Dramione OneShots

1.1

,,Was heisst das, du konntest nicht?!"

Genervt stelle ich das abgetrocknete Glas in den Schrank und greife zu dem nächsten Geschirr. Wie es aussieht, wird es nicht das einzige sein, das noch folgen wird. Türme von abgewaschenen Tellern, blitzsauberen Gläsern, ein paar Pfannen und Kochlöffeln warten darauf, verstaut zu werden.

Während ich mit dem Geschirrtuch an dem Suppenteller in meiner Hand hantiere, rede ich mit lauter Stimme weiter.

,,Ich war die ganze Zeit fort und du hattest deine Ruhe. Da hättest du auch mal Ordnung halten können, zumindest per Zauberstab!"

Aus dem Wohnzimmer kommt immer noch keine Antwort, nur irgendwas raschelt.

Typisch.

Inzwischen ziemlich verärgert, stürme ich mit dem Geschirrtuch und dem Suppenteller in das abgedunkekte Wohnzimmer. Die einzige Lichtquelle ist der Fernseher, in dem ein Fussballmatch läuft.

Ron sitzt auf einem Sessel, die Füsse auf der Fernsehkommode vor ihm.
In der linken Hand hält er eine Flasche. Auf dem Teppich und rundherum im Zimmer liegt allerhand Abfall, leere Tüten, Packungen und Flaschen.

Sein Blick hängt am Bildschirm, seine Augen sind glasig. Er könnte sich wiedermal rasieren, die Haare sehen fettig aus und bekleidet ist er nur in einer Jogginghose und einem durchlöcherten T-Shirt.

Alles in allem sieht er sehr ungepflegt aus. Wer weiss, wann er das letzte mal Körperhygiene angewendet hat.

Seit ich ihm die Wunder des Fernsehers erklärt habe, glotzt er nun noch auf die Mattscheibe und frisst FastFood. Was ich in Hogwarts noch als appetitlich empfunden habe, hat sich als Fressen herausgestellt. Das habe ich aber, wie gesagt, erst gemerkt, als wir vor ein paar Monaten zusammen in die Wohnung eingezogen sind.
Es war vielleicht ein kurzfristiger Entschuss, vorallem weil wir noch unerfahren sind.
Ich habe angenommen, dass auch Ron, der faule, fressende Ron einen Haushalt zusammenhält, sei es mit dem Zauberstab oder ohne.

Mein naives Herz hat geglaubt, dass dies wahre Liebe wäre, aber entweder bin ich so blind oder es klappt einfach nicht, Fakt ist nämlich: alles läuft aus dem Ruder.

Ich bin für einige Tage im Ausland gewesen, habe Studien gemacht, neue Dinge über Magie gelernt und geschufftet wie verrückt.
Mein Ziel ist es, irgendwann im Ministerium für Zauberei zu arbeiten, doch die Jobangebote sind knapp und nicht leicht zu ergattern. Da wir gleich zusammengezogen sind, hat sich für keinen von uns die Möglichkeit ergeben, das 7. Schuljahr in Hogwarts zu wiederholen.

Doch ich bin bereit, meine Zeit dafür zu opfern und mich voran zu kämpfen, denn was sich eine Hermine Granger in den Kopf gesetzt hat, geht nicht so schnell wieder raus.

Als ich aber heute Abend spät nach Hause gekehrt bin, hat mich kein Abendessen, nicht mal wohltuende Stille erwartet, nein, eine ganz besondere Überraschung.

Die Küche sah aus wie ein einziges Schlachtfeld, Müll lag herum, Geschirr war verschmutzt und die Essensreste schon angetrocknet. Das Bad und das Schlafzimmer waren unordentlich und chaotisch und vom Wohnzimmer darf ich schon gar nichts mehr sagen.

Natürlich könnte ich mit einem Zauberspruch alles im Nu versorgen. Doch ich finde, dass auch Muggel dies alleine und ohne magische Hilfe erledigen müssen, da will ich fair sein und meinen Haushalt auch ohne Zaubersprüche halten.

Was da Ron anbelangt: ich bin zu tiefst enttäuscht.

,,Ronald Weasley!"

Erschrocken setzt sich Ron auf und lässt seine Flasche fast fallen.
Durch den Vorhang an fettigen Strähnen, die ihm in die Augen fallen, starrt er mich an und merkt, dass ich auf eine Antwort von ihm warte.