"Du fehlst mir.. immernoch.." Wie an jedem Tag stand der Blonde auf dem verlassenen Friedhof vor seinem Grab. Er legte den Bund roter Rosen zu Grabe, zündete zeitgleich eine Kerze an. "Alles Gute zum Hochzeitstag Liebling..", murmelte der Halbfinne vor sich, die Tränen rannen bereits in Bächen seine Wangen hinunter. Es war der 18. Oktober. Vor mehr als 7 Jahren hatten sich die beiden Männer das Ja- Wort gegeben, den Bund der Ehe vorfreudig entgegen geblickt. Jegliche Freunde, Familienmitglieder und Gäste waren erschienen, hatten diesen Abend und die Nacht unvergesslich gemacht. Sie hatten ausgiebig gefeiert. Keiner wusste, wie sie überhaupt ins Hotel gekommen waren und doch hatten sie es geschafft, sich eine unvergessliche Hochzeitsnacht und Morgen zu bescheren. Unermessliche Liebe, Begehren und Vertrauen lag in der Luft. Sie kannten sich etliche Jahre und trotzdessen waren sie immer wieder vom gegenüber überrascht, auf die unterschiedlichsten Arten. Es war ein Traum gewesen.
Samus Blick glitt über die eingravierten Bustaben und Zahlen im dunklen Mamor.
| Riku Juhani Rajamaa |
*04.11.1975 †03.11. 2015
Obwohl er mittlerweile die Schrift auswendig kannte, wurden die Tränen stärker und der Schmerz unerträglicher. Mittlerweile schrieb man das Jahr 2020 und der tödliche Unfall war fast 5 Jahre her. Der Halbfinnen schluchzte. Zu gut erinnerte er sich an den Todestag seines Mannes. Er selbst war auf der Arbeit, war eigentlich davon ausgegangen, dass sein Liebster zuhause auf ihn wartete. Als er nach Dienstende dort eintraf, war die Coach leer, seine Autoschlüssel nicht in der Schale. Sofort war ihm klar, irgendwas war geschehen. Als der Lockenkopf dann auch nicht an sein Handy ging, war er sich sicher. Trotzdessen hatte er sich beruhigt und sich weitesgehend erhofft, Riku bald in die Arme schließen zu können. Diese Hoffnung war dann nach dem Telefonat mit dem Krankenhaus und der Polizei erloschen. "Kommen Sie bitte ins Krankenhaus, Herr Haber." Zum Teufel, er wusste die komplette Konversation noch immer. Selbstverständlich war der Blonde bereits zeitnah im Krankenhaus, wo er nach kurzer Unterhaltung mit einem Arzt zusammenbrach. Stunden später fand er sich in irgendeinem Zimmer auf einer Behandlungsliege wieder. Hoffend, nur geträumt zu haben, kniff er sich gleich zweimal, jammerte auf. Ein Arzt erschien im Raum, der Arzt, der ihm vor keine Ahnung wie viele Stunden diese Mitteilung überbracht hatte. "Ist.. ist er wirklich tot?" "Jegliche Rettung kam zu spät." Der Halbfinne brach erneut bitterlich in Tränen aus. Die Polizei konnte ihm später die Auskunft erteilen, dass er eigentlich nur einem Geisterfahrer ausgewichen war, dadurch jedoch die Kontrolle verloren hatte und sich mehrfach überschlagen hatte. Für den Blonden brach eine Welt zusammen. Er versuchte, den Verlust mithilfe des Alkohols zu beseitigen, weinte viel, distanzierte sich von jeglichen anderen Menschen. Aus dem tapferen Manager Samu Haber, wurde ein Häufchen elend. Er wohnte über Jahre hinweg wieder bei seiner Mutter, die ihn halbwegs auffangen konnte. Die Einsicht, eine Therapie zu beginnen, kam erst fast 2 Jahre später, als Eve die Notbremse zog und ihn nach einem Alkoholrausch mit gleichzeitigen Drogenkonsum, in eine geschlossene Klinik brachte. Mithilfe von sehr viel Geduld und guten Personal, konnten sie Samus Vertrauen bekommen. Er stimmte Therapiesitzungen zu.Mittlerweile kam der Blonde einigermaßen klar. Er wusste, dass Riku für immer eingeschlafen war. Trotzdessen war sein Alltag anders. Er war täglich hier, war sogar oftmals an seiner Unfallstelle, die mit Blumen und einem Kreuz versehen worden war. Ja, er hatte es irgendwie bedingt geschafft, den Verlust zu verarbeiten und trotzdessen litt er. Er hatte kaum noch Kontakt zu ehemaligen Freunden. Die gemeinsame Wohnung, die er und Riku hatten, hatte er verkauft. Die ganzen Erinnerungen fraßen ihn auf. Zeitgleich hatte er einige wichtige Andenken mit in seine andere Wohnung genommen. Er hatte versucht, wieder zu arbeiten, sich einen normalen Tagesablauf anzueignen, scheiterte jedoch jedes Mal. Er hing noch sehr an Riku und zeitweise meinte er, ihn hören zu können. Des Öfteren war er in Träume präsent, als wären es reale Erfahrungen.
Mittlerweile fing es in Helsinki an zu regnen. Doch das Wetter war dem Blonden ziemlich egal, er blieb am Grab sitzen, weinte. Er versuchte immer der Starke zu sein, dabei wusste er genau, dass er dies nie wieder sein wird. Je stärker der Regen wurde, desto eisiger wurde der Wind. Als ihn von hinten jemand aufforderte, aufzustehen, brauchte er nicht hinzusehen, um zu wissen, wer dies war. Weinend fiel er Eve in die Arme. Seine Mutter war die einzigste Stütze geworden. Eve hatte gewusst, dass er bei ihm sein würde. Sie nahm den Blonden mit, brachte ihn heim. Zuhause bei Samu, tranken sie Tee und saßen wie schon so oft einfach nur schweigend vor dem Kamin und sahen dem Feuer zu. Konversationen gab es wenig, jedoch wusste Eve, dass sie einfach nur da sein musste. Sie musste ihn auffangen, wenn er wieder drohte zu fallen, ihn aufmuntern, wenn er in seinen Phasen feststeckte und nicht wieder raus kam. Es war schon fast wie eine Aufgabe für Eve geworden, sie machte es gerne, obwohl auch der Verlust ihres Schwiegersohnes sie stark getroffen hatte.
Als Samu gegen späten Abend den Weg hoch in sein Schlafzimmer ging, war er wie ausgelaugt, leer. Draußen regnete es immernoch. In seinem Schlafzimmer stand trotzdessen ein Ehebett, aufgeteilt auf ihn und Riku. Auf Rikus Nachtschrank stand ihr Hochzeitsfoto, auf seiner Bettseite lag ein großes Herz, alles natürlich total unbenutzt.
Auch wenn er wusste, er würde Riku hier in dieser Welt niemals wieder sehen, wusste er, er war immer bei ihm. Und er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er sich nicht freut, ihn irgendwann wieder in die Arme nehmen zu können.
DU LIEST GERADE
Short Storys
FanfictionIch werde hier meiner Fantasy absolut freien Lauf lassen. Ihr könnt hier verschiedene kleine Kurzgeschichten über Sunrise Avenue oder/und auch Siku lesen. 🇫🇮 Achtung, heiß kann es werden 😉🔥 Für regelmäßigen Nachschub, kann ich nicht garantieren.