Fairytale gone bad (Sunrise Avenue)

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Sunrise Avenue ? Wer ist das bitte ? Ja, es war lange her, dass die Band jemals bekannt war. Auch die Mitglieder waren mittlerweile nicht mehr bekannt, sondern regelrecht nur noch normale Menschen. Heutzutage kannte niemand mehr diese Art von Musik, beziehungsweise diese Band und ihre Musik, nichtmal mehr in Deutschland. Sie hatten sich auseinander gelebt, konnten keine gleichen Fäden mehr miteinander ziehen und hatten somit entschieden, sich zu trennen. Auch wenn es erst sehr zum Leid der Fans gewesen war, hatten sie es akzeptieren können. Was die anderen machten, wussten sie untereinander zwar, aber auch darüber unterhalten, hatten sie sich nie. Samu hatte sich gemeinsam mit Riku abgesetzt, waren mittlerweile ein Paar, hatten sogar geheiratet und ein Haus gebaut, alles abseits von Finnland. Sami war nun erfolgreich als Solokünstler, Raul hatte sich eine große Firma gekauft, war Produzent. Osmo war früh von allen gegangen, hatte bei einem schweren Verkehrsunfall mit seinem Leben bezahlt. Bei der Beerdigung hatten sie sich alle das letzte mal gesehen. Und Mikko lebte nun in Berlin, war im Büro bei Universal, nebenbei immernoch Manager. Die Crew hatte einer anderen Band sich angesiedelt.

Samu und Riku waren glücklich, genossen ihr Leben in Sydney, hatten ein echt schönes Haus für sich alleine. Und tatsächlich hatten sie sogar einen Jungen adoptiert, waren also Eltern, ein Traum den Samu sich schon erfüllen wollte, auch wenn er lieber ein leibliches Kind gehabt hätte. Kontakt zu den anderen bestand so gut wie gar nicht mehr, lediglich nur, wenn es über Facebook etwas neues gab. Riku war teilweise immernoch mit der Musik beschäftigt, hatte aber einen Beruf als Gitarrentechniker in einem der bekanntesten Läden für Gitarren erhalten. Samu hatte die Aufgabe als Hausmann sich um Noan, den Sohn der beiden zu kümmern. Anderweitig war er als Kellner beschäftigt, einen Job welchen er nie haben wollte.

Ja, sie genossen alle ihr eigenes Leben, auch wenn sie oftmals ihre Zeit gemeinsam vermissten, doch das Schicksal wollte ihnen keine nächste Chance geben.
Mittlerweile war es jetzt fast 5 Jahre her, dass sie sich aufgelöst hatten, 4 Jahre her, dass die beiden Finnen sich abgesetzt hatten und ein anderes Leben gestartet hatten, ohne das die anderen davon Bescheid wussten.

Am Abend klingelte Samu's Handy. Angezeigt wurde eine Nachricht ihres ehemaligen Managers mit einer Einladung. >Hey Samu. Ich hoffe, ich habe noch die richtige Nummer behalten. Wir wollen uns zum Bandtreffen verabreden, wollen wissen was aus allen geworden ist. Vielleicht hast du Zeit. Mikko< Der Blonde seufzte, wusste nichtmal mehr, dass er noch die selbe Handynummer hatte, wie vor 5 Jahren. Nein, er wollte die Jungs alle nicht wieder sehen, es war sowieso alles anders geworden und es würde niemals wieder so werden wie es gewesen war. Er setzte Riku davon in Kenntnis, diskutierte lange mit seinem Ehemann darüber, der eigentlich Interesse hatte, die anderen wieder zu sehen. Doch der Jüngere hatte Angst, Angst vor den anderen Reaktionen, wenn sie erfahren, dass sie verheiratet sind, glücklich sind und sogar Eltern sind. Sie hatten noch Zeit sich zu entscheiden, war das Treffen eh erst kurz vor Weihnachten geplant. Theoretisch könnten die beiden Finnen, wenn sie das Treffen wahrnehmen würden, ihre Familien in Finnland wieder besuchen. Ja, das waren die einzigen Personen, zu denen noch Kontakt bestand. Samu's Mutter war unglaublich Stolz auf Samu, auch wenn es einige Zeit gedauert hatte, bis sie sich damit abgefunden hatte, dass ihr ältester Sohn ausgewandert war. Aber sie freute sich sehr für Samu, dass er nun einen Partner an seiner Seite hatte und sogar einen Enkel seinerseits hatte. Riku's Eltern konnten sich immernoch nicht damit anfreunden, dass ihr Sohn schwul und verheiratet ist und das noch mit seinem ehemaligen besten Freund.

Es war zwei Wochenenden kurz vor Weihnachten. Samu und Riku hatten sich doch geeinigt, nach Finnland zu fliegen, ihre Familien wirklich zu besuchen und vielleicht auch das Treffen wahrzunehmen.Geantwortet hatten sie Mikko darauf nicht, obwohl er ihnen sogar die Adressen geschickt hatte. Nein, sie wollten die anderen wenn dann überraschen, ihnen allen Wind aus den Segeln nehmen.
Die drei flogen gemeinsam Richtung Finnland, landedeten knapp 30 Stunden und 3 Zwischenstopps später in ihrer alten Heimat. Für Noan war es absolut anstrengend, doch er wollte unbedingt das Land seiner Eltern kennen lernen und außerdem wollten die beiden Finnen ihn nicht bei Freunden lassen, nicht über Weihnachten.
Am Flughafen wurden sie, nachdem sie ihre Koffer hatten, von Samu's Mom abgeholt. Sie hatte ihnen angeboten, bei ihr unterzukommen. Sie hatte vor 2 Jahren alles umbauen lassen, oben eine komplette Etage ausgebaut, vermietete sie tatsächlich immer, da sie separate Eingänge hatten. Die beiden Finnen bedankten sich, bezogen oben ihre kleine eigene Etage. Sie hatten etwas Freizeit, Noan war bei Oma, weshalb die beiden Finnen gleich erstmal ihre Zeit für Zuneigung und Liebe nutzten.

Nachdem die beiden Noan alles gezeigt hatten, zumindest erstmal alles wichtige, machten sie sich fertig. Duschten sich, stylten sich etwas ihre Haare, machten sich frisch für das Treffen. Ja, sie waren beide absolut nervös, einer mehr als der andere, aber sie hatten sich entschieden, das Treffen wahrzunehmen. Eve hatte sich bereit erklärt, sich um den kleinen zu kümmern. Sie verabschiedeten sich, stiegen ins Auto, fuhren zu der vereinbarten Adresse. Ihr Treffpunkt war am Hafen, sie wollten zusammen essen gehen auf Suomenlinna, sich erneut besser kennen lernen. Sie stellten das Auto ab, stiegen aus, umarmten sich noch einmal, gaben sich einen echt zärtlichen Kuss, bevor sie ihre Hände ineinander verschlossen und Richtung Fähre langsam schlenderten. Ja, sie vermissten die alte Zeit hier, aber sie liebten ihre neues zu Hause.
Je näher sie dem Ableger der Fähre kamen, desto schärfer konnten sie erkennen, dass die ersten da waren. Mikko stand dort, hatte sich doch noch echt verändern. Ihn prägten mittlerweile blonde, immernoch gestylte Haare. Mittlerweile war er trainierter, aber dennoch wirkte er vertraut, bekannt. Raul stand bei ihm, hatte sich auch verändert, wirkte sehr geschäftlich, telefonierte grade, beziehungsweise ließ sein Handy grade in die Tasche verschwinden. Raul kassierte einen Rippenstoß, sah auf, in die Richtung, wo die beiden Finnen her kamen. Mikko hatte Samu und Riku gesehen, erkannt und war überrascht. Die beiden Finnen kamen glücklich auf die anderen zu, hatten ihre Hände ineinander verschränkt, unterhielten sich leise.
Sie schlossen auf, schauten die anderen an, keiner wagte ein Wort. "Wie?" Raul deutete auf die beiden Hände, ihre Ringe an der Hand.
"Schöne Begrüßung. Erklären wir euch später." Damit ließen sie das Thema sein, warteten auf Sami, bis sie zusammen auf die Fähre stiegen und auf die kleine Festungsinsel fuhren.
Sie betraten dort das kleine Restaurant, bestellten ihr Essen und Getränke. Riku hatte neben seinem Lieblingsmenschen Platz genommen, küsste ihn immer mal wieder liebevoll, ihm war es alles egal. "So nun aber eure Geschichte." Mikko war der erste, der die Sprache ergriff, sprach aber doch allen aus der Seele. Riku griff nach der Hand seines Blonden, fing an zu erzählen. Erzählte die gesamte Geschichte, wie sie sich verliebt haben, ausgewandert sind, zusammen ein Haus besitzen, verheiratet sind und einen Sohn adoptiert haben. Ja, es war für die anderen neu, überraschend und sie konnten sich mit der Situation nicht wirklich anfreunden, doch sagen wollte keiner was. Mikko fand es in Ordnung, hatte er nichts gegen Homosexuelle. Sami hingegen wirkte dennoch abwehrend, als wären sie Leute zweiter Klasse, als hätten sie wichtige Teile in ihrem Leben verpasst. Für ihn gab es nichts schöneres, als eine Frau an seiner Seite zu haben und vom weiblichen Geschlecht geliebt zu werden. Raul hingegen war anders. Er löcherte die beiden, wollte wissen, wieso grade das gleiche Geschlecht. Den beiden Finnen war es nicht peinlich, nein, sie standen zu ihrer gemeinsamen Liebe und je mehr sie erzählten, desto hellhöriger wurde der ehemalige Bassist und desto neugieriger Mikko. Natürlich blieben ihnen einige intime Fragen nicht aus, doch beide waren so fix und wichen gekonnt mit Umschreibungen aus. Sami war geflüchtet, fand es irgendwie widerlich, wollte nicht genau Bescheid wissen. Dem Lockenkopf und dem Blonden tat es einerseits weh, weil sie sich mehr Loyalität gewünscht hätten, doch andererseits liebten sie sich zu sehr, um sich von sowas aufregen zu lassen.

Sie verbrachten den Abend zusammen, aßen gemeinsam, tranken ihren Wein, wühlten in ihren alten Erinnerungen rum. Der Abend zog sich, fast alle respektieren die beiden Finnen und ihre Liebe zueinander. Am Abend beschlossen sie wieder aufzubrechen, Richtung Festland.

Sie verabschiedeten sich von allen, verblieben dabei, dass sie den Kontakt weiter pflegen wollten. Und auch die anderen Finnen waren sich jetzt schon im klaren, dass Riku und Samu zusammen gehörten.
Ja, sie beschlossen ihr Band der Freundschaft erneut zu knüpfen.

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