Carry me away (Siku)

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Es klopfte einmal. Es klopfte ein weiteres Mal. Brummend und sehr verschlafen klettert Samu aus dem Bett und stapfte nur in Boxershorts zur Tür. Eigentlich wusste niemand, dass er bereits gestern aus Deutschland zurück gekehrt war. Auf dem Weg zur Tür knipste er kurz die kleine Lampe auf dem Flur an, die wenigstens etwas Licht spendete und öffnete. Davor stand ein ziemlich verheulter und durchgefrorener Lockenkopf, der grade im Begriff war, wieder zu gehen.
"Riku?" Der Angesprochene drehte sich zu Samu um und der Blonde erschrak. Aus Rikus Nase musste Blut kommen, denn seine Hände die er schützend davor hielt waren knallrot. "Fuck, komm rein." Der Blonde zog den Älteren in sein Appartment, half ihm wenigstens kurz bei Schuhe und Jacke, zog ihn darauf hin mit ins obenliegende Badezimmer. "Setz dich dahin Kleiner." Während Riku sich setze, kramte Samu in seinem Verbandskasten an der Wand nach etwas brauchbaren. Vorerst machte er einen Waschlappen mit kalten Wasser nass und platzierte diesem im Nacken des Lockenkopfes. Zusätzlich reichte er ihm ein Tuch für seine Nase. Anschließend hockte er sich vor ihm und wusch ihm nacheinander das Blut von den Händen. Im Kopf des Blonden rasten die Gedanken nur so umher und er wurde wütend. Niemand würde seinem Riku etwas antun, gar niemand. Er würde denjenigen finden und ihn dafür büßen lassen, das war klar.
Nachdem das Nasenbluten von Riku nachgelassen hatte und er die gröbsten Blutflecken vorsichtig entfernen durfte, begutachtete er den Lockenkopf. Er war kein Arzt, aber seine Nase wirkte gebrochen. Zusätzlich hatte er eine aufgeplatzte,  jedoch bereits getrocknete Lippe und ein blaues Auge. "Rick. Herr Gott, was ist mit dir passiert?" Doch der Lockenkopf schüttelte nur bedacht den Kopf, den er sich hielt. "Kopfschmerzen?" Ein zustimmendes Brummen folgte. "Wir müssen zum Arzt bzw ins Krankenhaus. Ich habe zwar nicht Medizin studiert, jedoch sieht deine Nase nicht gesund aus." Kurz musste Riku lächeln. Er wusste, wieso er versucht hatte, Samu zu Hause zu erreichen, auch wenn das auf gut Glück passiert war. Gemeinsam ließ Riku sich von Samu zu dem schwarzen Bemu stützen, hatte er auch erhebliche Magenschmerzen und konnte kaum aufrecht gehen. Samu hatte sich in Windeseile umgezogen, sein Hab und Gut geschnappt und sprintete zurück zum Auto. Er ließ seinen Bemu an und machte sich mit Riku auf den Beifahrersitz ins nächstgelegene Krankenhaus. Der Lockenkopf zitterte, woraufhin Samu sich die eine Hand schnappte und liebevoll drüber strich. In manchen Situationen waren sie einfach mehr als beste Freunde. Sehr zum Glück der beiden waren die Straßen nachts leer und sie waren innerhalb von 10 Minuten am Krankenhaus angekommen. Samu stieg aus, lief ums Auto herum und nahm dort den bereits Ausgestiegenden in seine Arme. Er drückte ihm einen Kuss ins Haar. Gott, er hatte ihn vermisst. Die 3 Wochen ohne ihn waren eine ziemliche Qual. "Du hast mir gefehlt", hörte er den Lockenkopf gegen seine Brust flüstern und unwillkürlich musste der Blonde lächeln. Er hatte sich vor einigen Jahren schon Hals über Kopf in ihn verschossen, es ihm gegenüber auch geäußert, doch Riku war noch nicht soweit. Er hatte eine harte Trennung hinter sich, aber er brauchte die Nähe seines Blonden. "Und du mir", flüsterte der Blonde zurück und hauchte ihm einen Kuss auf seine kalte, rote Wange. Er legte den Arm um den Lockenkopf und stütze ihn. Bereits am Empfang wurde ihnen ein Rollstuhl zugeschoben, wo Riku sich gleich niederließ, jedoch verkrampfte aufgrund seiner Magenschmerzen. Samu schob den Rollstuhl bereits in ein Zimmer in der Notfallaufnahme, während eine der Schwestern sofort einen Arzt kontaktierte. Gerade als er Riku auf die Liege geholfen hatte, betrat Dr. Lökainen den Raum. Sie kannten ihn beide zu gut. Er hatte eine eigene Praxis gehabt, war jedoch später ins städtische Krankenhaus gewechselt. Er begrüßte die beiden kurz, holte sich seinen Stuhl und setze sich zu Riku an die Liege. "Riku. Was ist geschehen?" Sie dutzten sich, seitdem sie sich besser kannten. "Ich..ich wurde zusammengeschlagen." Der Arzt brummte, während Samu sich ans Fußende stellte. "Er stand vor meiner Tür. Zittern, weinend und blutüberströmt. Er hatte starkes Nasenbluten." Dr. Lökainen begutachtete Rikus Nase. "Ich schicke dich damit zum Röntgen. Tut dir sonst noch was weh?" "Mein.. B. auch. und Kopf." "Darf ich ihn mir ansehen?" Riku gab seine Zustimmung und   Dr. Lökainen schob Rikus Pullover soweit hoch, dass er seinen Bauch ansehen konnte. Ein ziemlich großer Bluterguss, den Samu so noch nie gesehen hatte, kam zum Vorschein. "Gott, dich hat es ja volle Kanne erwischt. Ich schicke dich sowohl zum Notfall-CT für Kopf und Bauchraum." Nachdem der Arzt sich das blaue Auge von Riku angesehen hatte, jedoch größere Verletzungen ausschließen konnte, erhob er sich, telefonierte kurz mit irgendwelchen Fachärzte. Gesagt, getan. Zwei Schwestern kamen und nahmen Riku samt Liege mit, während Samu einfach dort stand und nicht wusste wohin mit sich. Er hatte Angst, höllische Angst. "Samu." Als er sich drehte, kam Dr. Lökainen auf ihn zu. "Beruhig dich. Setz dich hier hin und warte. Ich weiß, es ist schwerer gesagt als getan, aber wenn du jetzt hier durchdrehst, hilfst du uns nicht und Riku schonmal gar nicht. Er braucht dich jetzt." Samu wusste, dass er Recht hatte. Also setze er sich in den Wartebereich der Notaufnahme und wartete. Sekunden, Minuten vergingen quälend langsam. Krampfhaft versuchte er heraus zu finden, wer für diesen Schaden verantwortlich sein könnte.
Nach knapp 1 1/2 Stunden kam eine der Schwester auf den Blonden zu und bittet ihn, das Büro des Arztes aufzusuchen. Nein, kein gutes Zeichen. Samu lief den Korridor entlang, klopfte an die Bürotür und tratt auf den Befehl ein. "Nehm Platz Samu." Bedacht tratt er näher, namm gegenüber des Arztes Platz. "Was geschieht hier und wo ist Riku?" "Keine Sorge. Seine Befunde im CT sind alle negativ. Im Bauchraum hat er keine inneren Verletzungen und seine Kopfschmerzen resultieren aus seiner leichten Gehirnerschütterung. Er ist im Op und bekommt lediglich nur die Nase gerichtet." Samu fährt sich erleichtert durch die blonden Haare. "Er ist im Aufwachraum und sobald er wach ist, kommt er auf Stadion. Er bleibt dann eine Nacht zur Vorsorge und darf morgen wieder gehen." "Kann ich zu ihm?" "Sobald er wach ist. Ich sag dir Bescheid." Samu nickt, erhebt sich und verlässt das Büro, schnurstracks Richtung Ausgang. Auch wenn er mit Stolz aufgehört hat zu rauchen, aktuell brauchte er eine.
Nachdem nach 2 Stunden endlich eine Krankenschwester Samu Bescheid gab, Riku sei endlich aufgewacht, machte dieser sich sofort auf den Weg. Samu klopfte ans Zimmer, woraufhin ein leises "Herein" ertönte. Samu betratt das Zimmer, schloss leise die Tür hinter sich und lief zum Bett. Riku lag dort, hatte irgendein Pflaster auf der Nase kleben und wirkte noch recht müde, wahrscheinlich von der Narkose. Samu drückte ihm einen kurzen Kuss auf seine Lippen, die der Lockenkopf leicht erwiderte. "Wie geht's dir?" "Müde und Kopfschmerzen." Gerade als der Blonde etwas erwähnen wollte, klopfte es erneut an die Tür und Dr. Lökainen betrat den Raum. "Hey Samu. Hey Riku, wie geht's dir?" Auch dem Arzt schilderte Riku seine Beschwerden. "Das kommt von deiner Gehirnerschütterung. Mach dir keine Sorgen. Wir geben dir ein bisschen Schmerzmittel und dann bleibst du die Nacht hier und kannst morgen wieder nach Hause. Deine Nase wurde gerichtet und das Tape bleibt jetzt gut 2 Wochen drauf. In einer Woche kommst du wieder und bekommst die Tamponage aus der Nase. Alles weitere schauen wir, wenn du zur Kontrolle zurück kommst." Riku nickte, während er bedingt Samus Hand streichelte. "Und du solltest vielleicht zur Polizei gehen Riku." Nachdem Dr. Lökainen noch einmal alles abcheckte und Riku an die Infusion anschloss, verließ er den Raum und die beiden blieben alleine.
Samu blieb den Rest des Tages bei Riku, viel sprachen taten sie zwar, jedoch nicht über die Situation, was Riku passiert war. Gegen Abend  als Samu sein Zimmer verließ, schlief Riku bereits tief und fest. Er war müde, kaputt. Zu Hause machte Samu sich bettfertig, jedoch wollten seine Gedanken in keinster Weise zur Ruhe kommen. Es machte ihm Sorgen, zumal hatte er Angst um Riku.
Samu lag noch bis spät in die Nacht wach und machte sich starke Gedanken. Erst zur späteren Stunde schaffte er es, einzuschlafen. Am früheren Morgen wurde Samu durch Sonnenstrahlen geweckt. Schnell sprang er in die Dusche und machte sich fertig. Er schnappte sich erneut sein Hab und Gut und machte sich auf den Weg zurück ins Krankenhaus. Riku war bereits wach, als Samu das Zimmer betrat. Die beiden begrüssten sich kurz und fragten nach dem Wohlbefinden. "Kleiner, Rück mit der Sprache raus. Wer hat dir das angetan?" Der Kleinere wich den Blicken von Samu aus, obwohl er wusste, er hatte keine Chancen. Seufzend drehte er den Kopf in seine Richtung, als Samu ihm die Hand an die Wange legte und den Kopf bedächtig zu sich drehen wollte. "Okay. Es war dein Ex. Du hast wohl viel von mir erzählt und er hat rausgefunden, in wie weit ich unterwegs bin und zumal hat er wohl geahnt, dass zwischen uns bedingt irgendwas laufen würde." "Mo..Moment mal. Es war Aarto?" Der Dunkelhaarige nickte. Samu hatte mit vielen gerechnet, aber nicht mit ihm. Klar, waren die beiden nicht im guten auseinander gegangen, aber dass er zu solchen Maßnahmen greifen würde, hätte er niemals gedacht. "Du zeigst ihn an." Riku nickte, streichelte sanft über den Handrücken des Jüngeren. Samu war schockiert.
Nachdem Dr. Lökainen noch einmal nach dem Rechten geschaut hatte und die bereits unterschriebenen Entlassungpapiere aushändigte, schickte er nochmal eine Schwester zurück, um ein Rezept für Schmerzmittel auszustellen. Als dieses dann ebenfalls vorlag, verabschiedete er sich von beiden. Seufzend ließ sich Riku noch von Samu stützen, war er aufgrund des Schmerzmittels etwas schwächer als üblich. Nachdem Riku im Auto war, stieg auch Samu ein und lenkte den Wagen vom Parkplatz in Richtung Polizeipräsidium. Dort angekommen, stiegen sie aus und betraten Arm im Arm das Gebäude. Sofort wurden sie freundlich begrüßt und nach kurzer Anliegendserklärung in einen freien Raum gebracht. Es dauerte nicht lange, bis ein Polizist zur Aufnahme der Anzeige kam. Nachdem auch Samu kurz befragt wurde, in welchem Zusammenhang er zu dieser Situation stand, war die Anzeige verschriftlicht. "Sie erhalten Post von uns. Einen schönen Tag." Der jüngere Mann gab beiden die Hand und verließ den Raum, dicht gefolgt von Samu und Riku, die zum Bemu liefen. Nicht nur Riku fühlte sich erleichtert, auch Samu war ein großer Stein vom Herzen gefallen. Als sie beiden den Heimweg gut gemeistert hatten und in Samus Appartment wieder angekommen waren, zauberte der Blonde eine Kleinigkeit zu essen. Nachdem beide wenigstens etwas gegessen hatten, legten sie sich ins Bett. Sowohl Samu als auch Riku waren sich sicher, dass aus ihnen in weiterer Zukunft ein Paar werden würde.

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