Tiger's eye- Die 13. Zeitreisende

Kapitel 7

Nach der Vision von Caroline gestern Abend haben Melissa und ich noch viel diskutiert, da sie uns mehr als nur ein ungutes Gefühl bescherte. Mittlerweile hatte ich wirklich Angst, was in Zukunft so passieren würde. Aber eins war jedoch klar: Der gruselige Graf von Saint Germain, den meine Eltern vor einigen Jahren besiegt hatten, war wie auch immer zurückgekehrt und nun musste auch ich als Genträgerin dafür sorgen, dass er wieder verschwand. Die Hyäne, deren Identität immer noch unbekannt war, spielte auch eine große Rolle dabei. Allerdings -so wie es schien- sollte diese Person, wer auch immer sie ist, sterben und ich hoffte inständig, dass es niemand war, den ich kannte oder noch kennen und mögen lernen würde... Auch Tyler war diesmal erwähnt worden. Allerdings nur in einem Satz, aus dem wir nicht nur nicht schlau worden, sondern der uns auch Angst einjagte. Feuer der Hölle? Was sollte das bedeuten? Vielleicht würden wir mehr herausfinden, wenn wir endlich unsere Prophezeiungen zu Gesicht bekommen würden. Irgendwie musste doch Licht ins Dunkel zu bringen sein. Ich nahm mir fest vor, heute beim Elapsieren danach zu fragen. Vielleicht konnte ich mit einem von ihnen ja auch ein wenig reden und so etwas herausfinden. Meine Mum hatte mir allerdings gesagt, ich solle vorsichtig bei den Mitgliedern der Loge sein und ihnen nicht allzu sehr vertrauen. Apropos Mum, ich hatte sie gestern Abend nicht heimkommen gehört und hatte angekommen, dass sie erst spät nach Hause gekommen war, als ich schon eingeschlafen war, doch sie war nirgends zu sehen. "Mum?", rief ich, "Bist du da?" Keine Antwort. Schnell wählte ich ihre Nummer, doch nur die Mailbox ging dran. Das gefiel mir nicht. Auf einmal klingelte mein Handy. Dad! Mum hatte gar nicht gesagt, dass er wieder wach war! "Dad?", ging ich ran und war erleichtert, seine Stimme zu hören. "Hey Süße, wie gehts dir? Alles in Ordnung bei dir?", wollte er wissen. "Ja, soweit schon, aber Dad eigentlich sollte ich dich das fragen. Du hast schließlich für eine gewisse Zeit im Koma gelegen! Wie lang bist du wieder wach? Mum hat gar nichts gesagt!", antwortete ich aufgeregt. "Seit gestern Morgen. Deine Mum hat nichts gesagt? Wo steckt sie? Sie wollte gestern Abend nochmal anrufen, aber hat es nicht getan! Geht es ihr gut? Kann ich sie sprechen?" Mein Herz setzte einen Schlag aus. Noch nie hatte Mum vergessen, Dad anzurufen, wenn sie das verabredet hatten, falls sie sich mal nicht sehen konnten und etwas besprechen wollten. Das wurde ja immer schlimmer! Aber ich durfte Dad nicht unnötig aufregen, er war doch gerade erst wach geworden! "Sky! Was ist los? Wo ist sie?", seine Stimme klang angsterfüllt. "Alles gut, sie ist gerade unter der Dusche, sie ruft dich bestimmt später nochmal an. Mach dir keine Sorgen!", log ich, "Ich muss jetzt zur Schule, Dad, wir reden ein ander Mal weiter, ok?" "Okay, aber versprich mir, dass du auf dich aufpasst und nirgends alleine hingehst, hast du verstanden?" "Jiaa...?", erwiderte ich gedehnt und runzelte die Stirn. "Sie sind auf der Suche nach dir, Sky. Sie wollen dich um jeden Preis bekommen!" "Was? Wer will mich?", ein eiskalter Schauer überlief mich. Das hatte er auch gesagt kurz nach seinem unkontrollierten Zeitsprung, bevor er ohnmächtig geworden war. "Ich weiß nicht genau, wer sie sind und was ihr Ziel ist, wenn sie dich in die Finger bekommen, doch ich weiß nur eins: Der Graf von Saint Germain ist zurück und das bedeutet nichts Gutes! Pass auf dich auf, Süße! Er ist ein sehr gefährlicher Mann!"

Eigentlich hatte ich jetzt keine Nerven, um in der Schule zu sitzen und mich am Unterricht zu beteiligen. Ich hatte Mums Cousine Charlotte angerufen und sie um Hilfe gebeten, da ich Mum nirgends finden und aucht nicht erreichen konnte und seit dem suchen Charlotte und Caroline nach meiner Mutter, jedoch wurde ich gezwungen zur Schule zu gehen. Melissa hatte versucht, mir Mut zuzusprechen, doch ich konnte an nichts anderes denken als den gefährlichen Grafen und meine Mum. Was war, wenn er meiner Mum irgendetwas angetan hatte, nur um an mich ranzukommen? Die Sorge um meine Mutter zerfraß mich fast.
Später in der Pause saß ich mit Melissa wieder draußen auf unserem Stammplatz und sie versuchte mich irgendwie von der Sache mit meiner Mutter abzulenken und zu beruhigen, doch es gelang ihr nicht recht. Auf einmal kam Tyler auf uns zu und ich konnte ihm ansehen, dass er aufgebracht und frustriert war. "Hey", begrüßte er uns in ebenso aufgebrachtem Ton. "Hi, wa ist los?", wollte ich stirnrunzelnd wissen. Hoffentlich wurde der Tag nicht noch schlimmer. "Ich...", kurz sah er von mir zu Melissa und ich nickte als Zeichen, dass sie alles wusste und er vor ihr sprechen konnte, "Ich habe gestern mit meinem Vater und Falk über die Prophezeiungen gesprochen, aber sie wollen nicht, dass wir sie lesen. Wir dürfen gar nichts wissen und das bereitet mir wirklich Sorgen! Sie verheimlichen uns etwas und ich glaube nicht, dass es etwas Gutes ist! Außerdem bekomme ich das Gefühl nicht los, dass da etwas nicht stimmt in der Loge. Ich weiß auch nicht, wie ich das erklären soll, aber ich habe einfach so ein Bauchgefühl und das hat mich noch nie getäuscht... Ach und was ich dich noch fragen wollte: Warum halten die deine Mutter in der Loge fest?" Mit einem Mal klappt mein Mund auf und ich springe von der Bank, auf der ich eben noch gesessen hatte. "Die Loge hält meine Mum fest?!", ich schreie ihn fast an und er nickt bloß. Besorgnis blitzte in seinen Augen auf. "Wie können diese Schweine es wagen?!", fauchte ich, "Ich muss dorthin! Und zwar jetzt!" "Sky, beruhig dich, es gibt bestimmt eine logische Erklärung dafür!", versuchte Melissa meine Wut ein wenig zu dämpfen, doch in diesem Moment war ich zu aufgebracht, um mich wieder zu beruhigen. "Und welcher logische Grund wäre das bitte?! Sowas ist nicht logisch! Die sind einfach nur verrückte und machtbesessene Arschlöcher!", meine Stimme war so laut, dass sich manche der anderen Schüler sich schon zu uns umdrehten. "Hey!", meinte Tyler und packte mich am Arm, was an der Stelle trotz der Wut ein leichtes Kribbeln auslöste, "Das ist mein Dad, von dem du da sprichst, also sei vorsichtig! Ich weiß, dass er kein heiliger ist, aber grausam ist er auch nicht! Beruhig dich erst mal und dann gehen wir zusammen dorthin, einverstanden? Ich helfe dir bei der ganzen Sache, da liegt bestimmt irgendein Missverständnis vor!"

Plötzlich kommt Mums Cousine Charlotte über den Schulhof zu uns geeilt. Ich hatte durch unser Gespräch gar nicht bemerkt, wie sie mit der schwarzen Limousine angekommen war. Ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Die Wut war auf einmal wie weggeblasen. "Sky! Ich soll dich abholen und zur Loge bringen. Genauer gesagt euch beide. Dich auch Tyler. Sie müssen mit euch beiden reden, aber bevor wir fahren: Wisst ihr, wo Emilia ist? Sie hat mir geschrieben, dass es ihr nicht gut geht und ich sie an der Bushaltestelle abholen soll, doch dort ist sie nicht und sie geht nicht an ihr Handy!", meinte sie mit besorgtem Blick, doch keiner von uns wusste, wo sie war. "Ich habe sie heut noch nicht gesehen", antwortete ich, "Wir hatten heute noch keinen Unterricht zusammen." "Wenn es in Ordnung ist, werde ich sie suchen und nach Hause bringen, wenn ihr jetzt dringend weg müsst", entgegnete Melissa hilfsbereit und Charlotte wirkte ein wenig erleichtert: "Danke, das wäre sehr lieb von dir, denn Falk macht mir die Hölle heiß, wenn wir nicht so schnell wie möglich bei der Loge sind! Wenn ich Sky und Tyler dort abgesetzt habe, werde ich wieder hierher kommen und dann hole ich sie ab, okay?" Melissa nickte und so verabschiedeten wir uns von ihr und stiegen alle mit einem mulmigen Gefühl in die schwarze Limousine, um zum Gebäude der Loge zu fahren.