Grund kann ich auch nicht schlafen. Jede freie Minute muss ich daran denken, dass ich ihn verlassen muss. Ich will nicht, doch ich muss. Und er weiß noch nichts davon.

Ich weiß auch nicht, wie ich es ihm sagen soll. In genau drei Tagen bin ich weg.

Wie als hätte er gespürt, dass ich an ihn denke, bewegt er sich in meinen Armen und verkrampft seine Hände mehr in meinem T-Shirt. Auch wenn das Wetter gerade gut ist, also es nicht gewittert oder regnet, hat George hin und wieder Alpträume.

Es sind immer verschiedene Sachen, doch meistens geht es irgendein Kindheitstrauma. Leider weiß ich nicht, wie ich ihm dabei helfen kann, außer für ihn da zu sein.

Ich suche mir also eine bequeme Position und löse langsam seine verkrampften Hände von mir. Mit einem Arm unter seinen Körper ziehe ich ihn auf meine Brust. Sobald er sich wieder entspannt, schlinge ich meine Arme locker um ihn und streiche ihn langsam in kreisförmigen Bewegungen über den Rücken.

Sobald ich seinen gleichmäßigen Atem an meinem Hals spüren kann, versuche auch ich mich wieder zu entspannen. Natürlich kommen jetzt auch meine Gedanken von erst wieder zurück. Super, ich habe keine ruhige Minute für mich ohne daran zu denken.

In den nächsten zwei Tagen muss ich es auf jeden Fall schaffen, es George irgendwie schonend beizubringen. Leider weiß ich auch nicht, wie lange ich wegbleibe. Das ist das Schlimmste an der ganzen Sache.

Ich seufze, gebe George einen Kuss auf die Stirn und schließe meine Augen. Die nächsten Stunden versuche ich wenigstens ein wenig zu schlafen. Normalerweise fällt mir das mit George neben mir leichter. Doch diese Nacht brauche ich sehr lang, bis sich mein Geist beruhigt hat.

POV George:

Ich habe mich schon so an Clay gewöhnt, dass ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen kann. Nachdem wir die ganzen Probleme beseitigt haben, konzentriere ich mich vollkommen auf ihn.

Ich liebe es jeden Abend neben ihn einzuschlafen und jeden Morgen in seinen Armen aufzuwachen. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie ich es vorher ausgehalten habe ohne ihn.

Klar haben wir jeden Tag miteinander gesprochen, doch jetzt zu wissen wie er aussieht und ihn vor allem meinen Freund nennen zu dürfen, ist etwas anderes. Besser und viel, viel schöner. Ich hoffe natürlich, er denkt genauso darüber wie ich.

Als ich in den frühen Morgenstunden langsam aufwache, bin ich erst ein wenig verwirrt. Ich weiß noch genau, dass ich allein ins Bett gegangen bin, doch jetzt wache ich genau auf Clay auf. Er hat seine Arme ganz fest um mich geschlungen.

Ich will ihn nicht wecken, weshalb ich einfach nur ruhig liegen bleibe und den Moment genieße. Langsam bewege ich meine Arme ein wenig und fahre mit einer Hand unter sein T-Shirt. Meine Hand kommt über seinen Herzen zum Liegen, wo ich sein Herz stetig und regelmäßig schlagen spüre.

Auch wenn er es bestimmt verstecken wollte, weiß ich, dass er seit den letzten Tagen extreme Schlafprobleme hat. Nicht das wir beide je gute Schlafrhythmen hatten, doch bei ihm ist es momentan ein wenig durcheinander.

Fast erleide ich einen kleinen Herzinfarkt, als Clay auf einmal zusammenzuckt. Ich hebe meinen Kopf und schaue besorgt in sein Gesicht. Er hat seine Augenbrauen ein wenig zusammengekniffen und schaut so aus als würde ihm etwas wehtun.

Sofort bin ich in Alarmbereitschaft. Ich stütze mich mit meinem Arm etwas weiter auf und versuche ihn leicht an der Schulter zu schütteln. Eigentlich will ich ihn nicht wecken, doch wenn er so aussieht, mache ich mir Sorgen.

Er wacht zwar nicht auf, doch etwas anderes passiert. Er spricht im Schlaf. Das macht er öfter, doch meistens ist es nur irgendetwas Zusammenhangloses.

"Es tut mir leid..."

Was tut ihm denn leid? Selbst in dem schwachen Licht vom Mond, welches durch unser Schlafzimmerfenster scheint, kann ich sehen, das seine Stirn in Falten liegt.

Vorsichtig hebe ich meine Hand und streiche mit meinen Fingern über sein Gesicht. Er scheint dies auch zu spüren, denn er folgt meiner Hand und streckt sich nach der Wärme meiner Hand.

"Es tut mir leid, George..."

Meine Hand stoppt in ihrer Bewegung. Ich erstarre in Sekundenschnelle. Was hat das denn zu bedeuten? Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter und mir wird plötzlich eiskalt. Dieses Gefühl, was ich gerade habe, gefällt mir ganz und gar nicht.

Wofür entschuldigt er sich? Was hat er zu verbergen? Warum redet er nicht mit mir darüber? All diese Fragen laufen immer schneller und schneller in meinem Kopf ab. Dieses ungute Gefühl nimmt zu.

"George..."

Diesmal klingt seine Stimme so schmerzverzerrt. Auch sein Gesicht hat sich verändert. Er sieht nun so aus, als ob er gleich anfängt zu weinen. Warum bringe ich ihn zum Weinen? Was habe ich denn falsch gemacht?

Ich überlege hin und her, ob ich ihn nun wecken soll und ob ich ihn zur Rede stelle. Doch dann wird mir die Entscheidung auch schon abgenommen, als eine einzelne Träne seine Wange herunterrollt.

"...weil ich dich verlassen muss..."

Danach bricht für mich eine Welt zusammen. 

ThunderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt