Teil 1

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„Aufstehen, du Schlafmütze, du musst zur Schule" höre ich meine Mutter sagen. Sie kann schon nerven, trotzdem habe ich sie lieb. Also muss ich wohl oder übel aufstehen. Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen, ich habe nur an ihn gedacht. Er, das ist Pinguin, jedenfalls nenne ich ihn immer so, ein Kumpel, den ich am Wochenende endlich das erste mal treffe. Ich gucke auf die Uhr, nur um fest zu stellen, dass es schon viertel vor acht ist. „Scheiße, Scheiße, Scheiße, ich komme zu spät zur Schule!" fluche ich und sprinte umgezogen zu meinem Fahrrad. Die ganze Fahrt über denke ich nach. Wieso raubt er mir auch den letzten Gedanken? Ich kann mich nicht mal mehr auf die bevorstehende Englischarbeit konzentrieren. Vor dem Haupteingang der Schule treffe ich auf Chiara und Kim, zwei Freundinnen mit denen ich immer in den Pausen rumhänge und rede. „Los, wir müssen jetzt in die Klasse, sonst gibt es richtig Ärger. Wieso bist du heute eigentlich schon wieder so spät?" fragt Kim mich, während wir die Treppe hoch gehen. Sollte ich mit ihr reden? Sollte ich sie fragen, was es bedeuten könnte, dass ich mich auf nichts mehr konzentrieren kann und immer nur an Pinguin denken kann... mit ihr kann ich offen darüber reden. „Good morning class" begrüßt uns unsere Englisch Lehrerin und verteilt die Klassenarbeiten. So Alex, konzentrier dich auf die Arbeit, alles Andere ist jetzt nicht wichtig. „Ding Dong Ding" holt mich die Klingel zurück, ab in die Pause, ich muss mit Kim reden.

Auf dem Schulhof

Kim:"Was ist los? Du wirkst schon seit letzter Woche komisch. Bedrückt dich irgend etwas?"
Alex:"Ja.. nein, ich habe ein Problem..."
Chiara:"Was ist denn?"
Alex:"Ihr wisst ja, dass am Wochenende Pinguin zu Besuch kommt ne?"
Chiara & Kim:"Ja, was ist mit ihm?"
Alex:"Naja... wie soll ich sagen? Ich... ich weiß es doch selber nicht. Seit Tagen kann ich nur noch an ihn denken, die letzte Nacht konnte ich gerade mal eine Stunde schlafen. Was ist das? Liebe ich ihn? Das kann doch garnicht sein..."
Kim:"Hey, Stress dich nicht, ist doch egal und wenn du ihn liebst, ist das auch ok. Du kannst immer mit uns reden, egal was du hast."
Chiara:"Ja, das stimmt, ist doch ok."
Alex:"Ich weiß, trotzdem wie sollte ich es ihm sagen? Ich meine, wir haben uns noch nie in echt gesehen."
„Erzähl es ihm so, wie ich mich bei dir geoutet habe." beendet Kim lachend das Gespräch.
Der Rest des Schultages verläuft normal und zuhause angekommen schmeiße ich mich direkt ins Bett, weil Pinguin geschrieben hat. Er fragt, ob er früher kommen könne, weil er am Freitag Schulfrei habe. Ohne zu zögern und zweifeln antworte ich, dass er auf jeden Fall früher kommen könne. Erst eine halbe Stunde später verstehe ich, was ich da geschrieben habe. Scheiße, so habe ich doch noch weniger Zeit, er kommt schon übermorgen.

Freitag

Morgens weckt mich mein Wecker früh und ich kann wieder nur an ihn denken.

Am Nachmittag

Ich gehe zum Bahnhof um Pinguin zu begrüßen, dieser kommt mir strahlend entgegen. Ich gucke ihn fragend an und begrüße ihn:"Hey, wieso grinst du so dämlich?" „Hey, ich muss dir unbedingt was sagen..." innerlich bin ich am ausrasten, aus der Hoffnung, dass er mich auch mag. „Was denn?" frage ich aufgeregt. „Ich... ich bin seit zwei Wochen mit Mayla zusammen, ich wollte es dir persönlich sagen." sagt er schüchtern. Enttäuscht sehe ich zu Boden und sage kleinlaut:"Schön... las uns nach Hause gehen, es wird kalt hier." und wir gehen nach Hause. Zu Hause angekommen, gehen wir in mein Zimmer und reden über Mayla. Er ist gerade mal eine Stunde da und innerlich bin ich schon am heulen. Ich muss mit Chiara und Kim reden, schnell. Da ergibt sich der perfekte Moment, Pinguin geht auf Klo und ich greife nach meinem Handy um den beiden zu schreiben.
Alex:"Es gibt ein Problem..."
Chiara:"was ist passiert? Hast du es ihm erzählt und er hasst dich jetzt?"
Alex:"nein, er ist seit zwei Wochen mit Mayla zusammen"
Kim:"oh scheiße, das ist echt mies."
Alex:"muss aufhören zu schreiben, er kommt wieder ins Zimmer"
Chiara & Kim:"Tschiau, viel Glück"
Wir setzen uns schlussendlich an den Computer, weil wir Minecraft spielen wollen. Zuerst spiele ich und Pinguin sitzt hinter mir und schreibt mit Mayla. Mayla schickt eine Sprachnachricht, die ich glücklicherweise mithören kann. „Hey Pinguin, wie gehts wie steht's und noch viel wichtiger, wie läuft es mit Alex?" höre ich es von Pinguins Handy. Wie, wie läuft es mit Alex? Durch diese Nachricht tummeln sich mehr und mehr Fragen in meinem Kopf herum. Das hört sich so an, als würde sie hoffen, dass wir beide was starten, aber sie ist doch schon mit Pinguin zusammen. Klar würde ich mich freuen, wenn das alles nur ein schlechter Scherz wäre und sie nicht zusammen wären. Es war echt scheiße von den beiden, dass sie mir nichts gesagt haben, ich meine wir sind doch Freunde. Ja, einerseits bin ich verletzt, aber auf der anderen Seite, freue ich mich auch für sie, ich weiß doch auch nicht, was ich darüber denken soll. „So, du bist mit spielen dran, ich habe verloren." sage ich enttäuscht und stehe auf, um mich hinter ihn zu setzen und mit Kim und Chiara zu schreiben.
Alex:"Ich bin verwirrt... Pinguin hat die ganze Zeit mit Mayla geschrieben und eine ihrer Nachrichten war eine Sprach Memo in der sie fragte, wie es mit mir laufe... Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die beiden garnicht zusammen sind. KA, wieso"
Chiara:"ok"
Kim:"Das ist das einzige, was du dazu sagst Chiara? Ich weiß nicht, was das bei Mayla und Pinguin ist, aber merkwürdig hört sich das schon an. Mach dir am besten nicht zu viele Gedanken darüber und lass es cool angehen."
Der Rest des Wochenendes war eigentlich ganz entspannt, wir habe Filme geguckt und Videospiele gespielt, nichts besonderes halt. Doch... da war eine Sache am Sonntag, bevor ich ihn zum Bahnhof gebracht habe. Er setzte sich auf mein Bett und sagte etwas wie:"ich muss mit dir reden, Mayla und ich... wir sind nicht zusammen." Er guckte mich nicht an, als er das sagte, ich war und bin ein wenig enttäuscht, dass er mich angelogen hatte. „Ihr seid nicht zusammen? Wieso nicht? Wieso, sagst du es dann?" fragte ich ihn ungläubig und setzte mich zu ihm aufs Bett. Er drehte sich zu mir und nuschelte leise und kaum hörbar:"ich... ich... ich bin schwul, ich hatte Angst dass du mich hasst, wenn ich es dir sage..." Ich war glücklich und enttäuscht, dass er so über mich dachte zu gleich und antwortete:"Wieso sollte ich dich hassen? Ist doch ok, du kannst immer mit mir reden. Danke, dass du mir das gesagt hast, dafür braucht man Mut." „Woher weißt du das? Danke, dass du für mich da bist." sagte er erleichtert. „Naja, eine Freundin aus der Schule hat sich letztes Jahr bei mir geoutet und seitdem reden wir manchmal darüber, so bekomme ich ein paar Sachen mit und kann sie immer fragen, wenn mich etwas zu dem Thema interessiert." „Wen meinst du? Kenne ich sie? Darf ich fragen als was sie sich geoutet hat und wie?" fragte er mich zögernd. „Ich habe von Kim gesprochen, du kennst sie nicht. Wir haben im Unterricht über Verhütung gesprochen und als unsere Lehrerin raus gegangen ist hat sie eigentlich zu einer anderen Freundin gesagt, Asexualität sei die beste Verhütung und dabei auf dich gezeigt. Ich saß nur da und habe sie gefragt was das bedeutet und ob sie es ist. Worauf hin sie mit ja antwortete und es mir erklärte." Er antwortete nur noch knapp:"So kann man sich auch outen" Ich guckte auf die Uhr und stand auf:"Aufstehen, wir müssen los, sonst verpasst du noch den Zug".
Jetzt ist er weg und ich bin wieder alleine in meinem Zimmer. Morgen muss ich Kim und Chiara erst mal erzählen, was passiert war.

In der Schule

In der Schule treffe ich zu erst Chiara und erzähle ihr alles. Nach 10 Minuten kommt Kim auch dazu und ich erzähle ihr auch noch mal alles. Immer noch kann ich nur an ihn denken und wir können uns auch leider erst in einem halben Jahr wieder sehen, bis dahin können wir nur schreiben. Jeden Tag schreiben wir, tauschen uns aus, was es neues gibt und manchmal telefonieren auch manchmal. Ich habe viel Zeit nachzudenken, zum Beispiel was das für Gefühle für ihn sind bin ich Bi, Pan oder doch Schwul? Beim nächsten Mal werde ich Pinguin besuchen und es ihm sagen... sagen dass ich ihn liebe... ich hoffe er will mir dadurch nicht aus dem Weg gehen.

Zeitsprung morgen fahre ich zu Pinguin

Morgen sehe ich ihn endlich wieder, ich freue mich sehr darauf. Mit Chiara und Kim habe ich abgesprochen, dass ich sie auf dem laufenden halte.

Der nächste Tag

Heute fahre ich zu Pinguin, endlich sehen wir uns wieder. Während der Zugfahrt höre ich Musik und schreibe mit ihm. Dieses Mal bin ich sogar eine ganze Woche bei ihm. Am Ende der Woche setze ich mich auf die Kante von seinem Bett und fange leise an zu reden:"Hey, ich muss dir was sagen..."
Pinguin:„Was denn, alles ok?"
Alex:„Ich... ich bin Pan"
Pinguin:„Na und? Ist doch gut"
Alex:„Aber da ist noch was... ich weiß nicht wie ich es sagen soll..."
Pinguin:„Sag es einfach, ich werde dich schon nicht hassen."
„Ich... ich.. ich liebe dich" sage ich beschämt.
„Ich dich auch..." sagt er kleinlaut und guckt mir tief in die Augen. Sie sind wunderschön.
Alex:„Nein, ich meine nicht freundschaftlich. Ich meine wirklich."
Pinguin:„Ja, ich weiß, ich meine das auch ernst"
Ich gucken ihn mit großen Augen an „W... Wirklich?" Er antwortet nur noch mit einem kurzen Nicken und zieht mich an sich. „Willst du mit mir zusammen sein?" fragt er mich auf einmal und ich nicke nur noch und küsse ihn.

Alex x PinguinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt